Oft können die Gallen durch
Druck verkleinert werden, indem die
Flüssigkeit nach der Gelenkhöhle etc. ausweicht, und wenn die
Gallen beiderseits amGelenkoder an der
Sehne hervorgetreten sind (durchgehende Gallen), so wölbt sich beim
Drücken
gegen die eine Seite die Geschwulst an der andern Seite stärker hervor. Am häufigsten sind die Gallen bei
Pferden an den Sprunggelenken
und an den
Sehnen über und hinter den Fesselgelenken. Eine besondere
Anlage zu Gallen haben junge
Pferde von
schlaffer
Konstitution; die veranlassende
Ursache ist meistens starke Anstrengung.
Bei längerer
Ruhe findet gewöhnlich eine Verkleinerung, bei neuer Anstrengung wieder eine Vergrößerung statt; in seltenen
Fällen tritt
Naturheilung ein, die durch festes Bandagieren nach der
Arbeit befördert werden kann. Veraltete Gallen
können nur
durch
Operation (Abzapfen der
Flüssigkeit und
Injektion
[* 3] von verdünnter
Jodtinktur) geheilt werden. Sonst
gewähren die
Einreibungen scharfer
Medikamente und die
Applikation des Glüheisens die meisten Vorteile.
(Cecidien), pathologische, an
Pflanzen durch
Schmarotzer hervorgerufene lokale Gewebeneubildungen, welche den
in ihnen sich aufhaltenden
ParasitenNahrung gewähren. Durch die dauernde oder zeitweilige Anwesenheit von letztern unterscheiden
sie sich von ähnlichen, durch Verwundung oder andre
Ursachen an
Pflanzen hervorgebrachten krankhaften
Bildungsabweichungen.
Durch einen von dem tierischen oder pflanzlichen
Schmarotzer ausgehenden
Reiz wird das
Gewebe
[* 4] an der infizierten
Stelle zu abnormer
Zellteilung angeregt, welche schließlich zu einer mehr oder weniger scharf begrenzten Umgestaltung des betreffenden Pflanzenteils
führt.Gallen können sich demnach nur an jugendlichen, noch in
Entwickelung begriffenen Pflanzenteilen,
wie in zarten
Knospen,
[* 5] an jugendlichen
Wurzeln,
Stengeln und Blättern, nicht an völlig ausgewachsenen, teilungsunfähigen
Organen bilden.
Von
Arachniden sind sämtliche Gallmilben
(Phytoptus) Gallenbildner, endlich kennt man auch einige
Fadenwürmer
(Nematoden),
Milben und ein
Rädertier als Erzeuger von
Cecidien. Nach ihren Erzeugern pflegt man die letztern als
Akarocecidien,
Dipterocecidien, Nematocecidien,
Phytoptocecidien etc. zu bezeichnen. Nach ihrem Auftreten an verschiedenen Pflanzenteilen
unterscheidet man
Wurzel-,
Stengel-,
Blatt-,
Knospen-, Fruchtgallen etc. oder besser nach dem morphologischen
Ort ihrer Entstehung
gipfelständige und seitenständige Gallen
(Akro- und Pleurocecidien).
Der äußereHabitus der Gallen ist ein sehr wechselnder.
Bald treten sie nur als unbestimmt begrenzte Deformationen
eines Pflanzenteils auf, bald stellen sie eine rings geschlossene, im innern
Pflanzengewebe entstehende
Neubildung dar, wie
bei den
Galläpfeln. Von der Deformation kann entweder nur ein einzelnes
Organ: die
Wurzel,
[* 8] der
Stengel,
[* 9] das
Blatt,
[* 10] derFruchtknoten
etc., oder ein zusammengesetztes
Organ, wie eine
Knospe, eine Triebspitze, ein
Blütenstand,
[* 11] eine
Blüte
[* 12] etc., betroffen werden.
Die Deformationen einfacher
Organe bestehen z. B. in Haarfilzwucherungen (bei den sogen.
Erineum-Bildungen), in Anschwellungen der jungen Wurzelspitze bei den durch die
Reblaus
[* 13] (s. d.) erzeugten in knollenförmigen
Stengelanschwellungen, in
Verkrümmungen und Gestaltveränderung der Blattfläche, in spiralig gedrehten
Verdickungen oder beutelförmigen Aussackungen der Blattfläche, in Formveränderung des
Fruchtknotens, wie bei den als
Gicht-
oder Radenkörnern bekannten schwarzbraunen Gallen der zu den
Fadenwürmern gehörigen Anguillula tritici Roffr. Die Verunstaltungen
zusammengesetzter
Organe zeigen sich z. B. in Knospenanschwellungen, die durch
Vermehrung und Vergrößerung der Knospenschuppen
oder durch hochgradige Verzweigung der verkürzt bleibenden Knospenachse zu stande kommen, oder es deformiert
sich ein ganzer auswachsender
Sproß. Von Triebspitzendeformationen sind unter andern die
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mehr
sogen. Kickbeeren am Wacholder und die durch Gallmücken (Cecidomyia rosaria) veranlaßten Weidenrosen allgemein bekannt. Die
rings geschlossenen Gallen zerfallen in Minengallen und eigentliche Galläpfel, welche einkammerig, wie bei kugeligen, der Blattunterseite
von Eichenblättern aufsitzenden, durch Dryophanta scutellarisOl. verursachten Eichengallen, oder mehrkammerig vorkommen,
wie bei den bekannten moosartig behaarten Rosenschlafäpfeln oder Bedeguaren.
Letztere bestehen aus den zusammengedrängten Anschwellungen mehrerer Stengelglieder und enthalten zahlreiche von RhoditesRosaeL. bewohnte Larvenkammern. Am meisten sind die Eichenarten der Gallenerzeugung von Cynipiden (Gallwespen) ausgesetzt,
da von ihnen über 200 verschiedene Formen, darunter auch die in den Handel gebrachten Levante-Galläpfel (von CynipsgallaetinctoriaL.), bekannt sind. Von besonderer Bedeutung für die Unterscheidung der Gallen ist das
Verhalten ihrer Bewohner. In vielen Fällen bleiben dieselben zeitlebens an der Außenseite der gallentragenden Pflanzenteile
und dringen niemals in das innere Gewebe derselben ein, wie die meisten Gallmilben und Halbflügler.
Andernfalls dringt das gallerzeugende Insekt entweder als Larve durch die Epidermis
[* 15] in das innere Pflanzengewebe,
wie bei vielen Gallmücken, Fliegen
[* 16] und Käfern, oder es gelangt durch besondere Bohrvorrichtungen der Imagoform schon im Eizustand
in das Pflanzeninnere, wie bei den Blatt- und Gallwespen. Hieraus ergibt sich die Unterscheidung von äußern und innern Gallen sowie
von Larven- und Imagogallen, letztere beiden Formen werden auch als Scoläo- und Oocecidien bezeichnet.