Goyaz
,
Binnenprovinz Brasiliens, ist umringt von Minas Geraës, Bahia, [* 2] Maranhão, Pará und Mato Grosso und umfaßt ein Areal von 747,311 qkm (13,572 QM.). Das Land gehört ganz dem meist trocknen, mit Gras, Buschwerk und niedrigen Wäldern (den sogen. Catingas und Campos) bedeckten Tafelland Brasiliens an und wird fast in seiner ganzen Ausdehnung [* 3] von dem nach N. fließenden Tocantins durchzogen, mit dem sich der auf der Westgrenze fließende Araguay vereinigt. Nur der südliche Teil, wo sich das Pyreneosgebirge als Wasserscheide erhebt, gehört dem Flußgebiet des Paranahyba (auf der Südgrenze) an, der zum Parana fließt.
Das Klima [* 4] im Süden ist gesund, im tiefer gelegenen Norden [* 5] aber herrschen Faulfieber, und dort soll es auch Gegenden geben, wo selbst die Tiere Kröpfe haben. Die Einwohner (1883: 191,711, ohne die wilden Indianer, aber einschließlich von 6711 Sklaven, 1872: 10,652 Sklaven) bestehen vorwiegend aus Mischlingen von Negern, Indianern und Weißen. Die Goya-Indianer, nach denen die Provinz genannt ist, sind längst ausgestorben; aber große Gebiete sind noch im Besitz von wilden Indianern, von denen nur wenige sich auf den vom Staat unterhaltenen Missionen angesiedelt haben.
Viehzucht
[* 6] bildet die Haupterwerbsquelle, und ungebildete Viehbesitzer (Vaqueiros) stehen an der
Spitze der
Gesellschaft. Der
Ertrag des
Landbaues genügt kaum dem Lokalbedarf. Eine fabrikmäßige
Industrie besteht noch nicht, die
Gold- und Diamantengruben, einst eine
Quelle
[* 7] des
Reichtums, sind erschöpft, und die andern Mineralschätze des
Landes
(Eisen,
[* 8] Steinsalz) liegen vernachlässigt. An Verkehrswegen fehlt es, doch befahren seit 1869 kleine
Dampfer den
Araguay und den untern
Tocantins. Goyaz
zog schon im 17. Jahrh.
Gold- und Diamantensucher an, wurde aber erst 1722 von dem
Paulisten
Bartolomeo Bueno da
Silva in
Besitz genommen. Von 1749 bis 1755 betrug der Goldertrag jährlich an 6 Mill. Mk., aber seitdem
verminderte er sich von Jahr zu Jahr. Die öffentlichen
Einnahmen betrugen 1883-84: 124,108, die
Ausgaben 601,313
Milreis.
Keine
Provinz
Brasiliens hat seit der Unabhängigkeitserklärung so wenige Fortschritte gemacht wie diese. -
Die gleichnamige Hauptstadt (früher
Villa
Boa) liegt an einem Nebenfluß des
Araguay, dem
Rio
[* 9] Vermelho, der 70 km von der Stadt
schiffbar wird, hat aus ihrer bessern Zeit noch ansehnliche öffentliche Gebäude, wie
Kathedrale, Regierungspalast und
Rathaus,
und 8000 Einw.