[* 1] 1) (Schwäbisch-Gmünd) Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, 319 m ü. M.,
an der Rems und der Remsthalbahn, ehemalige freie Reichsstadt mit Türmen und Mauern, hat 5 Kirchen, darunter
die prächtige gotische Heiligekreuzkirche (1351-1510 erbaut), die romanische, neuerlich stilgemäß restaurierte St. Johanniskirche
und in der Nähe die in den Felsen eingehauene Wallfahrtskirche St. Salvator. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit
Garnison (1 Füsilier-Bat.
Nr. 121) auf 15,321, darunter 4767 Evangelische.
Hauptindustriezweig ist die Bijouterie- und Silberwarenfabrikation, welche etwa 80 größere und kleinere Betriebe zählt
und
ihr Absatzgebiet in allen Weltteilen hat. Umfangreich ist auch die Galvanoplastik, die Bronze-, Zigarren-, Wachs- und Regulatorengehäuse-Fabrikation
wie der Obst- und Hopfenbau. hat ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, ein Reallyceum, ein kathol. Lehrerseminar, 2 Taubstummenanstalten,
eine Blindenanstalt, ein Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern, eine Irrenanstalt, ein Zuchthaus, 2 Spitäler etc. und ein Kunstgewerbemuseum.
Schöne Punkte der nächsten Umgegend sind die sogen. Kleine Schweiz und der Lindenfürst mit Aussicht auf den nahen Hohenstaufen,
den Rechberg und Stuifen. - Gmünd, ehemals Kaisersreuth genannt, wird zuerst 1188 genannt und gehörte zu den
Besitzungen der staufischen Herzöge von Schwaben. Im 13. Jahrh. wurde es eine Reichsstadt, und seine Einwohnerzahl stieg bald
auf 18,000; 1331 trat es in den Schwäbischen Städtebund und hatte mit Württemberg, an welches es 1353 verpfändet wurde,
öfters blutige Fehden. Im Schmalkaldischen Krieg stand es auf seiten der Kaiserlichen. Im Dreißigjährigen
Krieg ward Gmünd von den Schweden hart mitgenommen, 1803 kam es an Württemberg. Gmünd ist Geburtsort des Malers Hans Baldung (genannt
Grien) und des Miterbauers des Mailänder Doms, Heinrich von Gmünd.
Vgl. Grimm, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd (Gmünd
1869);
Kaißer, Führer durch Gmünd (das. 1882). -
2) Stadt im Erzherzogtum Österreich unter der Enns, Bezirkshauptmannschaft Waidhofen, an der Lainsitz und der Eisenbahn Wien-Eger,
von welcher hier die Linie nach Prag abzweigt, mit Schloß des Erzherzogs Siegmund nebst Park, (1880) 2439 Einw., großer Eisenbahnwerkstätte,
Shawlweberei u. Steinbrüchen. Die Stadt kommt bereits zu Ende des 11. Jahrh. vor.
1) Oberamt im württemb. Jagstkreis, hat (1890) 36836 (17749 männl., 19087 weibl.) E., darunter 9992 Evangelische und 97 Israeliten, 2 Städte
und 24 Landgemeinden. –
Textfigur:
2) Gmünd oder Schwäbisch-Gmünd, Oberamtsstadt im Oberamt Gmünd, 51 km im SO.
von Stuttgart, an der Linie Stuttgart-Nördlingen der Württemb. Staatsbahnen, in dem reizenden Thale der von einer schönen
Brücke überspannten Rems, ist Sitz des Oberamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Ellwangen) und trägt mit ihren
Kirchen, Türmen und einigen Bruchstücken der Ringmauer immer noch das Gepräge einer alten Reichsstadt.
Die Stadt hat (1890) 16818 (8238 männl., 8580 weibl.) E., darunter 5330 Evangelische und 97 Israeliten, in Garnison das 3. Bataillon
des 122. Infanterieregiments Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn, und die 4. Abteilung des 29. Feldartillerieregiments
Prinz-Regent Luitpold von Bayern; Post, Telegraph, ein Reallyceum (Realprogymnasium), eine Zeichen-, Ciselier-
und eine gewerbliche Fortbildungsschule mit Gewerbemuseum, kath. Lehrer- und Lehrerinnenseminar, eine königl. und eine Privattaubstummenanstalt,
ein Blindenasyl, eine bedeutende Irrenanstalt unter der Leitung der Barmherzigen Schwestern, deren Mutterhaus in Gmünd ist, zwei
Hospitäler, ein musterhaftes Zuchthaus (in dem ehemaligen, 1240 erbauten Dominikanerinnenkloster Gotteszell).
