Titel
Genf
[* 2] (franz. Genève, ital. Ginevra), ein Kanton [* 3] der schweizer. Eidgenossenschaft, nächst Zug der kleinste der ungeteilten Kantone, 279 qkm (5,1 QM.) groß, fast ganz von Frankreich umschlossen bis auf den schmalen Hals von Versoix-Céligny, der ihn nach NO. mit der übrigen Schweiz, [* 4] zunächst dem Kanton Waadt, verbindet. Als der äußerste Südwestflügel der zwischen Alpen [* 5] und Jura eingebetteten Hochebene gehört das eng eingerahmte Ländchen, dessen Thalsohle der Genfer See und der diesem entfließende Rhône einnehmen, zu der flachern Schweiz. Von der alpinen Seite tritt der schroffe Salève (1383 m), von der jurassischen der Reculet (1720 m) heran. Die Einwohnerzahl ¶
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des Kantons Genf
beläuft sich auf (1880) 101,595 Seelen. Bei 85 Proz. der Bevölkerung
[* 7] ist das Französische, bei 11 Proz. das
Deutsche,
[* 8] bei 2 Proz. das Italienische die Muttersprache. Im J. 1880 zählte man 51,557 Katholiken, 48,359 Protestanten (Reformierte), 662 Juden.
Das katholische Bekenntnis herrscht mehr in Carouge und den Landgemeinden, besonders des linken Ufers, das
reformierte in der Hauptstadt und deren neuen Vorstädten Plainpalais und Eaux Vives. Die Genfer Katholiken waren bisher dem
Bistum Freiburg-Lausanne zugeteilt; über den durch die Ernennung eines besondern Bischofs für Genf
neuerlich entstandenen Konflikt
s. unten (Geschichte).
Infolgedessen setzt ein Statut vom fest, daß die katholischen Pfarrer und Vikare von den katholischen
Wählern ernannt werden, daß nur der vom Staat anerkannte Diözesanbischof die bischöfliche Jurisdiktion und Verwaltung handhaben
kann, daß die katholischen Gemeinden einer schweizerischen Diözese angehören müssen und der Bischofsitz nicht in den Kanton
Genf
verlegt werden darf. Es gibt im Kanton nur noch ein Kloster (in Carouge). Die Verwaltung der protestantischen
Nationalkirche übt ein Konsistorium von 25 weltlichen und 6 geistlichen Mitgliedern, welche von der Gesamtheit der stimmfähigen
Konfessionsangehörigen auf je vier Jahre gewählt werden.
In dem milden Thalgelände sind Gärtnerei, Obst- und Weinbau die Haupterwerbszweige. 83 Proz. des Areals
sind produktives Land; davon entfallen auf Äcker, Gärten und Weiden 197 qkm, auf Waldungen 21 qkm, auf Weinberge 14,8 qkm.
Zu dieser Urproduktion hat die neuere Zeit eine großartige Uhrmacherei und Bijouterie gesellt, die selbst im Land Faucigny
(Savoyen) 2000 Arbeiter beschäftigt. Genf
pflegt insbesondere das Fach der teurern dekorierten Uhren,
[* 9] während
die gewöhnlichen goldenen oder silbernen Taschenuhren in den jurassischen Gebieten und in Besançon
[* 10] verfertigt werden.
Die jährliche Produktion bewegt sich gegenwärtig um 10 Mill. Frank, diejenige in Schmuckwaren um 10-12 Mill. Andre Gewerbe,
wie Töpferei, Parketterie, Gerberei etc., sind hauptsächlich in der nahen Arbeiterstadt Carouge angesiedelt. Genf
bildet
das Thor, durch welches der schweizerische Handel mit Lyon,
[* 11] Marseille,
[* 12] Spanien,
[* 13] Algerien
[* 14] etc. pulsiert; ja, solange nicht die direkte
Schienenverbindung des St. Gotthard geöffnet war, bildete es auch die bequemste Pforte nach den östlichen Mittelmeerländern
und dem fernern Orient.
Nach Paris
[* 15] ist die direkte Linie (über den Col de Faucille) durch die Bahnverbindung überholt. Von der
Genf
-Lyoner Bahn zweigt (in Culoz) die Bahn nach dem Mont Cenis ab. Von Genf
führt eine Linie der Suisse Occidentale den See entlang
nach Morges-Lausanne, teils zur Verbindung mit der Nord- und Ostschweiz, teils zum Anschluß an die zum Simplon strebende Walliser
Ligne d'Italie. Diesen Anschluß vermitteln teils die Dampfschiffahrt des Sees, welche in Bouveret direkt
mit der Ligne d'Italie verkehrt, teils die Uferbahn Lausanne-Vevey-Villeneuve, welche in St.-Maurice einmündet.
Zur Förderung des Handels dienen mehrere Banken in der Stadt Genf, darunter die Banque du commerce mit einem Kapital von 10 Mill. Fr. Der Kanton besitzt eine Menge öffentlicher Schulen und Privatinstitute, an der Spitze jener die 1559 gegründete, jetzt zur Universität umgetaufte Akademie, welche 1886: 21 Dozenten und 330 Studierende (dazu 216 Hörer) zählte. Außer den Sekundärschulen bestehen zwei Collèges in der Stadt Genf und eins in Carouge, ferner zu Genf eine Industrie- und Handelsschule und ein Gymnasium, ein Observatorium, eine vom Staat unterstützte Taubstummenanstalt etc. Die Bürgerbibliothek, eine Stiftung Bonnivards, zählt 81,000, die Société de Lecture 62,000, die sämtlichen öffentlichen Bibliotheken des Kantons zusammen 235,300 Bände.
