Grandson
(spr. grāngssong), s. Granson.
Grandson
4 Seiten, 3'157 Wörter, 21'542 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Grandson
(spr. grāngssong), s. Granson.
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Grandson.
Bezirk des Kantons Waadt,
Fläche 17406 ha. Bezirkshauptort ist Grandson.
Umfasst den nw. Abschnitt des Kantons und grenzt
im N. an den Kanton Neuenburg
(Bezirk Val de Travers),
im O. an den Kanton Neuenburg
(Bezirk Boudry)
und an den Neuenburgersee, im S. an die Bezirke Yverdon und
Orbe und im W. an den Bezirk Orbe
und an Frankreich. Der grösste Teil des Bezirkes ist Bergland und gehört zum Juragebirge,
das im NO. bis an den See herantritt, während im SW. zwischen See und Gebirge eine etwa 5 km breite Ebene liegt. Die Kette
des Chasseron zieht auf eine Länge von 20 km in der Richtung SW.-NO. von Sainte Croix bis zum Creux du Van;
sie erreicht ihre grösste Höhe im S. und trägt hier die drei Gipfel Le Cochet, Les Petites Roches und das Signal du Chasseron
(1611 m), den höchsten Punkt der ganzen Kette, sowie die nach W. vorgeschobenen Punkte der Mayaz und
Roche Blanche. An der S.-Grenze des Bezirkes liegt der kurze Kamm der Aiguilles de Baulmes (1563 m), die sich jenseits der Gorge
de Covatannaz im Mont Thévenon (1347 m) und in dem über Concise aufsteigenden Mont Aubert (1342 m) fortsetzt.
Chasseron und Aiguilles de Baulmes werden durch den kurzen Rücken des Mont des Cerfs, w. über Sainte Croix, mit einander verbunden. Hinter dem Mont des Cerfs liegt die grosse Hochfläche des Granges de Sainte Croix. An grössern Flussadern ist der Bezirk arm; die bedeutendsten Wasserläufe sind der von Sainte Croix herabkommende Arnon und die zwischen Provence und Mutrux durchfliessende Tannaz, die beide zum Neuenburgersee gehen. Im NW. entspringt die Noiraigue, die nach ihrer Vereinigung mit der Deneyriaz den Namen Buttes erhält, von rechts in die Areuse mündet und die Wasseradern vom Plateau des Granges und W.-Hang des Chasseron sammelt.
Der Bezirk lässt sich in drei gut von einander getrennte Siedelungszonen gliedern: 1. das Ufergebiet
oder die Ebene (450-650 m), zwischen See und Jurafuss, mit einer Reihe von grösseren Siedelungen (Grandson
und Concise am See,
Onnens, Bonvillars, Champagne, Fiez);
2. die Zwischenzone (650-950 m) am Jurahang, mit mehreren kleinen Dörfern (Villars-Burquin, Fontanezier, Mutrux, Provence);
3. die Bergzone (950-1300 m), mit zahlreicher Bevölkerung, die in Dörfern, Weilern oder Einzelsiedelungen wohnt;
hier die Gemeinden Sainte Croix, Bullet, Mauborget und Provence.
Der Bezirk zerfällt für
die Zwecke der Verwaltung in drei Kreise: Concise im NO., Grandson
in der Mitte und Sainte Croix im SW., von
denen die zwei ersten sich über alle drei Zonen erstrecken, während der letzte fast ausschliesslich auf die gebirgigen Gebiete
beschränkt ist. Der Bezirk Grandson
umfasst 20 Gemeinden und zwar im Kreis Concise die Gemeinden Concise, Bonvillars, Corcelles,
Fontanezier, Mutrux, Onnens und Provence; im Kreis Grandson
die Gemeinden Grandson, Champagne, Fiez, Fontaines,
Giez, Grandevent, Mauborget, Novalles, Romairon, Vaugondry und Villars-Burquin; im Kreis Sainte Croix die Gemeinden Sainte Croix und
Bullet. Zusammen 1900: 13550 Ew., 79 Ew. auf einen km2 (mit Einschluss der nicht besiedelten Zone über 1300 m). 1860 zählte
der Bezirk 11975 Ew., 1880: 12961 Ew., 1888: 13841 Ew. Es ist somit die Bevölkerungsziffer seit 1888 um
ein Weniges zurückgegangen. 12798 Ew. sind französischer, 590 deutscher und 148 italienischer Zunge;