Unter den sechs Kirchen sind besonders merkwürdig die roman. St. Johanniskirche, in letzter Zeit renoviert,
und die got. Heiligkreuzkirche, 1510 vollendet, mit Türmen (1492), Portalskulpturen (1380) und Altarschnitzereien (15. Jahrh.).
Die außerhalb der Stadt auf einer Anhöhe gelegene Salvatorkirche mit zwei in den Felsen gehauenen Kapellen
ist eine sehr besuchte Wallfahrtsstätte. Von den vielen Kapellen bestehen nur noch die zu St. Joseph und Herrgottsruhe; die
Gebäude der 1803 eingezogenen Klöster werden zu andern Zwecken benutzt. Handel und Gewerbfleiß, im Mittelalter in hoher
Blüte, sanken seit Anfang des 17. Jahrh., haben sich aber in neuerer Zeit wieder
sehr gehoben. Es besteht besonders Fabrikation von ciselierten und gravierten Gold- und Silberwaren (s. Goldwaren), von Kupfer-,
Bronze- und Messingwaren,
mehr
Wachsarbeiten, Mobilien, Tabletterie-, Holzschnitz- und Drechslerwaren; ferner Eisengießereien, Mühlwerke sowie Obstbaumzucht.
Bedeutend ist die Ausfuhr von Gold- und Silberschmuckwaren und silbernen Geräten. 7 km im SW. zwischen dem Hohenstaufen und
dem Stauffen die zwei Kuppen des Rechberges, die eine mit einer Wallfahrtskirche, die andere mit der Ruine des ehemaligen Schlosses
Rechberg oder Hohenrechberg, der Stammburg der Grafen von Rechberg. – Gmünd hieß früher Kaisersreuth und machte sich nach dem
Aussterben des hohenstaufischen Hauses reichsfrei. Ungeachtet der innern Fehden zwischen Patriciat und Zünften, die selbst
noch zu Anfang des 18. Jahrh, sich erneuten, blieb es selbständig, bis es 1803 an Württemberg kam. -
Vgl. Grimm, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd (Gmünd 1867);
Kaißer, Führer durch Gmünd und seine Umgebung (ebd. 1882).
1) Stadt im Gerichtsbezirk Schrems der österr. Bezirkshauptmannschaft Waidhofen a. d. Thaya in Niederösterreich, rechts an der
Leinsitz, in welche daselbst die Braunau mündet, an den Linien Wien-Gmünd-Pilsen-Eger und Gmünd-Prag (186 km)
der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 1015, als Gemeinde 2331 E., Post, Telegraph, Reste einer alten Befestigung, Schloß
des Erzherzogs Rainer mit bedeutendem Grundbesitz, bedeutende Werkstätten der Franz-Josephsbahn, eine Teppichfabrik, Schmieden,
Sägemühlen und in der Umgegend große Glasfabriken. –
2) Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Spittal in Kärnten, hat (1890) 895, als Gemeinde 905 deutsche
E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (690,50 qkm, 6 Gemeinden, 97 Ortschaften, 8079 deutsche meist kath. E.),
guterhaltene Mauern und Thore, schöne got. Kirche, neues Schloß des Grafen von Lodron, Eisenhammer, Blech- und Formeneisenwalzwerk,
Walzwerke, Handel mit Holz und Vieh. Der Name der Stadt kommt von ihrer Lage am Zusammenflusse der Malta und
Lieser (732 m), und diese Lage am Ausgange zweier durch landschaftliche Reize ausgezeichneter Hochgebirgsthäler macht sie
zum Zielpunkte vieler Reisenden. Eine Höhe nördlich der Stadt trägt die Reste des alten Schlosses. Nordöstlich von Gmünd, nahe
der Salzburger Grenze, die Eisengruben Grünleiten, Altenberg und Innere Krems, mit mächtigen Lagern von
Braun-, Magnet- und Spateisenstein, stammen aus dem 15. Jahrh. Die geschmolzenen Erze werden in Eisentratten verschmolzen, wo
außer dem Hochofen noch eine Frisch- und Puddelhütte sich befindet.