Die gegenwärtig in Kraft [* 16] bestehende Verfassung des Kantons Genf wurde vom Volk angenommen, seither wiederholt revidiert. Zufolge derselben bildet die Republik Genf einen Kanton der schweizerischen Eidgenossenschaft von demokratischer Form. Garantiert sind die in den Schweizer Republiken üblichen Grundrechte. Die Souveränität ruht in der Gesamtheit der stimmfähigen Einwohner; diese stimmen als Conseil général über Kantonal- und Bundesverfassung ab. Das Organ der legislativen Gewalt ist der Grand Conseil, welcher von den drei Bezirken (Stadt, rechtes und linkes Ufer) auf je zwei Jahre nach Verhältnis der Kopfzahl gewählt wird. Es kommt je ein Mitglied auf 1000 Seelen, solange nicht die Zahl der Mitglieder 100 übersteigt; von da an wird die Skala entsprechend reduziert.
Wählbar sind die Bürger weltlichen Standes, sofern sie das 25. Altersjahr zurückgelegt haben und im Vollgenuß ihrer Wahlrechte stehen. Der Grand Conseil versammelt sich ordentlicherweise zweimal jährlich. Das Initiativrecht üben der Staatsrat und die Mitglieder des Grand Conseil; die Vorschläge der letztern können an eine Legislativkommission gewiesen werden. Seit 1879 besteht das fakultative Referendum; eine Zahl von 3500 Wählern genügt, um die Abstimmung zu verlangen.
Der Grand Conseil übt das Begnadigungsrecht, überwacht und bestimmt den jährlichen Staatshaushalt, ernennt die Abgeordneten in den eidgenössischen Ständerat etc. Die Exekutivgewalt ist einem Conseil d'État von sieben Mitgliedern übertragen, die durch den Conseil général auf je zwei Jahre, abwechselnd mit den Wahlen in den Großen Rat, gewählt werden. Wählbar sind die Wähler weltlichen Standes, sofern sie das 27. Altersjahr zurückgelegt haben. Die Gesetzgebung ordnet die Rechtspflege, alle Richter werden vom Großen Rat gewählt.
Das Schwurgericht für Strafsachen und das Institut der Friedensrichter sind garantiert. Jede Gemeinde hat einen Conseil municipal, der je auf vier Jahre gewählt wird. In der Stadt Genf ist die Munizipalverwaltung einem Conseil administratif übertragen, der durch den Munizipalrat aus der eignen Mitte bestellt wird. Der Staat sorgt für den Primär-, Sekundär- und akademischen Unterricht; der Primärunterricht ist unentgeltlich (und seit 1872 auch obligatorisch).
Die Verfassung kann jederzeit (nach bestimmtem Modus) revidiert werden. Die Staatsrechnung von 1884 (Einnahmen 4,483,027 Fr., Ausgaben 5,546,920 Fr.) ergab ein Defizit von 1,063,893 Fr. Unter den Einnahmen ist der stärkste Posten Enregistrement, Timbres etc. mit 1,485,177;
dann folgen Mobiliartaxe mit ca. 800,000 Fr., Contribution foncière mit über 600,000 Fr. etc. Den stärksten Ausgabeposten verursachte die Verzinsung und Amortisation der Staatsschuld mit 903,585 Fr.;
dann folgt der Unterricht mit 381,050 für die Primärschule, 365,400 für die Universität etc. Auch der Staat Genf beanspruchte unter dem Titel einer Erbschaftssteuer einen Teil des großen Vermögens, welches der am verstorbene Herzog Karl von Braunschweig [* 17] der Stadt hinterließ;
er ließ sich mit einer Summe von 2,400,000 Fr. abfinden, und der Anteil der Stadt Genf beläuft sich auf ca. 20 Mill. Fr. ¶
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Die Stadt Genf.
Die Stadt Genf am Ausfluß [* 19] des Rhône aus dem Genfer See ist das »schweizerische Paris«. Der belebte See mit seinen reizenden Ufern, der Wasserschwall des klargrünen Stroms, die Firsten der Jurakette im N., der schroffe Salève im S., dahinter die Firne des Montblanc, dazu die stolze Stadt selbst, das rege öffentliche und wissenschaftliche Leben, der Reichtum, die Eleganz: das alles macht Genf zu einem der reizendsten Plätze des Erdbodens, und darum auch ist es schon lange der Aufenthalt vieler Fremden von Rang und Bedeutung.
Die stärkere Stadthälfte (la vieille Cité), der Sitz der vornehmen Bevölkerung, ist auf dem steilen linken Ufer erbaut; gegenüber, auf flacherm Gelände, liegt St.-Gervais, jetzt aus einem sonst unansehnlichen Arbeiterviertel erweitert und verschönert. Der enge und bei den hoch getürmten Häusermassen ziemlich finstere Stadtkern hat neuerdings durch Schleifung der Festungswerke und Abdämmungen des Sees ganz außerordentliche Erweiterungen erhalten und ist mit neuen Straßenreihen und Stadtteilen ausgestattet worden.
Nach Carouge und Chêne führen Pferdebahnen. In dem Rhône liegt das Quartier l'Ile, welches durch Brücken [* 20] mit den beiden Uferstädten in Verbindung steht. Unter den sechs Rhônebrücken ist die neue, prächtige, in zwölf leicht geschwungenen Bogen [* 21] übersetzende Montblancbrücke dem See am nächsten. Zwischen dieser und dem Pont des Bergues, von letzterm aus zugänglich und eine kostbare Aussicht über den See, die beiden Uferseiten und das Gebirge darbietend, liegt die von Bäumen überschattete Rousseau-Insel, wo eine Bildsäule von Pradier an den Philosophen erinnert. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören, außer den großartigen neuen Stadtteilen und Kais beider Ufer und außer manchen Privatpalästen, der St. Petersdom, die Kirche Notre Dame, das Rathaus, der botanische Garten, [* 22] das neuerbaute Athenäum (für permanente Gemäldeausstellungen), der Englische [* 23] Garten, das nach seinem Gründer benannte Musée Rath mit Kunstschätzen, das nach dem Vorbild der Neuen Oper in Paris erbaute Theater [* 24] (1879), das Kantonsspital, das Nationaldenkmal von Dorer (1871) zum Andenken an die Vereinigung des Kantons Genf mit der Schweiz das Reiterstandbild des Herzogs Karl von Braunschweig von Cain (1879, im Jardin des Alpes) und des Generals Dufour (Place neuve), das Hôtel des Bergues auf dem rechten, das Hôtel de la Métropole auf dem linken Ufer, die neue großartige Machine hydraulique inmitten des Rhône, welche mittels 20 Turbinen die Stadt mit Wasser versieht.