12990 Reformierte, 545 Katholiken.
Hauptbeschäftigung der Bewohner der Uferzone und der ¶
Mehrzahl derjenigen der höhern Zone ist die Landwirtschaft in fast allen ihren Zweigen. Das angebaute Land verteilt sich wie folgt:
ha | |
---|---|
Gärten | 50 |
Wiesen und Baumgärten | 2134 |
Aecker | 4000 |
Wald | 5490 |
Bergweiden | 5159 |
Reben | 300 |
Gebäulichkeiten | 74 |
In den höhern Gegenden grosse Wälder und Sennberge, in den tiefern Lagen eine Anzahl von Weinbergen, von denen z. B. der von Bonvillars einen geschätzten Rotwein liefert. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 4599 | 4861 | 4302 |
Pferde | 568 | 531 | 552 |
Schweine | 1530 | 2668 | 2261 |
Schafe | 1224 | 750 | 351 |
Ziegen | 576 | 890 | 676 |
Bienenstöcke | 1523 | 1226 | 1303 |
Die industrielle Tätigkeit konzentriert sich in einigen wenigen Teilen des Bezirkes. So finden wir im
Kreis Sainte Croix vor Allem Uhrenmacherei und Fabrikation von Musikdosen, daneben aber auch Schreinereien, mechanische Werkstätten,
Giessereien und eine Phonographenfabrik. Champagne hat eine Uhrenfabrik und Mühlen, Grandson
eine grosse Tabak-, Zigarren-
und Zigarettenfabrik und eine Kartonfabrik. Bei Champagne Kalksteinbruch. Dem Verkehr dienen die Strassen
Neuenburg-Concise-Grandson-Yverdon (meist längs dem See hinziehend), Onnens-Vuitebœuf (verbindet die am Jurafuss gelegenen
Dörfer miteinander), Yverdon-Sainte Croix mit Fortsetzungen nach Pontarlier, Les Verrières und Fleurier, Grandson
-Mauborget
mit Fortsetzung nach Môtiers im Val de Travers, Mauborget-Bullet-Sainte Croix und Concise-Provence, sowie die Eisenbahnlinien
Neuenburg-Lausanne längs dem See und Yverdon-Baulmes-Sainte Croix. Postwagen von Sainte Croix nach L'Auberson,
Les Verrières, Buttes, Bullet und Le Château, von Grandson
nach Vuitebœuf, Villars-Burquin (im Sommer bis Mauborget) und Bonvillars,
von Concise nach Provence.
Grandson,
deutsch Grandsee (Kt. Waadt,
Bez. Grandson
). 450 m. Gem., kleine Stadt und Bezirkshauptort, am W.-Ufer des Neuenburgersees
und nahe seinem S.-Ende, 4 km ö. vom Jurafuss und 3,5 km n. Yverdon. An der Strasse Neuenburg-Yverdon; Strassen nach Mathod
u. Orbe, Vuitebœuf u. Sainte Croix, Fiez, Mauborget und ins Val de Travers. Station der Linie Neuenburg-Lausanne. Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwagen nach Vuitebœuf, Villars-Burquin (im Sommer bis Mauborget) und Bonvillars.
Gemeinde, mit den Weilern Les Tuileries, Corcellettes, Fiez-Pittet u. Perroset: 222 Häuser, 1771 Ew., worunter einige wenige Katholiken;
Stadt: 150 Häuser, 1334 Ew. Eigene reformierte Kirchgemeinde.
Acker- und Weinbau. Tabak-, Zigarren- und Zigarettenfabrik
mit Filiale in Yverdon; beschäftigt in Grandson
250, in Yverdon 200 Arbeiter. Kartonfabrik, am Arnon Mühlen.
Die am S.-Ende der Oberstadt stehende, dreischiffige Pfarrkirche zu Saint Jean Baptiste ist mit Ausnahme des später beigefügten
gotischen Chores im romanischen Stil gehalten und zeigt die Gestalt eines lateinischen Kreuzes; ihre Gründung reicht ins 11. oder 12. Jahrhundert
zurück, zu welcher Zeit sie einem Priorat angehörte.
Die Säulen im Innern stammen z. T. aus den römischen Ruinenstätten von Avenches und Yverdon; die Kapitäle mit abwechslungsreichen, oft grotesken Skulpturen geschmückt. Nachdem die Kirche in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch Feuer stark gelitten, haben die darauf folgenden, nicht in allen Teilen glücklichen Restaurationsarbeiten ihren ursprünglichen architektonischen Charakter wesentlich verändert; neue Reparaturen wurden nach der Reformation notwendig, worauf vor Kurzem eine dritte Restauration stattgefunden hat.
