Großdeutsch
hieß die Partei in Deutschland, [* 2] welche im Gegensatz zur kleindeutschen (s. d.) die Einigung des Vaterlandes auf streng föderalistischer Grundlage mit Einschluß beider Großmächte, Österreichs und Preußens, [* 3] das sogen. Siebzigmillionenreich, erstrebte. Schon im Frankfurter Parlament war dieser Gegensatz hervorgetreten, namentlich im Frühjahr 1849, als die Beratung der Reichsverfassung zum Abschluß gebracht und die Frage der Kaiserwahl entschieden wurde.
Doch bestanden die Großdeutschen
aus zu verschiedenartigen
Elementen, als daß sie sich zu einer geschlossenen
Partei hätten
organisieren und ein positives politisches
Ziel verfolgen können. Nach dem
Sieg
Österreichs und der Mittelstaaten über
Preußen
[* 4] und die kleindeutsche
Partei machte sich die großdeutsche
Agitation bei der
Frage der
Aufnahme
Österreichs
in den
Zollverein bemerkbar. Erst als nach dem italienischen
Krieg 1859 der
Nationalverein sich bildete und die Einigung
Deutschlands
[* 5] mit preußicher ^[richtig: preußischer]
Spitze und Ausschluß
Österreichs erstrebte, versammelten sich die Großdeutschen
, 500 an der
Zahl, in
Frankfurt
[* 6] a. M. und gründeten daselbst den
Deutschen Reformverein, der aus aristokratischen,
klerikalen und demokratischen
Elementen, vorzugsweise aus Süddeutschland, bestand. Er trat nicht mit selbständigen politischen
Projekten auf, sondern unterstützte die
Aktion
Österreichs und der Mittelstaaten: so erklärte er sich für die
Reformakte des Fürstenkongresses und 6. Dez., wie der
Nationalverein, für das
Erbrecht des
Herzogs von
Augustenburg
und die Selbständigkeit der Elbherzogtümer.
Die
Niederlage des
Bundestags und der Mittelstaaten in der schleswig-holsteinischen
Sache und der
Frage des französischen Handelsvertrags 1864 und 1865 erschütterte
bereits den Einfluß der Großdeutschen
, die
Entscheidung von 1866 vernichtete ihn, und seitdem existieren Großdeutsche
nur noch, insofern manche, namentlich Ultramontane und Süddeutsche, die
Ausschließung
Österreichs als ein
Verbrechen oder
wenigstens als ein Übel bedauern und die Wiedervereinigung desselben mit dem
Deutschen
Reich noch nicht aufgegeben haben.