Goncourt
(spr. gongkuhr), Edmond de und Jules de, franz.
Schriftstellerpaar,
Söhne eines Eskadronschefs der Kaiserzeit und Enkel von
Jean
Antoine Huon de Goncourt
, einem
Deputierten der
Nationalversammlung
von 1789, der ältere zu
Nancy,
[* 2] der jüngere zu
Paris
[* 3] geboren, betraten zuerst 1851 die schriftstellerische
Laufbahn und haben dieselbe seitdem immer in
Gemeinschaft rüstig verfolgt. Von einem ernsten
Streben beseelt
und durchaus selbständigen Kunstanschauungen huldigend, sind die
Brüder Goncourt
auf dem
Felde des
Romans neben
Flaubert die
Führer
der modernen naturalistischen
Schule, in welcher sie mit diesem gewissermaßen den rechten, aristokratischen
Flügel bilden,
während
Zola den jüngern linken und demokratischen befehligt.
Ihr Stil ist überaus sorgfältig gepflegt und von dem erstaunlichsten Farbenreichtum, aber nicht selten affektiert und etwas überladen. Den Grundton ihrer Romane bildet eine melancholische, pessimistisch resignierte Weltansicht, daher man dieselben zwar stets auf das lebhafteste angeregt, aber selten befriedigt und in angenehmer Stimmung aus den Händen legt. Wir nennen davon: »Les hommes de lettres« (1860; neue Aufl. u. d. T.: »Charles Demailly«, 1869);
»Soeur Philomène« (1861);
»Renée Mauperin« (1864);
»Germinie Lacerteux« (1865);
»Manette Salomon«, eine Erzählung aus dem Pariser Künstlerleben (1867),
und »Madame Gervaisais« (antiklerikal, 1869).
Daneben haben die
Brüder
Goncourt
auf dem Gebiet der
Kunst- und Kulturforschung in den Werken: »Histoire de la société française pendant
la
Révolution« (1854),
»La sóciété française pendant le Directoire« (1855),
»Portraits intimes du XVIII. siècle« (neue Aufl. 1878, 2 Bde.),
»Sophie Arnould d'après sa correspondance« (1857, 2. Ausg. 1876),
»Histoire de Marie-Antoinette« (1858),
»Les maîtresses de Louis XV« (1860),
»La femme au XVIII. siècle« (1862),
»L'art au XVIII. siècle« (3. Aufl. 1883, 2 Bde.),
»Gavarni, l'homme et l'artiste« (1873),
»L'amour au XVIII. siècle« (1875) u. a.
Vorzügliches geleistet und sich namentlich für die
Kunst- und Sittengeschichte des
vorigen
Jahrhunderts als geradezu klassisch
erwiesen. Nach dem
Tod Jules' de Goncourt
, der erfolgte, veröffentlichte Edmond allein noch die
ultrarealistischen
Romane: »La fille
Élisa« (1878),
die Geschichte einer Straßendirne, die unzählige Auflagen erlebte, »La Faustin« (1882) und »Chérie« (1885);
ferner »Les frères Zemganno« (1879),
ein rührendes Denkmal der Bruderliebe, sowie zwei schätzenswerte räsonierende Kataloge: »L'œuvre de Watteau« (1876) und »L'œuvre de Prudhon« (1877);
das kulturgeschichtliche Werk »La maison d'un artiste« (1881);
»La
Saint-Huberty d'après sa correspondance« (1882) und
Briefe seines
Bruders
(»Lettres de Jules de Goncourt«
, 1885).
Ein dreiaktiges
Schauspiel:
»Henriette
Maréchal«, das die
Brüder Goncourt
1865 zur Aufführung brachten, stieß wegen der Beziehungen,
in welchen die
Autoren zum kaiserlichen
Hof
[* 4] standen, auf heftigen
Widerspruch des republikanischen
Publikums.