Bei dieser Gelegenheit sind schöne Glasmalereien eingesetzt worden. Nahe am See steht ein alter Turm, Ueberrest eines einstigen
Klosters oder einer Kirche der Franziskaner; er dient heute als Gefängnis. Daneben das Stadthaus, ein zierlicher moderner
Bau. Am N.-Ende der Stadt steht das von 4 Türmen flankierte Schloss, eines der grössten des Kantons. Es soll zu Beginn des 11. Jahrhunderts
vom Grafen Lambert I. erbaut worden sein und ist zu verschiedenen Malen umgebaut worden, so besonders durch Louis de Châlons-Orange.
Zuerst Sitz des Geschlechtes von Grandson
und später der Berner und Freiburger Landvögte, die die Landvogtei
abwechselnd regierten. Heute Privateigentum.
Das berühmte Edelgeschlecht derer von Grandson reicht bis weit um die Wende des 10. und 11. Jahrhunderts zurück und besass grosse Ländereien, die noch weit über die jetzigen Grenzen des Kantons Waadt hinübergriffen. Es hat den Diözesen Lausanne, Genf, Basel etc. Bischöfe gegeben. Einer der ersten Herren von Grandson war (zu Beginn des 11. Jahrhunderts) Lambert I.; zu Beginn des 12. Jahrhunderts lebte als einer der mächtigsten Herren im Lande Ebal I., der die Abtei im Jouxthale gründete; Peter II. stiftete Anfangs des 14. Jahrhunderts das Kloster La Lance (bei Concise) und hatte mit dem Grafen von Neuenburg und dem Haus Châlons Fehden auszufechten.
Unglücklich war das Ende des während 4 Jahrhunderten eine glänzende Rolle spielenden Geschlechtes. Otto III., der Sohn Peters II., war der Mitschuld an der Vergiftung des sog. Roten Grafen (Amadeus VII. von Savoyen) angeklagt und musste zu seiner Rechtfertigung 1397 in Bourg (in der Bresse) gegen Girard d'Estavayer zum Zweikampf antreten, der für ihn einen tötlichen Ausgang nahm. Seine Ländereien wurden vom Grafen von Savoyen in Beschlag genommen. Sein Sohn Hugo, wegen Hochverrates zum Tode verurteilt, konnte noch rechtzeitig fliehen, starb aber im Exil.
Auch ein anderes Glied der Familie, Johann von Grandson, Herrn von Pesmes (in Burgund), erreichte ein tragisches Ende. Wenige Jahre nach diesen stürmischen Vorgängen gab 1403 Herzog Amadeus VIII. von Savoyen die Herrschaft Grandson an Margaretha von Mömpelgard zu Lehen, nach deren Tod sie an Ludwig von Châlons Orange, den Mann ihrer Schwester Johanna, überging. Kaum war dieser gestorben (1466), so bemächtigte sich sein ältester Sohn Wilhelm des bei der Erbteilung seinem Bruder Hugo zugefallenen Schlosses Grandson. Hugo liess nun das Schloss durch seine unter der Führung von Peter von Crans stehenden Truppen angreifen. Diese setzten die vor dem Schlosseingang befindlichen hölzernen Gallerien in Brand, worauf das Feuer auf das Städtchen sich übertrug und es beinahe ganz einäscherte. Bald starb Wilhelm von Châlons Orange; sein Bruder Hugo übernahm die Herrschaft ohne Widerspruch und liess die Stadt ohne Säumen wieder ¶
aufbauen, was 1470 geschehen war. Nun folgen die Burgunderkriege, die den Namen Grandson mit neuem Glanz umgeben sollten. Als 1474 Karl der Kühne von Burgund mit einem grossen Heer in kölnisches Gebiet eingebrochen war, sandten ihm auch die Eidgenossen den Absagebrief und begannen, die Lehen Savoyens in der Waadt, auf denen burgundische Edle sassen, mit Krieg zu überziehen und für sich zu erobern. So fiel auch Grandson, dessen Schloss der Befehlshaber Peter Mayor de Romainmôtier, auch Peter von Jougne genannt, mangels an Nahrungsmitteln 1475 den Schweizern übergeben musste, die es mit einer Besatzung von 500 Mann belegten.
