Gomes
de
Amorim
, Francisco, einer der
bedeutendsten Dichter der
Iberischen Halbinsel, geb. zu Avelomar unfern
Porto, verbrachte die ersten Jahre in bitterer
Armut und kam noch als
Knabe nach
Brasilien,
[* 3] wo er jahrelang
ein abenteuerliches
Leben, bald in
Pará als Hande
lsbeflissener, bald im
Urwald bei den
Wilden des
Xingu und
Amazonenstroms, führte.
Die Bekanntschaft mit
Almeida-Garretts
Dichtung »Camões« führte ihn der
Poesie zu, und das wohlwollende
Entgegenkommen Garretts, mit
dem er sich in
Korrespondenz gesetzt hatte, bahnte dem jungen Dichter den Weg ins litterarische
Leben. Gomes
de Amorim
kehrte 1846 nach
Portugal
[* 4] zurück und nahm nun in
Lissabon
[* 5] an den innern
Bewegungen jener Zeit thätigen
Anteil. Aus
dem Jahr 1848 stammen einige seiner feurigsten Gedichte; er gewann bei
Freund und Feind
Anerkennung, allein
um seinen
Verdienst stand es so, daß er das Hutmacherhandwerk erlernte, um sich dadurch sein tägliches
Brot
[* 6] zu erwerben. 1851 endlich
erhielt er eine
Stelle im
Staatsdienst, und 1859 ward er zum Bibliothekar der
Marine
¶
mehr
ernannt. Die Akademie der Wissenschaften zu Lissabon hatte ihn bereits 1858 in ihren Schoß aufgenommen. Jetzt ist der Dichter
durch ein schweres Rückenmarksleiden bereits seit zwei Jahrzehnten ans Haus gefesselt. An Gedichten liegen von Gomes
de Amorim
vor: die
tief und warm empfundenen »Cantos matutinos« (2. Aufl. u. d. T.: »Versos«, Lissab. 1866) und
»Ephemeros« (2. Aufl. 1866);
»A flor de marmore« und »Hespanha-Murcia«;
ferner ein Band [* 8] letzter Gesänge: »Derradeiros cantos«, und »A ideia velha« (»Die alte Idee«),
Gedicht in zehn Gesängen.
Auch für die Bühne war Gomes
de Amorim
mit Erfolg thätig. Vor allem beachtenswert
ist sein dem brasilischen Leben entnommenes Drama »O cedro vermelho«, mit einem interessanten
Kommentar über Sprache
[* 9] und Sitten der Indianer Brasiliens; ferner: »Ghigi« (1852),
»A prohibição« und »Odio de
raça«. Auch »A abnegação«, »A
viuva«, »Figados de tigre«, »Os incognitos do mundo«, »Os herdeiros do millionario« u. a. sind ehrenvoll aufgenommene Bühnenstücke.
Eine neue Bahn betrat Gomes
de Amorim
im Roman, den er zur Darstellung erhebender Bilder der Vaterlandsliebe, zur Schilderung
des Seelebens und besonders zur Zeichnung von Land und Leuten seiner Heimat (Minho) benutzte. Hierher gehören: »Os selvagens«,
ein buntfarbiges Bild brasilischen Lebens, mit seiner Fortsetzung »O remorso vivo«;
ferner »Fructos de vario sabor«, »Muita parra e pouca noa«, »O amor da patria«, ein trefflicher Seeroman, und »As duas fiandeiras«, ein Bild aus dem Leben und Treiben Minhos.
Ein Denkmal feinen Witzes ist das von
Gomes
de Amorim
herausgegebene satirische »Diccionario de João Fernandes«. Zuletzt veröffentlichte er: »Garrett, memorias biographicas«
(Lissab. 1881, Bd. 1), ein für die
Geschichte der Romantiker in Portugal hochwichtiges Werk, in welchem nicht bloß Garretts poetische Entwickelung,
sondern ein Stück der innern Geschichte Portugals dargestellt ist. Eine Sammlung seiner Werke erschien in 8 Bänden (Lissab.
1866-70).