Gounod
Charles François, Komponist, geb. zu Paris, [* 2] studierte am dortigen Konservatorium unter Halévy, Le Sueur [* 3] und Paer die Komposition und errang 1839 mit der Kantate »Fernand« den sogen. römischen Preis. Während seines Aufenthalts in Rom [* 4] bildete die italienische Kirchenmusik sein Hauptstudium; eine bei seiner Rückkehr in Wien [* 5] 1843 aufgeführte Messe im Palestrina-Stil war die erste Frucht desselben. Wieder in Paris angelangt, übernahm er die Leitung der Musik in der Kirche der Missions étrangères, ließ aber im übrigen nichts von sich hören bis zum April 1851, wo seine erste Oper, »Sappho«, in der Großen Oper zur Aufführung gelangte, welcher 1852 die Chöre zu der Ponsardschen Tragödie »Ulysse« und 1854 die fünfaktige Oper »La nonne sanglante« folgten.
Gounods
fernere dramatische
Arbeiten waren die nach
Molières gleichnamigem
Lustspiel bearbeitete komische
Oper »Le médecin
malgré lui« (1858) und die große
Oper
»Faust et
Marguerite« (1859), welch letztere einen durchgreifenden Erfolg hatte und
auch auf allen größern
Bühnen des
Auslandes Beifall fand. Selbst in
Deutschland,
[* 6] wo die Zurichtung der
Goetheschen Faustdichtung durch die Verfasser des
Libretto,
Barbier und
Carré, gerechten Unwillen hervorrief, vermochten die
Originalität und der Melodienreichtum der Gounod
schen
Musik sowie ihre durch geschickte Behandlung des
Orchesters noch erhöhte
dramatische Wirksamkeit alle litterarischen Bedenken so weit zu überwinden, daß der
»Faust« ein Liebling
des
Publikums wurde.
Spätere Opern sind: »Philémon et Baucis« (1860),
die sich nicht zu halten vermochte;
»La reine de Saba« (1862),
die nur in Paris und Darmstadt [* 7] zur Aufführung kam;
»Mireille« (1864),
die wieder bedeutenden Erfolg hatte;
welche auch die Runde über die deutschen Opernbühnen machte;
»Polyeucte« (nach Corneille, 1878),
die nur in Paris und zwar ohne Erfolg aufgeführt wurde;
endlich die ebenfalls auf Paris beschränkt gebliebene komische Oper »Cinq-Mars« und als letzte große Oper: »Le tribut de Zamora« (1881),
die wieder beifälligere Aufnahme fand.
Außerdem schrieb Gounod
wertvolle
Kirchenkompositionen, mehrere Oratorien
(»Redemption«, 1882 in
England, später auch in
Deutschland aufgeführt;
»Mors et vita«, 1885 in
England aufgeführt),
Kantaten etc., ferner
Symphonien, Klavierstücke und eine große Anzahl von Liedern. Zu seiner
Popularität
hat nicht wenig seine Bearbeitung des ersten Präludiums aus dem »Wohltemperierten
Klavier« von
Bach beigetragen, so wenig künstlerische Bedeutung dieser
Einfall auch beansprucht. Gounod
, der
1870-75 in
England verweilte, war schon 1866 an Clapissons
Stelle zum Mitglied der
Pariser
Akademie der
Künste erwählt worden
und wurde 1877 durch die Ernennung zum
Kommandeur der
Ehrenlegion ausgezeichnet.