Goa
,
portugies. Gebiet an der Westküste
Vorderindiens, zwischen den
Distrikten Ratnagiri und Nordkananor der britisch-ostindischen
Präsidentschaft
Bombay,
[* 2] gegen O. begrenzt von den Westghats, umfaßt die
Provinzen Goa
, Salcete und Bardez, die
Insel Angedive
u. a., im ganzen 3270 qkm (59 QM.) mit (1881)
445,449 Einw., darunter 615
Europäer und 256,611
Eurasier und christliche
Inder. Die
Küste ist sumpfig
und ungesund, doch erhebt sich das Land schnell und bedeckt sich nach den
Ghats zu mit schönen, von Flüßchen durchzogenen
Wäldern.
Hauptprodukte sind:
Reis,
Baumwolle,
[* 3]
Kokosnüsse und Arak aus Palmensaft. Die zum großen Teil aus
Mischlingen bestehende
Bevölkerung
[* 4] ist friedliebend und arbeitsam, bekennt sich meist zur katholischen
Religion unter einem
Erzbischof, spricht
einen durch portugiesische Zuthaten korrumpierten
Dialekt und hat eine der europäischen ähnliche
Kleidung angenommen. Hauptstadt
ist Pandschim oder Vilha nova de Goa
, links am Mandawi, mit (1881) 8440 Einw.,
Sitz des
Generalgouverneurs für
Portugiesisch-Indien (Goa
,
Daman,
Diu und Gogola); es hat außer den Regierungsgebäuden
eine
Kathedrale,
Lyceum,
Bibliothek,
Ackerbauschule, Standbild
Albuquerques u. a.
Alt-Goa ist jetzt ganz verfallen, aber noch Sitz
eines
Erzbischofs und besitzt aus seiner frühern Glanzperiode noch einige hervorragende Bauten, wie die mächtige
Kathedrale,
und die
Kirche mit den Gebeinen des heil.
Franz Xaver, aber nur 1882 Einw. Hier ward Mitte des 16. Jahrh.
durch jesuitische
Missionäre die erste
Buchdruckpresse aufgestellt, und erst Ende des 17. Jahrh. verfielen die
Presse
[* 5] und die
wissenschaftlichen Bestrebungen ihrer
Leiter
(Europäer) unter dem Einfluß der zu den höhern
Weihen zugelassenen Eingebornen.
Der Hafen ist geräumig und sicher, der Verkehr aber gering;
zur Ausfuhr kommen: Kokosnüsse, Salz, [* 6] Zimt, Früchte, Pfeffer u. a. -
Goa
war bis 1370 ein von fremden
Händlern besuchter Seehafen unter angestammten
Königen;
damals eroberte es der König von Widschajanagar. Im J. 1469 vertrieb die Hindufürsten Sultan Mohammed II. von Dekhan, was die Einführung des Islam zur Folge hatte;
1510 nahm Alfonso de
Albuquerque, der zweite portugiesische
Gouverneur
von
Indien, die Stadt, verlegte
den Sitz seiner
Regierung hierher und erhob Goa
zur Hauptstadt der portugiesischen Besitzungen in
Indien. 1759 wurde der Regierungssitz
nach dem gesündern Neu-Goa
oder Pandschim verlegt.
Ein Volksfest ist das Umhertragen der Gebeine des heil. Xaver, der mehr Asiaten zu Christen bekehrte als irgend ein andrer Missionär und hier begraben liegt (s. oben). Ein neues Erblühen des seit langem daniederliegenden Handels wird von der Eisenbahn nach dem Innern und den neuen Hafenanlagen erhofft, zu welchen der Grundstein gelegt wurde.
Vgl.
Fonseca, Historical and archaeological sketch of the
city of Goa
(Bombay 1878).