Goßmann
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Friederike, ausgezeichnete Schauspielerin, geb. zu Würzburg [* 3] als Tochter eines Gymnasialprofessors, mit dem sie in früher Jugend nach München [* 4] kam. Nachdem sie durch Konstanze Dahn ihre theatralische Ausbildung erhalten, debütierte sie 1853 als Leonie (»Frauenkrieg«) in München und ging dann nach Königsberg, [* 5] wo sie, wie auch in Elbing, [* 6] Danzig [* 7] und Gumbinnen, [* 8] ungewöhnliches Interesse erregte. 1855 kam sie an das Thaliatheater in Hamburg, [* 9] 1857 an das Hofburgtheater in Wien. [* 10]
Hier spielte sie zuerst die Grille, eine Rolle, welche durch sie eine typische Gestaltung erhielt und mit ihrem Namen gleichsam identisch wurde. Infolge ihrer Vermählung mit dem Baron Karl v. Prokesch-Osten (1861) zog sie sich von der Wiener Hofbühne zurück. Von 1862 bis 1867 gastierte sie noch während der Wintermonate auf den größern Bühnen Deutschlands, [* 11] auch in St. Petersburg [* 12] und Amsterdam; [* 13] später wirkte sie nur noch in Wohlthätigkeitsvorstellungen mit und lebt jetzt meist in Gmunden.
Aus ihrem Repertoire führen wir noch ihre Lorle (»Dorf und Stadt«),
ihre Julie (»Sie schreibt an sich selbst«),
Margarete (»Erziehungsresultate«),
Jeanne (»Lady Tartüffe«) und die Picarde an. In Hamburg spielte sie einst neben Levassor sogar die Carlotta in »La nuit aux soufflets« mit der Sicherheit und Verve einer gebornen Französin. Natürlichkeit nach der neckischen wie nach der rührenden Seite hin war der unbeschreibliche Reiz, der alle ihre Darstellungen umgab und das Ergebnis ihrer sorgfältigsten Studien stets wie Äußerungen des Augenblicks erscheinen ließ.