Godoy
(spr. godo-i),
Don
Manuel Godoy
Alvarez de
Faria,
Herzog von
Alcudia,
Friedensfürst, span. Staatsmann, geb.
zu
Badajoz, trat, 17 Jahre alt, zu
Madrid
[* 3] in die wallonische
Garde, wurde als Nachfolger seines ältern
Bruders Geliebter der sittenlosen
Marie
Luise,
Prinzessin von
Asturien, und erlangte nach dem
Tod
Karls III. (1788) auch politischen Einfluß,
da er sich nicht nur in der
Gunst der
Königin behauptete, sondern sich auch das unbedingte Vertrauen ihres Gemahls
Karl IV.
erwarb. 1792 wurde er zum
Granden erster
Klasse,
Marques von
Alvarez und
Herzog von
Alcudia ernannt und Mitglied des
Staatsrats, 15. Nov. d. J.,
nach
Arandas
Sturz, sogar
Chef der
Regierung und
Minister des
Auswärtigen.
Nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. erklärte er der französischen Republik den Krieg, der aber so ungeschickt geführt wurde, daß die spanischen Heere wiederholte Niederlagen erlitten und die Franzosen in Spanien [* 4] eindrangen. Gleichwohl erlangte er als er sich dem Baseler Frieden anschloß, so günstige Bedingungen, daß Karl IV. ihn zum »Friedensfürsten« (principe de la paz) ernannte. Die innern Angelegenheiten leitete er mit ebenso frevelhafter Frivolität wie die auswärtigen.
Trotz der durch unsinnige
Verschwendung verursachten Finanznot
schloß er mit
Frankreich ein Offensivbündnis und begann einen
Seekrieg mit
England, der
Spaniens
Handel vernichtete und seine Herrschaft in den amerikanischen
Kolonien
ins Wanken brachte. Von allen Seiten heftig angegriffen, wurde Godoy
im März 1798 entlassen. Doch bald erlangte er
wieder die volle
Gunst des Königspaars, dessen
Nichte er 1797 geheiratet hatte.
In dem kurzen
Krieg mit
Portugal 1801 wurde er
zum
Generalissimus ernannt und zwang mit einem spanisch-französischen
Heer
Portugal zum
Vertrag von
Badajoz,
worauf
er an die
Spitze der gesamten Land- und
Seemacht
Spaniens gestellt wurde.
Godoys
Dünkel und Übermut überschritten nun alles
Maß; er reizte
Frankreich wie
England zugleich durch seine Anmaßungen
und verwickelte
Spanien in einen neuen
Krieg mit letzterer Macht, in welcher die letzte spanische
Flotte
in der
Schlacht von
Trafalgar (1805) vernichtet wurde. Seit langem trugen sich Godoy
und die
Königin mit geheimen
Plänen, nach
Karls IV.
Tod oder
Abdankung den
Prinzen
Ferdinand von
Asturien ganz oder auf Zeit vom
Thron
[* 5] auszuschließen und Godoy
zum
Regenten
einzusetzen.
Ferdinand suchte nun in geheimer
Verbindung mit
Napoleon Godoy
zu stürzen; sein Vorhaben ward aber 1807 entdeckt, worauf er nur
aus
Furcht vor dem französischen
Kaiser begnadigt ward. Godoy
, zum Großadmiral von
Spanien und
Indien mit dem
Titel Alteza ernannt,
schien fester als je zu stehen. Jetzt aber schritt
Napoleon ein, um unter dem Vorwand des
Kriegs mit
Portugal
Spanien zu besetzen und der bourbonischen Dynastie ein Ende zu machen. Godoy
wollte mit dem Königspaar nach
Amerika
[* 6] entfliehen;
aber ein Volksaufstand in
Aranjuez verhinderte die
Flucht und erzwang von
Karl IV. die Entlassung des allen verhaßten
Günstlings, der in seinem
Versteck entdeckt, vom
Pöbel arg gemißhandelt wurde und nur mit Mühe dem
Tod entging. Es wurde
ihm nun der
Prozeß gemacht, indes
Napoleon verlangte seine Entlassung nach
Bayonne, wo er
Karl IV. zur gewünschten
Thronentsagung
bereden sollte, was um so eher that, da bei dem
Haß des
Volkes seine
Rolle in
Spanien ausgespielt war. Er
begleitete
Karl IV. nach
Compiègne, dann nach
Rom,
[* 7] während sein
Vermögen in
Spanien eingezogen wurde. 1847 wurde er wieder
in seine
Ehren und
Güter eingesetzt, blieb aber in
Paris,
[* 8] wo er starb. Er war nicht ohne
Talent,
aber von gemeiner
Gesinnung
¶
mehr
und der gröbsten Sittenlosigkeit. Seine wenig glaubwürdigen, ruhmredigen Memoiren erschienen französisch zu Paris (1836, 8 Bde.; deutsch von Diezmann, Leipz. 1836-37, 4 Bde.).
Vgl. Baumgarten, Geschichte Spaniens vor Ausbruch der französischen Revolution, Bd. 1 (Leipz. 1865). -
Den Titel Herzog von Alcudia führt jetzt ein Sohn seiner Tochter, Prinz Adolf Ruspoli.