Gerstenberg
,
Heinrich
Wilhelm von, Dichter und
Kritiker, geb. zu
Tondern in
Schleswig,
[* 2] besuchte die
Schule zu
Altona,
[* 3] studierte in
Jena
[* 4] die
Rechte und trat hierauf in dänische
Kriegsdienste. Während des
Feldzugs gegen
die
Russen (1763) avancierte er bis zum
Rittmeister, nahm aber 1766 seine Entlassung, kam 1768 in die deutsche
Kanzlei und wurde 1775 dänischer
Resident und
Konsul in
Lübeck.
[* 5] Im J. 1783 zog er sich nach
Eutin zurück, ward 1785 als Justizdirektor des königlichen
Lottos
nach
Altona berufen, wo er, seit 1812 pensioniert, starb. Seine litterarische Laufbahn begann
Gerstenberg
mit den »Tändeleien« (Leipz. 1750 u.
öfter),
im Stil der hallischen Anakreontiker. Ihnen folgten die »Prosaischen Gedichte« (Altona 1759),
die »Kriegslieder eines dänischen Grenadiers« (das. 1762),
die »Gedichte eines Skalden« (Kopenh. 1766) und die Kantate »Ariadne auf Naxos« (das. 1767). Am bekanntesten machte ihn sein Trauerspiel »Ugolino« (Hamb. 1768),
einer der Vorläufer der Sturm- und Drangperiode, dessen grausigen Stoff er gewählt hatte, um eine gewisse Kraftgenialität des Ausdrucks entfalten zu können. Weit schwächer ist sein Melodrama »Minona« (Hamb. 1785). Seine »Briefe über Merkwürdigkeiten der Litteratur« (Schlesw. 1766-70, 4 Bde.) enthalten manche verdienstvolle kritische Arbeit. Weniger Bedeutung haben seine Schriften über die Kantsche Philosophie. Eine Sammlung seiner »Vermischten Schriften« erschien in 3 Bänden (Altona 1815).