Gallas
,
Matthias, Graf von, kaiserlicher General im Dreißigjährigen Kriege, geb. zu Trient [* 2] aus einer alten Familie, welche den bischöflichen Ministerialen zugehörte, machte 1616 und 1617 den spanischen Feldzug gegen Savoyen mit, zunächst als Hauptmann und Kommandant von Riva, trat sodann in die Dienste [* 3] der Liga und zeichnete sich besonders in dem norddeutschen Feldzug der Jahre 1623-28 aus (seit 1627 bereits in den Reichsfreiherrenstand erhoben). Seit März 1629 aus ligistischen in kaiserliche Dienste übergetreten, kommandierte er als Generalmajor unter Collaltos Oberbefehl mit seinem Ranggenossen Aldringer in Italien [* 4] und eroberte Mantua, [* 5] erhielt 1631 nach der Schlacht bei Breitenfeld [* 6] das Kommando eines Teils des von den Schweden [* 7] geschlagenen Heers, deckte Böhmen, [* 8] und Ende 1631 Generalfeldzeugmeister geworden und vorzugsweise mit der Reorganisation der kaiserlichen Artillerie betraut, zum Höchstkommandierenden aller kaiserlichen Truppen im Reich ernannt, begleitete er Tilly in die Winterquartiere, befehligte dann unter Wallenstein das Hauptkorps zur Vertreibung der Sachsen [* 9] aus Böhmen, wurde Feldmarschall, nachdem er den Kampf vor Nürnberg [* 10] mitgemacht, konnte aber zur Schlacht bei Lützen [* 11] nicht rechtzeitig eintreffen. Am beförderte ihn das Vertrauen Wallensteins zum Höchstkommandierenden an seiner Statt (General-Adlatus).
Seit Januar 1634 Vertrauter der Hofpartei, welche den Sturz Wallensteins betrieb, erhielt er (24. Jan.) die geheime Bestallung als Oberstkommandierender an Stelle des Friedländers, in dessen Nähe er nichtsdestoweniger bis zum 13. Febr. blieb. Für die bezüglichen Dienste erhielt er nach Wallensteins Ermordung 1634 die Herrschaft Friedland nebst andern Gütern und wurde dem neuen Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heers, dem ältesten Sohn des Kaisers, Ferdinand, zur Seite gestellt. In dieser Stellung zwang er Regensburg, [* 12] ihm die Thore zu öffnen, und errang über den Herzog Bernhard von Weimar [* 13] den Sieg bei Nördlingen. [* 14] Im J. 1635 focht er am Rhein, eroberte Mainz [* 15] und Frankenthal, [* 16] ging dann nach der Franche-Comté, mußte sich aber schleunigst zurückziehen und entging der kriegsgerichtlichen Behandlung nur durch Intervention des kaiserlichen Thronfolgers. Dennoch wieder Oberbefehlshaber (und Geheimrat) geworden, wandte er sich gegen Banér, den er aus seiner festen Stellung in Torgau [* 17] vertrieb, aber nach Pommern [* 18] entkommen ließ.
Darauf drang er auch in
Pommern ein und drängte die
Schweden zurück, mußte sich aber Ende 1638 nach
Schlesien
[* 19] und 1639
(November)
nach
Böhmen zurückziehen. Deshalb seines
Kommandos entsetzt, erhielt er erst 1643 das Oberkommando wieder,
folgte
Torstensson nach
Schlesien und
Holstein und bemächtigte sich
Kiels, sah sich aber genötigt, sich nach
Wittenberg
[* 20] zurückzuziehen,
worauf
er den Oberbefehl an
Hatzfeld abgeben mußte.
Indes ward er 1645 nach der
Schlacht bei
Jankau wieder beauftragt,
eine neue
Armee in
Prag
[* 21] zu sammeln. Er starb in
Wien.
[* 22]
Sein Mannesstamm erlosch 1757 mit
Graf
Philipp
Joseph, worauf dessen
Neffe und
Erbe von
Friedland,
Freiherr v.
Clam, den Beinamen Gallas
(s.
Clam) annahm.