Der erwähnte, den Reformierten gehörende Dom St.-Pierre, mit drei Türmen, liegt auf dem höchsten Punkte der Cité und wurde 1124 im Übergangsstil vollendet, im 18. Jahrh. jedoch durch geschmacklose Anbauten verunstaltet; er enthält im Innern gute Holzschnitzereien und die Grabmäler des Herzogs von Rohan (Chefs der Protestanten unter Ludwig XIII.) und des Agrippa d'Aubigné (des Freundes Heinrichs IV.). Unter den Privatgebäuden bieten das ehemalige Wohnhaus [* 25] Calvins (Rue Calvin) und das Geburtshaus Rousseaus (Grande Rue) das meiste Interesse.
Erwähnung verdient auch das 13 m lange, 0,8 m hohe, in Lindenholz geschnitzte Montblancrelief im Englischen Garten, eine Arbeit von Sené. Die Stadt zählt (1880) 50,043, mit den Vorstädten Plainpalais und Eaux Vives 68,328 Einw. Dem Reichtum der Stadt entsprechend ist die Zahl der wohlthätigen Anstalten, die zum Teil städtisch (wie das große Bürgerhospital, das, mit einem Fonds von 3½ Mill. Fr. dotiert, jährlich an 800 Personen verpflegt, das Irrenhaus, die Anstalt für Unheilbare, die neue Waisenanstalt u. a.), zum großen Teil auch Privatanstalten sind. Wie ehedem, ist auch heute noch Genf die Burg des Protestantismus für die Schweiz und die westlich und südlich angrenzenden Länder, und es zeugen für den keineswegs erkalteten religiösen Eifer die vielen Sekten und die vielen religiösen Gesellschaften.
Geschichte der Stadt und des Kantons Genf.
Genf (Genava) erscheint zuerst in der Geschichte als befestigte Grenzstadt der Allobroger gegen die Helvetier und gelangte mit jenen um 120 v. Chr. unter die Herrschaft der Römer. [* 26]
Von Genf aus hinderte Cäsar 58 v. Chr. den Übergang der Helvetier über den Rhône. Früh drang das Christentum von Lyon her in die Stadt, welche angeblich schon 381 Sitz eines Bischofs wurde. 443 fiel an die Burgunder und wurde eine ihrer Hauptstädte; 532 kam es mit Burgund an die Franken, 888 an das neuburgundische und 1032 mit diesem an das Deutsche Reich. Frühzeitig erlangten die Bischöfe der Stadt ihre Befreiung von der Gerichtsbarkeit der Grafen des Genfer Gaues (pagus genevensis, Genévois), und Friedrich Barbarossa erkannte sie förmlich als Fürsten von an (1162); doch hatten sie stets gegen die Übergriffe der Grafen von Genf zu kämpfen, bis diese durch die mächtigern Grafen von Savoyen beiseite geschoben wurden, welche 1290 das Recht erlangten, den »Vidomne« (vicedominus) zu setzen, der im Namen des Bischofs den weltlichen Bewohnern der Stadt Recht sprach. Um dieselbe Zeit legte die Genfer Bürgerschaft den Grund zu ihrer Freiheit, indem sie sich einen Rat mit »Syndiken« an der Spitze gab, eine Organisation, die der Bischof 1309 anerkannte; 1364 besaß sie schon den Blutbann.
Nachdem aber das Haus Savoyen durch das Erlöschen der Grafen von in den Besitz der Landschaft Genévois gekommen war und den Herzogstitel erlangt hatte (1416), trachtete es danach, die Stadt, die gleichsam den Schlußstein seines den Genfer See umgebenden Gebiets bildete, ganz in seine Gewalt zu bringen. Die Gefälligkeit der römischen Kurie ermöglichte es den Herzögen, den Bischofsstuhl gegen Ende des 15. Jahrh. mit jüngern Söhnen oder Bastarden ihrer Familie zu besetzen; aber an dem Freiheitssinn der Genfer Bürgerschaft scheiterten alle ihre Anschläge.
Der patriotische Verein der »Kinder Genfs« (enfants de Genève) suchte, geleitet von Philipp Berthelier, Bezanson Hugues und Bonivard, gegen die Gewaltthaten Herzog Karls III. (1504-53) Rettung durch Anschluß an die Eidgenossenschaft. Als sich Freiburg [* 27] 1519 zu einem Bündnis bewegen ließ, gelang es dem Herzog, die Schweizer Tagsatzung zur Aufhebung desselben zu bewegen, worauf er Genf mit Truppen besetzte. Zwar mußte er es vor den Drohungen Freiburgs bald wieder räumen. Allein der Bischof gab sich zum Werkzeug des Herzogs her, Berthelier wurde enthauptet, und mehrere Jahre lastete die Tyrannei Savoyens auf der Stadt, bis es dem entflohenen Bezanson Hugues gelang, außer Freiburg auch Bern [* 28] zu einem Bund mit Genf zu gewinnen. Als nunmehr die Bürgerschaft die Gewalt des Vidomne und Bischofs nicht mehr anerkannte, verließ letzterer die Stadt, und diese wurde von dem »Löffelbund«, einer
[* 2] ^[Abb.: Wappen [* 29] von Genf.] ¶
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Genf.
Kanton der schweizerischen Eidgenossenschaft, in der offiziellen Reihenfolge der Kantone deren zweiundzwanzigster.
Lage, Grösse, Oberflächengestaltung und Gewässer.
