Titel
Glanz
,
eine auf Körperflächen auftretende eigentümliche spiegelnde
Reflexion
[* 2] des
Lichts, bei
welcher die
Farbe nicht in Betracht kommt. Der Glanz
hängt offenbar mit der innern
Beschaffenheit der
Körper zusammen; je größer
die
Kontinuität eines
Körpers ist, um so mehr wird er glänzen können, denn jede
Unterbrechung seines Zusammenhanges wird
eine regelmäßige Zurückwerfung der
Strahlen verhindern. Dem entsprechend sind
Kreide,
[* 3]
Kalkstein,
Thon
glanzlos.
Je stärker ein
Körper das
Licht
[* 4] bricht, um so größer ist sein Glanz
, wie wir dies beim
Diamanten, beim
Schwefel etc.
beobachten.
Über die Entstehung des
Glanzes hat
Dove
Aufklärung gegeben. Wenn man im
Stereoskop
[* 5] eine
Zeichnung von weißen
Linien auf schwarzem
Grund mit einer andern von schwarzen
Linien auf weißem
Grund verbindet
und sie durch ein vor beide
Augen
gehaltenes farbiges
Glas
[* 6] betrachtet, so erscheint das
Relief wie spiegelndes
Metall. Bei einem
Rubinglas und heller
Beleuchtung
[* 7] erscheint das
Relief wie poliertes
Kupfer.
[* 8] Glanz
entsteht durch das Zusammenwirken des weißen
Lichts, welches an der glatten Oberfläche
des
Körpers gespiegelt wird, mit dem häufig durch
Absorption gefärbten diffusen
Licht, welches aus größerer
oder geringerer Tiefe aus dem Innern des
Körpers dringt.
Die beiden Lichtmassen wirken auf das
Auge
[* 9] aus verschiedenen
Entfernungen.
Indem nun das
Auge sich den aus dem Innern kommenden
Lichtstrahlen anpaßt, kann das von der Oberfläche zurückspiegelnde
Licht nicht deutlich gesehen werden,
und das
Bewußtsein dieser undeutlich wahrgenommenen
Spiegelung
[* 10] erzeugt die
Vorstellung des
Glanzes. Der Glanz
verschwindet, wenn
man die
Spiegelung fortschafft, indem man z. B. unter dem Polarisationswinkel durch ein
Nicolsches Prisma
[* 11] auf den
Firnis eines
Gemäldes sieht (vgl.
Dove,
Farbenlehre etc.).
Vom Glanz
der
Körper hat man bisher fast nur in der
Mineralogie einen wissenschaftlichen
Gebrauch gemacht.
Man unterscheidet darin die Art des
Glanzes und die
Stärke
[* 12] desselben aber nur empirisch nach dem sinnlichen
Eindruck. Die Art
des
Glanzes dürfte wohl kaum spezifisch verschieden sein; vielmehr scheint auch hier nur verschiedene
Intensität zu
Grunde
zu liegen, so daß die einzelnen
Grade der
Stärke wieder in drei Unterabteilungen zerfallen, welche man
als stark glänzend
(Bleiglanz), glänzend
(Kalkspat)
[* 13] und schwach glänzend
(Chalcedon) zu unterscheiden pflegt.
Als verschiedene Arten des Glanzes hat man folgende aufgeführt:
1) Metallglanz
, bei undurchsichtigen
Körpern, spiegelt 0,66-0,50 des auf ihn fallenden
Lichts zurück, wird
unterschieden in vollkommenen, an verarbeiteten und gediegenen
Metallen, bei
Glanzen,
Kiesen und einigen
Erzen, und unvollkommenen,
am Tantalerz, Uranerz und an mancher
Steinkohle;
2) Diamantglanz
, ein Metallglanz mit
Durchsichtigkeit, wird unterschieden in metallähnlichen, bei den dunkelroten Abänderungen
der
Rubinblenden oder dem
Rotgüldigerz, und in gemeinen, beim
Diamant,
[* 14]
Schwefel etc.;
3) Fettglanz, bei fetten Ölen, beim Granat, [* 15] Pechstein, Eläolith, Fettquarz, vermindert sich, wenn die spiegelnden Flächen sehr klein werden, zum Wachsglanz;
4) Glasglanz, spiegelt 0,025 des auffallenden Lichts zurück, findet sich beim Glas, Quarz, Smaragd, [* 16] beim Wasser, Eis [* 17] etc.;
5) Perlmutterglanz, findet sich nur da, wo Lamellen vorhanden sind, bei durchscheinenden Körpern, die entweder wasserhell, weiß oder doch nur schwach gefärbt sind, kann daher bei allen vorigen Arten vorkommen, wenn die übrigen Bedingungen nicht fehlen, und wird unterschieden in den gemeinen, bei Perlmutter, Talk, und metallähnlichen, bei Schillerspat und Talkglimmer. Der Seiden- oder Atlasglanz ist ein Perlmutterglanz bei faserigen Körpern, wie bei der Seide, [* 18] dem Asbest, dem Fasergips. Er verträgt eine stärkere Färbung, da der Glanz der Oberfläche gegen den innern Glanz untergeordnet erscheint. Besteht ein Körper aus einem Aggregat verschiedener kleiner Teilchen mit ebenen Oberflächen, so zeigt sich nur eine Andeutung des Glanzes, und er heißt dann schimmernd, wie Feuerstein, Thonschiefer etc. Auch glänzende Körper können dieses Schimmern zeigen, wie z. B. roter Siegellack. Besitzt ein Körper gar keinen Glanz, so nennt man ihn matt. - Glanz heißt auch eine aus kleinen, feinen Blättchen bestehende oder gröblich gestoßene Glasmasse, welche man als Streusand und zur Verzierung ordinärer Bilder gebraucht, indem man sie auf die mit Gummi überzogenen klebrigen Farben streut.