Ges (ital.
Sol bemolle, franz.
Sol bémol, engl. G flat), das durch ^ erniedrigte Gês. Der Gesdur-Akkord
= ges b des, der Ges
moll-Akkord = ges heses des.
[* 2] (portug. Brazil oder Brasil; hierzu die Karte), Kaiserreich in Südamerika,
[* 4] die einzige Monarchie dieses Erdteils,
liegt größtenteils südlich vom Äquator zwischen 4° 23' nördl. bis 33° 44' südl.
Br. und 34° 44' bis 73° 15' westl. L. v. Gr. und
umfaßt in der ungefähren Gestalt eines gleichschenkeligen Dreiecks die größere östliche Hälfte von Südamerika mit einem
Areal von 8,337,218 qkm (151,412,9 QM.). Es grenzt im N.
an das französische, niederländische und englische Guayana und Venezuela,
[* 5] im W. und S. an Kolumbien, Ecuador,
Peru, Bolivia,
[* 6] Paraguay, die Argentinische
[* 7] Konföderation und Uruguay, im O. an den Atlantischen Ozean, in den es südlich vom KapSão Roque 5° 28' südl. Br. am weitesten hineinragt.
Die Küste, die sich von dort zum kleinern Teil nachNW., zum größern nach SW. richtet, ist nicht besonders
mannigfaltig gegliedert; im nördlichen Teil sind hier und da Korallenriffe
[* 8] oder Sandbänke vorgelagert, im S. wird sie von
langgestreckten Lagunen begleitet. Sie hat verhältnismäßig nur wenige zum Landen günstige Hafenbuchten; die wichtigsten
sind die von Rio de Janeiro,
[* 9] Bahia,
[* 10] Espirito Santo, Pernambuco,
[* 11] Ilha grande, São José do Porto Alegre, Santos,
Maranhão etc. Im ganzen zählt man an der brasilischen Küste 42 Häfen. Von den Vorgebirgen sind die bedeutendsten das KapNorte an der Nordseite des Amazonenstroms, Kap Touro und KapSão Roque an der östlichen Küstenecke und KapFrio östlich von
Rio de Janeiro. Im allgemeinen gehört Brasilien noch zu den unbekanntern Ländern der Erde; mindestens zwei Drittel
seines unermeßlichen Gebiets sind kaum erforscht.
Nach
der Struktur des Bodens zerfällt in drei große Gruppen: in ein Hochland von 2,753,000 qkm (50,000 QM.) Inhalt, welches
das Innere und den südöstlichen Teil einnimmt und den eigentlichen Kern und die Hauptmasse des Landes
bildet, und in die Stromthäler des Amazonenflusses und Madeira
[* 12] im NW. und des La Plata im SW. des Hochlandes, beides ausgedehnte
Niederungen, die größtenteils weit über die Grenzen
[* 13] in die Nachbarstaaten hineinreichen. Das im einzelnen noch wenig bekannte
Bergland von Brasilien stellt ein niedrigesPlateau mit aufgesetzten, meist nordöstlich streichenden Ketten dar
und enthält in seinem Südostteil ein besonderes Gebirgsland, welches, gegen W. durch die Längsthäler des Parana und RioSão Francisco begrenzt, steil zum Meer abfällt und an der Ostseite von einem aus parallelen Ketten zusammengesetzten Gebirgszug,
der bis gegen 1650 m hohen Serra do Mar, begrenzt wird, die von Rio de Janeiro westsüdwestwärts bis zum
25.° südl. Br. verläuft und hauptsächlich aus Granit, Gneis und kristallinischen Schiefern zusammengesetzt ist.
Durch das Längsthal des Parahyba davon geschieden, erheben sich im W. die Ketten der Serra do Espinhaco, in ihren südlichen
Teilen auch Serra da Mantiqueira genannt, mit den bedeutendsten Bergspitzen des brasilischen Berglandes, Itatiaya (2994 m),
Lapa (2650 m), São Matteo (1880 m), Itacolumi (1750 m). Westlich liegen große Hochebenen von durchschnittlich 650 m Höhe,
im N. die von Minas Geraës, deren Boden überwiegend mit Gras und hohen Sträuchern bedeckt ist (die sogen.
Campos).
Ein der Espinhaco ähnlicher, doch weit niedrigerer Bergzug begrenzt diese Hochebenen im W. Südlicher liegen hinter dem südlichen
Teil der Serra do Mar die ähnlichen Hochebenen von São Paulo, die sich allmählich nach W. zum Thal
[* 14] des Parana herabsenken.
An dieses Gebirgsland stößt im W. und N. das niedrige, hügelige Hochland des Innern Brasiliens, das
sanft und allmählich gegen S. in das Tiefland der Pampas, weniger sanft nach N. in das große Tiefland des Amazonenstroms abfällt.