Der Kanton Genf liegt im äussersten SW.-Winkel der Schweiz zwischen 46° 7' 47" u. 46° 19' 4" N. Br. u. zwischen 3° 37' 15" u. 3° 58' 30" OL. von Paris (oder 5° 57' 30" und 6° 18' 45" OL. von Greenwich). Er umrahmt das SW.-Ende des Genfersees u. ist seiner Fläche nach (mit Seeanteil 277 km2, ohne diesen 249,4 km2) der fünftkleinste Kanton der Schweiz (es stehen ihm an Fläche nur beide ¶
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Appenzell, Zug und Basel Stadt nach). Seine grösste Längenerstreckung misst in der Richtung N.-S. (zwischen dem Schloss Les Chavannes und Landecy) 19,8 km, in der Richtung W.-O. (zwischen der Grenze w. Dardagny u. Moniaz) 26,5 km; sein grösster Durchmesser liegt in der Richtung SW.-NO., reicht von der Rhone bei Chancy bis Hermance am Genfersee und misst 29,3 km. Der Kanton Genf ist fast ganz in französisches Gebiet vorgeschoben und grenzt nur auf kurze Strecken an die übrige Schweiz. Er wird begrenzt: im N. vom Genfersee und Kanton Waadt, in dessen Gebiet er noch die zwei Enklaven der Gemeinde Céligny liegen hat;
im W. vom französischen Département de l'Ain, von dem ihn eine stark gebrochene Grenzlinie scheidet;
im S. u. O. in ebenfalls unregelmässiger Linie vom Département de la Haute Savoie.
Der Kanton Genf bildet den südlichsten und tiefsten Abschnitt des Thales des Genfersees und liegt inmitten eines weiten Gebirgskreises, der von den Ketten des Jura, vom Mont Vuache, Mont de Sion, Salève und von den Voirons gebildet wird. Die unregelmässig verlaufenden Grenzen ziehen sich in kurzem Abstand vor diesen Bergketten hin. Das Gebiet Genfs wird durch Genfersee und Rhone in zwei Abschnitte geteilt, die kleinere sog. Rive droite (rechtes Ufer) und die grössere sog. Rive gauche (linkes Ufer).
Der Boden bildet eine gewellte Ebene, aus der sich sanftgeböschte Höhenzüge und Hügel erheben: der Höhenzug (côteau) von Cologny (499 m) und das Signal de Bernex (504 m) am linken Ufer und die Höhenzüge von Pregny (469 m) und Choully (508 m) am rechten Ufer. Tiefster Punkt des Kantons (am Rhoneufer s. Chancy) in 338 m, höchster Punkt (im O., nahe der Grenze gegen Frankreich und etwas n. Moniaz) in 521 m; der grösste Teil des Kantons liegt zwischen 425 und 475 m, d. h. zwischen 50 und 100 m über dem Spiegel des Genfersees. Da der Spiegel des Sees in 375 m und derjenige der Rhone bei ihrem Austritt aus dem Kanton in 338 m liegen, hat die Mehrzahl der das Genfer Gebiet durchziehenden Flüsse und Bäche sich mehr oder weniger tief in die Oberfläche einschneiden müssen; die bedeutendsten dieser entweder in der quaternären Decke oder in der tertiären Molasse ausgewaschenen Tobel sind die der Versoix, des Vengeron, des Nant des Grebattes, des Nant d'Avanchet, des Avril und der London rechts der Rhone und die der Hermance, der Eaumorte und der Laire links der Rhone.
Die Rhone selbst fliesst auf Genfer Boden in einem tiefen Einschnitt, der von hohen Steilufern begleitet ist und stellen weise sogar den Charakter eines wirklichen Canyon aufweist. Auch ihr grösster Nebenfluss, die Arve, hat sich tief in den Genfer Boden eingeschnitten und dessen ursprüngliche Gestaltung in Folge ihres stark unregelmässigen Laufes in bedeutendem Masse umgeformt. Der Kanton Genf gehört ganz dem Einzugsgebiet der Rhone an. Dieser Fluss durchzieht nach seinem Austritt aus dem Genfersee den Kanton zunächst von O.-W. und biegt nachher nach S. ab; er bildet zahlreiche anmutige Schlingen und lässt aus seinem Wasser einige unbedeutende Inselchen auftauchen.
Die Krümmung der Flussschlingen ist eine derartige, dass der Flusslauf zwischen der Jonction und Chancy eine Länge von 21 km hat, während diese beiden Punkte in der Luftlinie nur 13 km von einander entfernt sind. Das untere Ende des Genfersees schiebt sich keilförmig bis ins Herz des Genfer Gebietes vor und ist von grünen Höhenzügen anmutig umrahmt. Kurz nach ihrem Austritt aus dem See nimmt die Rhone von links die Arve auf, einen wasserreichen Fluss von Wildbachcharakter, der aus den Gletschergebieten des Mont Blanc herkommt und wie die Rhone selbst auf seinem Lauf durch den Kanton Genf malerische Schlingen bildet und stellenweise von hohen Steilufern quaternären Alters begleitet wird.
^[Ergänzung: Sie führt in der Sekunde im Minimum 20 m3 und im Maximum (Oktober 1888) 1136 m3 Wasser.] Nach der Vereinigung mit der Rhone hält sich das milchigtrübe Wasser der Arve noch auf eine lange Strecke hin vom blauen und klaren Rhonewasser vollständig getrennt, später mischen sich die beiden Wasser langsam miteinander und vereinigen sich zu einem gleichförmig graugrünlichen Strom. Neben diesen beiden Hauptadern wird der Kanton Genf noch von vielen andern Wasserläufen entweder durchzogen oder von Frankreich abgetrennt.
Solche sind: auf dem rechten Ufer der Nant de Braille, die Versoix und der Vengeron (die alle drei in den Genfersee münden), der Nant des Grebattes, der Nant d'Avanchet, der Avril und die London oder Allondon (Zuflüsse zur Rhone);
auf dem linken Ufer die in den Genfersee mündende Hermance, die Seimaz, der Foron und die Aire (alle drei Zuflüsse zur Arve) und endlich die zur Rhone gehenden Eaumorte und Laire. An dieser Stelle mögen auch noch die weiten Sumpfgebiete von La Pallanterie, Rouelbeau, Sionnet und Troinex erwähnt werden, von denen das letztgenannte durch Oeffnen eines grossen Abzugsgrabens jetzt trocken gelegt ist.
Geologie.
