Geboren wurde daselbst der Stammvater des sächsischen Königshauses,
Albrecht der Beherzte, der sich deshalb auf seiner
Wallfahrt
nach
Palästina
[* 5]
Junker von Grym nannte. In Grimma wurden seit 1440 mehrereLandtage gehalten, auf deren einem
(1458)
KurfürstFriedrich der Sanftmütige die
Leipziger Neujahrsmesse stiftete. Hier verhandelten 1511-1546 Abgeordnete der
beiden sächsischen
Linien; durch den sogen. »Grimmaischen
Machtspruch« wurden 40jährige Streitigkeiten über
Münz- und Bergsachen
beigelegt. 1828 starb in Grimma der bekannte Verlagsbuchhändler
Göschen, der daselbst seine Druckerei hatte; zu seinen
Freunden gehörte der Dichter
Seume, der 1801 von Grimma aus seinen Spaziergang nach
Syrakus
[* 6] antrat.
Vgl.
Lorenz, Die Stadt Grimma, historisch
beschrieben (Leipz. 1871);
»Führer durch Grimma und Umgegend« (3. Aufl., Grimma 1882).
1) Amtshauptmannschaft in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, hat 846,54 qkm, (1890) 90918 (45163 männl., 45755 weibl.)
E. in 8 Städten und 177 Landgemeinden. - 2) Hauptstadt der AmtshauptmannschaftGrimma, 30 km südöstlich von Leipzig, links an der
Mulde, an den Linien Leipzig-Döbeln-Dresden und Glauchau-Wurzen (Muldenthalbahn) der Sächs. Staatsbahnen
[* 7] (2 Bahnhöfe),
[* 8] in einem Thalkessel reizend gelegen, ist Sitz der Amtshauptmannschaft, eines Amtsgerichts (Landgericht Leipzig),
Hauptsteueramtes, Rentamtes, einer Superintendentur, Bezirksschulinspektion, Bezirkssteuereinnahme, Straßen- und Wasserbauinspektion,
und
hat (1890) 8957 (4748 männl., 4209 weibl.) E., darunter 237 Katholiken, in Garnison (700
Mann) das 19. Königin-Husarenregiment, Postamt erster Klasse, Telegraph,
[* 9] Fernsprechverbindung; 4 luth.
Kirchen, darunter die 1685 erbaute Klosterkirche und die im 13. Jahrh. erbaute Frauenkirche,
eine kath. Kapelle, Rathaus (1442) und königl. Schloß, jetzt
Sitz der Behörden, ein Krieger- und ein Lutherdenkmal, ein 1838 gegründetes Schullehrerseminar, seit 1874 in einem ansehnlichen
Neubau, ein zweites Seminar für ältere Schulamtsaspiranten (seit 1855), Realschule mit Progymnasium,
neue Bürgerschule (1883) im Renaissancestil, Bezirkskorrektions- und Siechenhaus. Am bekanntesten
ist Grimma durch seine Landes- und Fürstenschule (Illustre Moldanum), welche Kurfürst Moritz in dem ehemaligen, 1288 gegründeten
Augustiner-Eremitenkloster errichtete.
Sie wurde eingeweiht und besteht seit dem Umbau von 1828 aus einem Alumnat (126 Schüler) sowie
aus 6 Pensionsstellen (Rektor Dr. Gehlert, 12 Lehrer, 6 Klassen, 161 Schüler) mit 104 Frei- und 22 Koststellen (s. Fürstenschulen).
Die Bibliothek umfaßt mehr als 10000 Bände. Die Anstalt befindet sich seit 1892 in einem prächtigen Neubau. Die ehemals
blühende Tuchindustrie sowie der Holzhandel haben aufgehört. Wichtig sind die Kunstmühlen, eine Eisengießerei
und Maschinenbauanstalt, eine Patentziegelei, Fabrikation von Brennereieinrichtungen, Glacéleder und Papierdüten, zwei Wäsche-
und Garnbleichen, Gerberei, Färberei und mehrere Druckereien für leinene und wollene Stoffe. Grimma besitzt sehr schöne Promenaden
und in unmittelbarer Nähe ausgedehnte und gutgepflegte Waldparkanlagen und wird als Sommerfrische sehr
besucht. In der Umgegend das der Fürstenschule gehörige Klostergut Nimbschen mit den Ruinen des 1251 gegründeten Cistercienserklosters,
in welchem Katharina vonBora lebte, das schön gelegene Hohenstädt, das Dorf Döben mit altem Schlosse, bereits 1185 als
Burg Dewin urkundlich, auf welcher Albrecht der Stolze seinen VaterOtto den Reichen gefangen gehalten haben
soll, und die Golzermühle mit Kunstmehlmühle, Maschinenbauanstalt und Papierfabrik. - Grimma ist sorbischen Ursprungs
und wird schon 1065 als Stadt erwähnt. Seit Erbauung des Schlosses, das schon 1200 stand, hielten die Markgrafen von Meißen
[* 10] und Kurfürsten von Sachsen
[* 11] hier öfters Hof.
[* 12] Am kam zu Grimma der sog. Grimmaische Machtspruch
zu stande, der die Streitigkeiten der beiden sächs. Linien über Lehns-, Münz- und Bergsachen schlichtete. -
Vgl. Lorenz,
Die Stadt in Sachsen, historisch beschrieben (Lpz. 1856-71);
Führer durch Grimma und Umgegend (4. Aufl., Grimma 1892).