Glückshafen
,
auch Glückstöpfe, bezeichnet eine Verlosung, die gegen Ende des Mittelalters ¶
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aus Italien [* 3] nach Deutschland [* 4] eingeführt wurde und ihren Namen davon hat, daß die Lose in Häfen oder Töpfe gelegt und aus denselben gezogen wurden. Die ältesten in Deutschland – 1470 in Augsburg, [* 5] 1477 in Erfurt, [* 6] 1480 in Gmünd, [* 7] 1489 in Nürnberg [* 8] – waren mit Schießen [* 9] verbunden, denen der erzielte Gewinn zu teil wurde. Der Name eines jeden, der ein Los nahm, wurde auf einen besondern Zettel geschrieben und in einen Hafen eingelegt; in den zweiten Hafen kamen ebensoviele weiße Zettel, von denen dann so viele beschrieben wurden, als es Gewinne gab.
Zuerst wurde ein Name aus dem ersten, dann ein Zettel aus dem zweiten Hafen gezogen. Die Verlosungen fanden
mit großem Gepränge unter obrigkeitlicher Leitung statt; die Gewinne waren meist silberne Geschirre oder Schmuckgegenstände.
Später wurde mannigfache Schwindelei damit getrieben und die Glückshafen
, die man Privatpersonen, Glückshafner
genannt, häufig gestattete, dazu benutzt, sonst unverkäufliche Sachen an den Mann zu bringen. In manchen
Städten der Niederlande
[* 10] wurden aus den Gewinnen die Spitäler erhalten. Heute dient der Gewinn ausschließlich zu wohlthätigen
und gemeinnützigen Zwecken.