Der Kanton Genf liegt in seiner Gesamtheit in einer weiten Senke, nach welcher hin zwei grosse Flussläufe konvergieren und wo einst die Vorgänge der Eiszeiten eine grosse Rolle gespielt haben. Seine Bodenbedeckung besteht daher fast ausschliesslich aus quaternären Ablagerungen glazialen oder fluvioglazialen Ursprunges, die verschiedenartige Faciesausbildung zeigen und einer Grundlage von oligocäner Süsswassermolasse (aquitanische Stufe) auflagern.
Der Genfer Geologe Alph. Favre hat diese Ablagerungen ihrem Alter nach in drei Stufen gegliedert und unterscheidet: 1. Alte Alluvionen, die an der Basis aus kohlenführenden Mergeln und höher oben aus Sanden und besonders Kiesen bestehen, in mehr oder weniger regelmässigen und horizontalen, oder schwach nach W. fallenden Schichten gelagert sind und deren einzelne Bestandteile oft in einander übergreifen oder mit einander wechsellagern. Sie sind unverkennbar Fluss- und Wildbachablagerungen, die den im Kanton Genf zusammentreffenden grossen Flüssen ihren Ursprung verdanken, und bestehen aus gerundetem Geschiebe, das aus Savoyen, dem Wallis und dem östlichen Teil des Kantons Waadt stammt.
Die Zugehörigkeit dieser Alluvionen zur Eiszeit geht daraus hervor, dass ihnen an einzelnen Stellen Moränenmaterial eingelagert ist (so besonders am Fuss des Bois de la Bâtie und bei Mategnin). 2. Moränenschutt, ohne Schichtung und ohne Sonderung der Geschiebe nach ihrer Grösse, aus geschrammten Blöcken, eckigen Gesteinstrümmern und Lehm bestehend. Besonders hervorzuheben sind mächtige Granitblöcke, die zumeist aus dem Ober Wallis herstammen. Am Bois de la Bâtie sind Bänke dieses Moränenmaterials in die alten Alluvionen eingelagert, welche Erscheinung den wechselnden Schwankungen im Stand des einstigen Rhonegletschers entspricht. Diese glazialen und fluvioglazialen Ablagerungen der alten Alluvionen u. des Moränenschuttes häufen sich ganz besonders rund um das Ende des Genfersees, und in den alten Alluvionen haben sich die Rhone und Arve und einige ihrer Zuflüsse (Avril. London, Eaumorte, Laire) ihre hohen Steilufer ¶
Lf. 59.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 3° 50’ O; 46° 10’ N; 1:140000]
Bevölkerungsdichtigkeit
Einwohner per km2
░ 50-75
▒ 75-100
▒ 100-150
▓ 150-200
▐ 200-1000
▐ 3000-6000
===== Strassenbahn
- - - Elektrische Kleinbahn
V. Attinger. sc
KANTON GENF ¶
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ausgewaschen. Alph. Favre hat ihre durchschnittliche Mächtigkeit zu 10 m und ihr Gesamtvolumen im Kanton Genf auf 245 Millionen m3 geschätzt. 3. Postglaziale Alluvionen, die aus Sanden und Kiesen bestehen und deren Grenzen oft schwierig zu bestimmen sind. Sie treten in drei von einander verschiedenen Formen der Ausbildung auf: a) Alluvionen auf den heute nicht mehr von einem Flusslauf durchzogenen Hochflächen, deren Vorhandensein auf einst weit grössere und über weite Flächen hin und her pendelnde Wassermassen schliessen lässt (Ebene zwischen der Seimaz und dem Foron, Thal der Aire, SW.-Abschnitt des Kantons); b) Flussalluvionen, an den konvexen Krümmungen der Serpentinen in horizontalen Bänken abgelagert; die am höchsten gelegenen Bänke sind im Allgemeinen zugleich auch die ältesten und sind zu einer Zeit abgelagert worden, da das Bett der Flüsse noch in höherem Niveau lag als dies heute der Fall ist (Plainpalais, Thal der London, Les Pâquis, Les Eaux Vives, Uferterrassen der Rhone etc.); c) Seealluvionen, bestehend aus Deltabildungen von Wildbächen, deren schief geneigte Schichten zu einer Zeit im See abgelagert worden sind, da dessen Wasserspiegel noch weit höher stand als heute. Das bedeutendste dieser heute trocken liegenden Deltas ist das bei den Tranchées, ö. der Stadt; da es aus denselben Materialien besteht, wie sie heute von der Arve verfrachtet werden, hat man daraus den Schluss gezogen, dass dieser Fluss einst an dieser Stelle in den See ausgemündet haben müsse.
Im Verlauf der Quartärzeit hat die Bodenoberfläche des Kantons Genf durch die ihn durchziehenden Wasserläufe grosse Veränderungen erlitten. So hat besonders die erosionskräftige Arve zu Ende der Eiszeit das Becken ausgewaschen, das sich von Le Bachet de Pesay bis La Treille und vom Bois de la Bâtie bis Pinchat erstreckt und in dem heute die Ortschaften Plainpalais und Carouge liegen. Später, in historischer Zeit, ist dann dieses Becken von den Geschieben derselben Arve wieder teilweise aufgeschüttet worden.
Die Arve hat überhaupt während der Quartärzeit ihren Lauf vielfach gewechselt und als Zeugen hiefür zahlreiche Kiesablagerungen hinterlassen. Bei der Rhone ist dies dagegen trotz ihrer beträchtlichen Wassermenge nicht der Fall gewesen, da sie einerseits als geschiebearmer Fluss aus einem läuternden Seebecken kommt und andererseits zu tief eingeschnitten ist, als dass sie in ihrem Lauf beträchtlich hätte hin und her pendeln können. Wie die Arve haben sich aber auch die kleinen Flüsse des Kantons in beträchtlichem Umfang an der Umgestaltung seiner Oberfläche beteiligt: grosse Ablagerungen der Aire liegen zwischen Saint Julien u. Confignon, ebensolche der Laire bei Avusy und Chancy, und der Foron hat mit seinen Geschiebemassen die einstigen Sümpfe bei Puplinge überführt. (Näheres siehe bei Favre, Alphonse. Description géolog. du cant. de Genève. 2 vol. Avec planches. Genève 1880).
