Gresset
(spr. -ssä), Jean Baptiste Louis de, franz. Dichter, geb. zu Amiens, [* 2] trat in seinem 16. Jahr in den Jesuitenorden, vollendete seine Studien im Collège Louis le Grand zu Paris [* 3] und war eine Zeitlang Lehrer in der Provinz. 1730 trat er mit der Ode »Sur l'amour de la patrie« auf und 1734 mit dem Gedicht »Vert-Vert«, einem Meisterwerk liebenswürdiger Laune und geistreicher Poesie, welches in eleganten Versen und anmutigen Bildern die Geschichte eines in einem Nonnenkloster erzogenen und später in schlechter Gesellschaft verwilderten Papageien erzählt.
Einige Anspielungen in diesem äußerst günstig aufgenommenen Gedicht zogen ihm aber die Feindschaft seines Ordens zu, den er 1735 verlassen mußte; er wurde nun ein Liebling der guten Gesellschaft. Seine Tragödie »Édouard III« (1740) und das Schauspiel »Sidney« (1745),
unmögliche und langweilige
Stücke, beweisen, daß er sich über die
Richtung seines
Talents nicht recht klar gewesen ist. Erst mit dem fünfaktigen
Lustspiel »Le
[* 4] méchant« (1747) schuf er ein
Stück, mit
dem er
großen Beifall erntete, und welches die
Franzosen, trotzdem Bühnengerechtigkeit und wahre
Komik entschieden
vermißt werden, zu den besten jener Zeit rechnen. Nachdem Gresset
1748 in die
Akademie aufgenommen war, zog er sich nach
Amiens
zurück und begründete dort die
Akademie.
Nur für kurze Zeit kehrte er nach Paris zurück, wo er zum Direktor der Akademie gewählt war; auch die Einladung Friedrichs d. Gr., nach Berlin [* 5] zu kommen, lehnte er entschieden ab. Schon jetzt machte sich ein vollständiger Umschwung in den religiösen Ansichten des Dichters bemerkbar; seine Frömmigkeit wuchs in dem Maß, daß er 1759 in einem offenen Brief alle seine Irrtümer abschwor und seine weltlichen Poesien aufs feierlichste verdammte. Er starb in Amiens.
Nur in den
Jugendschriften Gressets
findet sich jener
Ton geistreichen
Scherzes und natürlicher
Grazie, der auch uns noch anspricht;
dahin gehören außer »Vert-Vert«: »Le
carême impromptu«, »Le lutrin vivant«, »La
chartreuse«. Was er nach seinem
»Méchant« geschrieben, wie »Le parrain magnifique«
(Dichtung in 10
Gesängen, erst 1810 gedruckt) u. a., ist vergessen. Seine
»Œuvres complètes« gaben Fayolle (Par. 1803, 3 Bde.)
und
Renouard (das. 1811, 2 Bde.)
heraus; einen
Band
[* 6]
»Poésies choisies« veröffentlichte Derome (1883). Einen von der
Akademie gekrönten
»Éloge de Gresset«
schrieb
Robespierre (1785, neue Ausg. 1868).
Vgl.
Saint-Albain Berville, Gresset
, sa vie et ses ouvrages
(Amiens 1863).