Inzwischen hatte Herzog Karl mit Deutschland Frieden und mit Frankreich einen Waffenstillstand geschlossen, so dass er zu seinem Vorgehen gegen die Eidgenossen freie Hand bekam. «Rachedürstend führte er seine Schaaren gen Süden ... Dann brach er mit einem glänzenden Heer, welches durch die savoyischen Verstärkungen zuletzt auf 30000 Mann anschwoll, Anfangs Februar 1476 über die Jurapässe herein. Ausser dem Geschütz, dem zahlreichsten und schönsten in Europa, folgte dem Heer ein ungeheurer Tross von Gepäckwagen, Wirten, Krämern und Weibern. So erschien Karl am Südende des Neuenburgersees vor der Feste Grandson, welche von 500 Bernern und Freiburgern besetzt war, und schlug auf den Anhöhen vor derselben sein Lager auf. Dieses glich einer förmlichen Stadt. Die Hütten und Zelte bildeten regelmässige lange Gassen. In der Mitte standen ein prächtig geschmücktes tragbares Haus, in welchem der Herzog wohnte, und die kostbaren Gezelte seines Gefolges. In einer Unmasse von Krambuden und Wirtschaften wurde alles feilgeboten, was der Bequemlichkeit oder Ueppigkeit der Soldaten dienen konnte. Das Ganze umschloss ein Ring von 4000 Wagen, und diese „Wagenburg“ war noch durch Palissaden und Gräben verstärkt. Bald sah sich die kleine Besatzung im Schloss zu Grandson völlig abgeschnitten. Anfänglich wehrte sie sich mutig. Aber die Mauern wurden zerschossen, Hungersnot trat ein, und noch zeigte sich keine Hilfe. Da nahte sich ein burgundischer Edelmann der Schlossmauer und rief der Mannschaft zu, sie solle sich keine Hoffnung auf Entsatz machen; schon sei Freiburg gefallen, Bern angegriffen und die Eidgenossen völlig entzweit; dennoch wolle ihnen der Herzog, gerührt über ihre Tapferkeit, freien Abzug gestatten. Durch solche Vorspiegelungen getäuscht, öffnete die Besatzung die Tore - am 23. Februar, nachdem das Städtchen schon am 21. durch Sturm genommen worden war -. Kaum hatte sie jedoch das Schloss verlassen, so wurden Alle auf Befehl des Herzogs ergriffen und teils an Bäumen aufgehängt, teils im See ertränkt. Hätten die Unglücklichen noch wenige Tage ausgeharrt, so wäre ihnen die ersehnte Rettung zu Teil geworden. Schon war das bernische Banner auf Neuenburg gerückt. Schlag auf Schlag trafen hier die Hilfsvölker der Eidgenossen ein, und auch von Basel und Strassburg kam Zuzug, so dass ein Heer von 18000 Streitern beisammen war, als die Kunde von dem Schicksal der Besatzung zu Grandson bekannt wurde. Von Schmerz und Wut ergriffen, beschlossen die Eidgenossen, sofort den Feind aufzusuchen. Früh morgens am 2. März setzten sie sich in Marsch ...» (Prof. Oechsli).
Die nun folgende Schlacht fand nahe den Dörfern Corcelles und Concise statt, wo zwischen Jura und See nur ein schmaler Durchpass offen ist. Die Eidgenossen hatten drei Kolonnen gebildet, deren eine (der linke Flügel) gegen das nahe dem See gelegene Vaumarcus marschierte, während die zweite längs der hoch gelegenen Vy d'Etraz vorstiess und die dritte den Mont Aubert umging, um auf Bonvillars zu von den Höhen herabzubrechen. Dem zwischen Corcelles und dem Berg stattfindenden Hauptkampf ging ein Gefecht an der Vy d'Étraz über Vaumarcus voraus. Lassen wir wieder der lebhaften Schilderung von Prof. Oechsli Raum: «Etwa 2 Stunden nordwärts von Grandson tritt das Juragebirge hart an den See und bildet einen ¶
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Bezirk des Kantons Waadt. Oberfläche 17670 ha.
Die Volkszählung von 1900 ergab 13550 Ew.;
die Bevölkerungsdichtigkeit beträgt 77 Ew. auf den km2.
Nach Sprache und Religion ist die Bevölkerung folgendermassen verteilt. 12807 französisch, 591 deutsch und 131 italienisch sprechende;
12979 Reformierte, 555 Katholiken.
Ausser einer Zigarren- und Zigarettenfabrik besitzt Grandson auf seinem Gebiete eine Kartonfabrik (in Perrosset).
Die Viehzählung von 1906 ergab folgende Zahlen:
1906 | |
---|---|
Rindvieh | 5378 |
Pferde | 575 |
Schweine | 2346 |
Schafe | 374 |
Ziegen | 763 |
Bienenstöcke | - |