Die der aquitanischen Stufe angehörenden Ablagerungen des Tertiärs gliedern sich in drei Horizonte: einen unteren (gipsführende Mergel und Gips), einen mittleren (kalkige Mergel, Holzkohlen und einige Fossilien) und einen obern (mit Mergel als Basis und Sandsteinen als Decke). Diese tertiären Schichten treten in den von den Flussläufen ausgewaschenen Tobeln und an einigen Stellen der Rhoneufer zu Tage.
Der geologische Bau des Kantons Genf, wie wir ihn eben geschildert haben, erklärt dessen Armut an abbaufähigen Steinbrüchen oder Erz- u. Kohlenlagern. Anlass zu fabrikmässigem Abbau haben einzig die Bänke von Sand, Kies und brennbaren Tonen gegeben, von denen Sande und Kiese an zahlreichen Stellen des Kantons, der Töpferton bei Hermance und Bellevue ausgebeutet werden. Immerhin hat man zu verschiedenen Zeiten jeweilen auch Brüche auf Molasse (mit oder ohne Gips) aufgetan, die aber heute alle wieder aufgegeben sind. Im W. des Kantons findet man an mehreren Punkten (Choully, Granges, Dardagny) Lager von Bitumen und Holzkohle; auch diese sind heute nach verschiedenen unergibigen Abbauversuchen alle wieder verlassen. Der hie und da (bei Choully, Bernex, am Nant d'Avanchet) vorkommende Gips lohnt seiner geringen Mächtigkeit wegen den Abbau ebenfalls nicht. Der Kanton Genf hat einige Mineralquellen, so bei La Croix de Rozon (gefasst und benutzt), bei Drize und Hermance.
Klima.
Da der Kanton Genf von bis zu über 1700 m Höhe aufsteigenden und erst im Mai ihrer winterlichen Schneedecke sich entledigenden Bergmassen umrahmt ist und dazu den NO.-Winden ungehinderten Zugang gestattet, so müssten seine klimatischen Verhältnisse ziemlich ungünstige sein, wenn nicht als thermischer Ausgleicher die grosse Wasserfläche des Genfersees ihre Wirkung geltend machen würde. Sie mildert im Sommer die Hitze, im Winter die Kälte, so dass die mittleren Temperaturen für Genf im Winter 0,7°, im Frühjahr 8,9°, im Sommer 17,9°, im Herbst 9,7° und im Jahr 9,3 °C betragen.
Unter 0 °C fällt die Temperatur an durchschnittlich 65 Tagen im Winter (davon 20 Tage mit ganztägigem Frost), 18 Tagen im Frühjahr und 12 Tagen im Herbst (davon für Frühjahr und Herbst zusammen pro Jahr je ein Tag mit ganztägigem Frost), zusammen also im Jahr an 95 Tagen, wovon an 21 der Frost, jeweilen den ganzen Tag andauert. Im Zeitraum 1826-1895 sind folgende Temperaturextreme beobachtet worden: Minimum mit -25,3° am und Maximum mit +36,4° am Das Mittel aus den absoluten Minima eines Jahres gibt -13,27° für den 15. Januar und dasjenige aus den absoluten Maxima +32,51° für den 20.-21. Juli. Der mittlere jährliche Barometerstand ist 726,65 mm (im Winter 727,6 mm, im Frühjahr 724,8 mm, im Sommer 727,4 mm und im Herbst 726,8 mm). Während der letztvergangenen 50 Jahren hat das Barometer am mit 748,7 mm seinen höchsten und am mit 700,16 mm seinen tiefsten Stand erreicht.
Seit 1826 wird in Genf die Menge der Niederschläge regelmässig berechnet. Das Mittel aus diesen Beobachtungen gibt 836,6 mm für das Jahr, 138,0 für den Winter, 189,7 für das Frühjahr, 233,3 für den Sommer und 275,6 für den Herbst. Am geringsten ist der Niederschlag in den Monaten Januar, Februar und März, am stärksten im August, September und Oktober. Die dem Jura näher gelegenen Teile des Kantons weisen in dieser Hinsicht höhere Zahlen auf, als das übrige Kantonsgebiet; doch sind die Regenmessstationen (mit Ausnahme derjenigen der Sternwarte) noch zu jungen Datums, als dass aus ihren Ergebnissen jetzt schon brauchbare Mittelzahlen berechnet werden könnten.
Regentage zählt man jährlich 130,5, Regenstunden 716,2. Gewitter treten im Jahr durchschnittlich an 24,94 Tagen auf; sie sind am häufigsten im Juni und Juli und am seltensten im Dezember und Februar. Die Schneedecke bleibt nur ausnahmsweise länger als 15 Tage hintereinander liegen. Aus allen diesen Verhältnissen ergibt sich, dass das Klima von Genf im Vergleich zu der Menge der atmosphärischen Niederschläge weit milder ist, als dasjenige der den Kanton ¶
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
* Genf
(Kanton). Verschiedene statistische Angaben.
Ackerbau.
Seit dem Inkrafttreten eines eidgenössischen Gesetzes vom das den Kantonen Beiträge zum Wiederaufbau der von der Phylloxera angegriffenen Weinberge gewährt, hat die Rolle des Staates in dieser Beziehung beträchtlich zugenommen. Im Jahre 1908 hat sich die Totalsumme der bezahlten Beiträge zum Wiederaufbau des genferischen Weingeländes auf Fr. 103800 belaufen. Diese Summe erlaubte, 759 Parzellen wieder herzustellen, die eine Oberfläche von 561155 m2 besitzen und 614 Besitzern gehören. Dennoch hat die Oberfläche der Weinberge seit dem Jahre 1901 abgenommen: von 1813 ha ist sie bis 1908 auf 1599 zurückgegangen. In diesem Jahre war das Ergebnis der Genfer Reben 85728 Hektoliter, die einen Wert von Fr. 3010510 darstellen.
Jagd und Fischerei.
