Titel
Garaschanin
,
1) Elias (Ilija), serb. Minister, geb. 1812 zu Garascha im Bezirk Kragujewatz aus einer der ältesten und angesehensten Familien Serbiens, im Ausland gebildet, mußte 1839 wegen seiner Teilnahme an der gegen das regierende Haus Obrenowitsch gerichteten Bewegung auf einige Jahre Serbien [* 2] verlassen, kehrte 1842 zurück, ward 1844 vom Fürsten Alexander Karageorgewitsch, dessen Wahl hauptsächlich sein Werk war, zum Minister des Innern ernannt und erwarb sich große Verdienste, namentlich auch um das Unterrichtswesen. 1852 trat er als Konseilpräsident an die Spitze der Verwaltung.
Während des orientalischen
Kriegs bewahrte er für
Serbien strenge
Neutralität. Deshalb wußte die russische
Partei die nationalen
Sympathien des
Volkes so weit anzufachen, daß der
Fürst es für geraten hielt, Garaschanin
1854 zu entlassen, worauf
derselbe sich in das
Ausland begab. Doch kehrte er 1857 wieder zurück, um das
Ministerium des Innern zu übernehmen. Allein
schon 1858, als
Alexander Karageorgewitsch durch einstimmigen Beschluß der Landesversammlung seiner fürstlichen
Würde entsetzt
und
Milosch wieder erwählt wurde, mußte er abermals zurücktreten. Nachdem indes
Milosch 1860 gestorben
war, zog dessen Sohn und Nachfolger
Michael den erfahrenen Staatsmann wieder in den
Staatsdienst, und im April 1862 trat Garaschanin
aufs
neue als
Ministerpräsident an die
Spitze der
Geschäfte, bis er durch die Nationalpartei verdrängt
wurde. Garaschanin
starb arm und allgemein betrauert, eine der achtungswertesten Persönlichkeiten in der
Geschichte seines
Landes.
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2) Milutin, serb. Minister, geb. zu Belgrad, [* 4] Sohn des vorigen, besuchte die polytechnische Schule in Paris [* 5] und die Militärschule in Metz, [* 6] war Offizier, zog sich aber nach der Ermordung des Fürsten Michael (1868) ins Privatleben zurück und widmete sich auf dem Landgut seines Vaters, Grolzka, unter dessen Leitung staatsrechtlichen Studien. 1874 in die Skuptschina gewählt, entwickelte er eine ungewöhnliche Rednergabe und politisches Geschick und schwang sich bald zum Führer der fortschrittlichen Opposition gegen das Ristitschsche System auf. 1876 nahm er als Artilleriemajor am Kriege gegen die Türken mit Auszeichnung teil und wurde schwer verwundet.
Als Ristitsch gestürzt wurde, trat Garaschanin
als Minister des Innern in das Kabinett Pirotschanaz ein,
nahm aber mit diesem 1883 seine Entlassung und trat im Oktober 1884 als Minister des Äußern und der Finanzen selbst an die
Spitze des Ministeriums. Obwohl das Eingreifen Serbiens in die orientalischen Wirren im November 1885 mit
der Niederlage der serbischen Armee endete und Garaschanins
enge Anlehnung an Österreich
[* 7] im Lande heftig getadelt wurde, behauptete
sich Garaschanin
doch an der Spitze der Regierung, zumal er die Gunst des Königs Milan durch Unterwürfigkeit unter dessen Willen besaß.