Gesichtslä
hmung
(Facialislähmung, schiefes Gesicht), Lähmung des Gesichtsnervs (nervus facialis), durch welche das Gesicht [* 2] sehr auffallend entstellt wird. Da dem Gesichtsnerv während seines Verlaufs im Felsenbein Fasern des Gehörs- und Geschmacksnervs (Chorda tympani) beigemischt sind, welche den Nervenstamm auf ganz bestimmte Strecken begleiten, so sind auch die Lähmungen des Hauptstammes sehr häufig von Störungen im Gebiet jener andern Nerven [* 3] begleitet.
Die reine Gesichtslä
hmung ist charakterisiert durch halbseitige
Lähmung der mimischen Gesichtsmuskeln; die Gesichtshälfte ist schlaff,
ausdruckslos, die Falten verstrichen, das
Auge
[* 4] abnorm weit geöffnet, es thränt reichlicher als das andre,
der Mundwinkel hängt herab, der
Speichel fließt daraus ab, das
Auge kann weder geschlossen, noch völlig geöffnet werden.
Beim Sprechen bewegen sich die
Lippen der gelähmten Seite nicht mit, die
Wange wird durch den
Luftdruck wie
ein schlaffes
Segel aufgeblasen, das
Kauen ist erschwert, zuweilen weichen das Gaumensegel und die
Zunge nach der gelähmten
Seite hin ab. Sind die begleitenden
Fasern des Gehörnervs mit betroffen, so klagen die Kranken über Gehörsstörungen,
Ohrensausen,
erhöhte
Empfindlichkeit für tiefe
Töne etc.; ist der Geschmacksnerv mit betroffen, so ist die Geschmacksempfindung
gestört oder verloren, die Speichelabsonderung vermindert.
Die
Ursachen liegen entweder am Ursprung des Gesichtsnervs im
Gehirn
[* 5] (zentrale Gesichtslä
hmung), woselbst beim Schlaganfall durch
Blutung
oder bei
Entzündungen durch
Eiter oder bei
Geschwülsten durch neugebildetes
Gewebe
[* 6] Nervensubstanz zerstört wird, oder die
Ursachen liegen im Verlauf des Gesichtsnervs (peripherische Gesichtslä
hmung) und sind durch
Knochenleiden,
Karies des
Felsenbeins oder
Entzündungen bei Ohrenleiden und Fortleitung derselben auf die Nervenscheiden bedingt.
Nur die peripherischen
Lähmungen sind der Behandlung zugänglich, da bei den zentralen das Grundleiden nicht beseitigt werden
kann. Die
Heilung hängt sehr häufig von dem Verhalten des Ohrenleidens ab; solche
Fälle, welche rasch entstanden
sind, etwa nach
Erkältung, verschwinden am leichtesten wieder. Am wirksamsten erweist sich die
Elektrizität,
[* 7] außerdem Kneten
der
Muskeln
[* 8] und Strychnineinspritzungen.