Im Jahre 1908 wurden 597 Jagdpatente ausgestellt, 720 Prämien für die Tötung schädlicher Tiere, 1310 Fischpatente, und zwar 189 für den Netz- und Reusefischfang und 1121 für den Angelfischfang. Seit dem Jahre 1901 hat sich die Zahl der Patente für die Angelfischerei verdreifacht; dies erklärt sich aus dem Umstande, dass der Regierungsrat durch einen Erlass vom den Fischfang zur Nachtzeit und mit dem Netze in der Rhone und in allen Flüssen des Kantons verboten hat und dass er im Laufe der Jahre 1908 und 1909 durch Einsenkung von Betonblöcken mit Metallspitzen den Netzfischfang in der Rhone verhindert hat. Viehbestand im Jahre 1908.
1908 | |
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Rindvieh | 8184 |
Pferde und Esel | 4088 |
Ziegen | 1619 |
Schafe | 535 |
Schweine | 4089 |
Total | 18515 |
Bienenstöcke | 1912 |
Bevölkerung.
Kantonale Zählung von 1908.
1908 | % | |
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Genfer | 50724 | 33,4% |
Schweizer aus anderen Kantonen | 38953 | 25,8% |
Fremde | 62057 | 40,8% |
Gesamtbevölkerung des Kantons | 151734 | Einw. |
Verteilt in 45113 Haushaltungen (Schweizer 27905, Fremde 17208). Fremde: Franzosen 37087;
Italiener 14322;
Deutsche 5059;
Russen 2353;
Oesterreicher 678;
Engländer 616;
Amerikaner 465 usw.
Zivilstand: | Genfer | Schweizer anderer Kantone | Fremde | Total |
---|---|---|---|---|
Verheiratete | 20906 | 14038 | 22759 | 57703 |
Ledige | 9738 | 9837 | 16245 | 35820 |
Verwitwete | 5130 | 2374 | 3924 | 11428 |
Geschiedene | 644 | 551 | 324 | 1519 |
Minderjährige | 14306 | 12153 | 18805 | 45264 |
Konfessionen: | ||||
Reformierte | 30861 | 30479 | 6256 | 67596 |
Katholiken | 19349 | 8320 | 52375 | 80044 |
Verschiedene | 514 | 154 | 3426 | 4094 |
.
1908 | |
---|---|
Geburten | 2650 (legitime 2331; illegitime 309). |
Heiraten | 1356 |
Todesfälle | 2422 |
Naturalisationen | 841 (Schweizer 377; Fremde 464). |
Industrie und Handel.
Im Jahre 1908 zählte man 497 dem Fabrikgesetz unterstellte Betriebe und 270 Betriebe, die der Ausdehnung des Haftpflichtgesetzes unterstellt waren. (Baugewerbe 234; Transport zu Land und zu Wasser 36). Nach der Berufszählung von 1905 zählt man im Kanton Genf 14911 Unternehmen, worunter 10542 im Stadtbezirk und 4369 auf dem Lande. Die Unternehmen beschäftigen 55198 Personen; 690 verschaffen Heimarbeit.
Unternehmungen | Industrie und Handel | Landwirtschaftliche Betriebe | Hausindustrien |
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Stadtbezirk | 10122 | 132 | 288 |
Land | 1896 | 2429 | 44 |
Total | 12018 | 2561 | 332 |
Unternehmungen ohne Motore | Unternehmungen mit Motoren | Kraft in Pferdestärken | |
Stadtbezirk | 10050 | 492 | 21481 |
Land | 4300 | 69 | 4775 |
Total | 14350 | 561 | 26256 |
Militärwesen.
Am betrug der Effektivbestand der genferischen Miliz:
Auszug | Landwehr | Landsturm | |
---|---|---|---|
Infanterie | 2016 | 1125 | 1268 |
Kavallerie | 44 | 38 | - |
Artillerie | 502 | 275 | 171 |
Genie | 111 | 53 | - |
Sanitätstruppe | 55 | 16 | - |
Verwaltung und Post | 34 | 14 | - |
Festungstruppen | 205 | 28 | - |
Velozipedisten und Automobilisten | 25 | 4 | - |
Total | 2992 | 1553 | 1439 |
Total: 5984 Mann.
Finanzen.
Rechnung von 1907:
Fr. | |
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Einnahmen | 9934151 |
Ausgaben | 10637990 |
Defizit | 703839 |
Fr. | . | |
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Staat, konsolidierte Schuld | 40549600 | . |
Schwebende Schuld | 11000000 | approxim. |
51500000 | approxim. | |
Stadt Genf. Konsolidierte Schuld | 54800000 | approxim. |
Schwebende Schuld | 1200000 | approxim. |
56000000 | . | |
Gemeinden. Schulden | 11000000 | . |
¶
mehr
Ende 1907 überschritt die totale Schuld der Genferbevölkerung (Kanton, Stadt, Gemeinden) die Summe von 118 Millionen Franken.
Œffentlicher Unterricht (Zahlen von 1908).
Kleinkinderschulen: 81 mit 171 Klassen und 5313 Schülern (3077 Schweizer, 2236 Fremde).
Primarschulen: 69 mit 420 Klassen, darunter 7 für geistig zurückgebliebene Kinder, und 12316 Schülern (7599 Schweizer, 4717 Fremde).
Fortbildungsschulen: 40 Klassen, 907 Schüler (492 Schweizer, 415 Fremde).
Haushaltungs- und Gewerbeschule (Mädchen): 14 Klassen, 326 Schülerinnen (232 Schweizerinnen, 94 Fremde).
Gewerbeschule: 12 Klassen, 415 Schüler (320 Schweizer, 95 Fremde).
Gärtnerschule: 102 Schüler.
Handwerkerschule: 56 Schüler (44 Schweizer, 12 Fremde).
Mechanikerschule: 56 Schüler (39 Schweizer, 17 Fremde).
Technische Schule: 125 Schüler (62 Schweizer, 63 Fremde).
Industrieschule: 107 Schüler.
Sekundar- und obere Schule für Töchtern: 27 Klassen, 1023 Schülerinnen (858 regelmässige, 165 Externe).
Gymnasium (Collège): Untere Abteilung: 13 Klassen, 416 Schüler; obere Abteilung: 19 Klassen, 431 Schüler. Total: 32 Klassen, 847 Schüler (671 Schweizer, 176 Fremde).
Universität (1909): 61 ordentliche Professoren, 12 ausserordentliche Professoren, 85 Privatdozenten, 1679 Studenten (1444 immatrikulierte, 235 Auskultanten). 322 Schweizer, 1357 Fremde. (761 Russen, 209 Deutsche, 184 Bulgaren, 30 Türken, 30 Franzosen usw.).
Kultus.
Die reformierte Landeskirche zählt 24 Kirchgemeinden, wovon 5 für die Stadt Genf (S. den Art. Genf (Stadt) im Supplement) und 19 für die Gemeinden. Das linke Ufer hat 11 Kirchgemeinden: Avully (Gem. Avully, Laconnex und Soral), Carouge (Gem. Carouge, Bardonnex, Plan les Ouates, Perly-Certoux, Troinex, Veyrier und ein Teil der Gemeinde Lancy), Cartigny (Gem. Gartigny, Aire la Ville, Bernex und Confignon), Chancy (Gem. Chancy und Avusy), Chêne Bougeries (Gem. Chêne Bougeries, Chêne Bourg und Thônex), Cologny (Gem. Cologny, Asnières, Corsier und Hermance), Eaux Vives (Gem. Eaux Vives), Jussy (Gem. Jussy, Gy, Meinier, Presinge und Puplinge), Plainpalais (Gem. Plainpalais), Vandɶuvres (Gem. Vandœuvres, Choulex und Colonge-Bellerive) und Petit Lancy-Onex (Gem. Onex und ein Teil der Gem. Lancy).
Das rechte Ufer hat 8 Kirchgemeinden: Céligny (Gem. Céligny), Dardagny (Gem. Dardagny und Russin), Genthod (Gem. Genthod, Bellevue und Collex-Bossy), Petit Saconnex (Gem. Petit Saconnex), Satigny (Gem. Satigny), Versoix (Gem. Versoix), Vernier-Meyrin (Gem. Vernier und Meyrin) und Pregny-Grand Saconnex (Gem. Pregny und Grand Saconnex). Die Gründung der Kirchgemeinden Vernier-Meyrin, Petit Lancy-Onex und Pregny-Grand Saconnex datiert vom Monat Juni 1909.
Für den römisch-katholischen Gottesdienst ist der Kanton in 31 Pfarreien eingeteilt. Auf dem linken Ufer befinden sich 22 Pfarreien: Sacré-Cœur (linkes Ufer der Stadt Genf mit Ausnahme des Rive-Quartiers), Saint Joseph (Rive-Quartier, Gem. Eaux Vives und Dorf Cologny), Saint François (Gem. Plainpalais), Carouge (Gem. Carouge und Troinex), Aire la Ville (Gem. Aire la Ville), Avusy (Gem. Avusy, Avully, Chancy und Cartigny, mit Ausnahme des Dorfes la Petite Grave), Bernex (Gem. Bernex und das Dorf la Petite Grave), Compesières (Gem. Bardonnex und Plan les Ouates), Confignon (Gem. Confignon, Onex und Perly-Certoux), Lancy (S.-Teil der Gem. Lancy), Petit Lancy (N.-Teil der Gem. Lancy), Soral (Gem. Soral und Laconnex), Veyrier (Gem. Veyrier), Chêne (Gem. Chêne Bougeries, Chêne Bourg und das Dorf Moillesulaz), Choulex (Gem. Choulex und Vandœuvres), Collonge (N.-Teil der Gem. Collonge-Bellerive), Vésenaz (S.-Teil der Gem. Collonge-Bellerive und W.-Teil der Gem. Cologny), Corsier (Gem. Corsier und Anières), Hermance (Gem. Hermance), Meinier (Gem. Meinier, Gy und Jussy), Presinge (Gem. Presinge und Puplinge) und Thônex (Gem. Thônex, mit Ausnahme des Dorfes Moillesulaz). Auf dem rechten Ufer befinden sich 9 Pfarreien: Notre-Dame (rechtes Ufer der Stadt Genf), Collex (Gem. Collex-Bossy und Bellevue), Grand Saconnex (Gem. Grand Saconnex und Pregny), Meyrin (Gem. Meyrin), La Plaine (Gem. Dardagny und Russin), Saint Antoine (Gem. Petit Saconnex), Satigny (Gem. Satigny), Vernier (Gem. Vernier) und Versoix (Gem. Versoix).
Sechsundzwanzig Genfergemeinden, in denen sich die Christkatholischen in sehr geringem Verhältnis befinden, schliessen sich keiner solchen Pfarrei an. Von diesen 26 Gemeinden gehören 10 zu dem Gebiete, das durch den Wiener- (1815), Pariser- (1815) und Turinervertrag (1816) zu Genf kam. Der übrige Teil des Kantons, d. h. 23 Gemeinden, sind in 10 christkatholische Gemeinden eingeteilt: 5 auf dem linken Ufer, Bernex (Gem. Bernex und Gartigny), Carouge (Gem. Carouge und Troinex), Chêne Bourg (Gem. Chêne Bourg, Chêne Bougeries und Thônex), Corsier (Gem. Corsier und Anières) und Lancy (Gem. Lancy);
drei auf dem rechten Ufer: Collex-Bossy (Gem. Collex-Bossy und Bellevue), Meyrin (Gem. Meyrin und Satigny) und Versoix (Gem. Versoix, Céligny und Genthod) und zwei auf beiden Ufern liegende Gemeinden: Genf (Gem. Gent, Plainpalais und Les Eaux Vives), Aire la Ville (Gem. Aire la Ville, Russin und Dardagny).
Das am mit einer Mehrheit von 830 Stimmen von 14612 Stimmenden (25150 eingeschriebene Wähler) angenommene Gesetz über die Trennung von Kirche und Staat ist am in Kraft erwachsen.
[Dr. Emile André.]