Eine aus einzelnen, oft nicht verbundenen Höhenzügen gebildete Reihe von Bergketten, die man die Serra dos Vertentes genannt
hat, zieht durch diese Hochebenen, deren Durchschnittshöhe nur 230-330 m betragen dürfte. Das brasilische
Bergland ist an seinen meist steilen Ostgehängen gut bewaldet und von zahlreichen Bächen und Flüssen durchschnitten. Die
westlichen Abhänge der Gebirge dagegen und die Binnenplateaus (Chapadas) sind entweder mit niedrigem Gehölz (catingas) oder
mit Gras (campos) bestanden. Nur die nordöstlichen Teile des Landes sind von unfruchtbaren, wasserarmen
und nur zur Regenzeit von einer rasch vorübergehenden Vegetation bedeckten Flächen (sertaos) eingenommen. Das ganze Gebiet
nördlich und westlich von diesem Hochland gehört dem Tiefland des Amazonenstroms, den sogen. Selvas, an; im Nordostteil erheben
sich an der Grenze die ersten Bergketten des Gebirgslandes von Guayana.
Kein Land in der Welt ist von einem so großartigen Stromnetz durchzogen wie Brasilien. Der Amazonenstrom,
[* 15] dessen Länge auf brasilischem
Gebiet 3828 km beträgt, sammelt in seinem Bette drei Viertel der Ströme des ganzen Landes, von denen mehrere die größten
europäischen Ströme an Länge des Laufs, Wassermasse und Schiffbarkeit übertreffen, und dieses unermeßliche
Netz natürlicher Wasserkommunikation für den innern Verkehr wird noch um ein Viertel durch eine schiffbare Verbindung eines
Zweigs des
¶
der
São Francisco, der einzige große Fluß, der auf der Küstenstrecke zwischen Bahia und Pernambuco mündet,
schiffbar bis zu den ca. 80 m hohen gewaltigen Saltos de Paulo Affonso;
Die meisten brasilischen Ströme haben die Natur des
Nils, indem sie hauptsächlich infolge der Regenzeit über ihren gewöhnlichen Stand (der Amazonenstrom bis 16 m hoch) anschwellen
und die umliegenden Thäler und Ebenen meilenweit unter Wasser setzen. Diese Eigenschaft macht die Ufer vieler Ströme ganz unbewohnbar
und ist zur Zeit ein Haupthindernis der Kultur; anderseits vertreten die Flüsse
[* 21] in dem wüsten Innern
häufig ganz die Stelle der Verkehrsstraßen. Landseen hat Brasilien wenig, und diese sind nicht bedeutend;
die größten sind: die
Lagoa dos Patos, ein Strandsee an der Südküste, in welchen der Yacuy mündet;
der Küstensee Mirim, südlich von dem vorigen
und mit ihm verbunden;
Unter
den ProduktenBrasiliens nahmen früher die des Mineralreichs den ersten Rang ein, während jetzt ihre Wichtigkeit durch
einige vegetabilische Erzeugnisse weit überflügelt ist. Es kommen nämlich mit andern Edelsteinen, als
Topasen, Rubinen, Saphiren, Smaragden etc., auch Diamanten als Einschlüsse in den quarzreichen, aus der Zerstörung der kristallinischen
und paläozoischen Gesteinsmassen hervorgegangenen Alluvionen vor, welche zugleich Gold
[* 26] und Platina enthalten.
Jure Verbreitung geht über viele Provinzen, besonders reich daran sind der Distrikt von Diamantina in der ProvinzMinas Geraës
längs der Serra do Espinhaço und das Thal des obern São Francisco, während in Goyaz, Matogrosso etc. Diamanten nur vereinzelt
gefunden werden. Die gesamte Diamantenausfuhr Brasiliens wurde bis 1849 auf einen annähernden Wert von 320 Mill. Mk. berechnet;
doch bleibt diese Zahl bei der Unsicherheit der Kontrolle entschieden hinter dem wahren Ausfuhrwert zurück.
In neuerer Zeit ist indessen eine erhebliche Abnahme in der Diamantenausfuhr eingetreten, sie bewertete sich 1881-1882 auf
1,937,700 Mk. Gold wird fast ausschließlich durch Auswaschen der Alluvionen gewonnen; es wurde in der ProvinzSão Paulo schon
1577, in Minas Geraës erst 1680 entdeckt, die Ausbeute jedoch erst mit Beginn des 18. Jahrh. beträchtlich.
Die Hauptsitze der Goldgewinnung
[* 27] sind die Distrikte von São Paulo und Villarica; auch Goyaz und Matogrosso liefern viel Gold.
Die berühmtesten Gruben sind die von Gongosoco bei Villarica, die seit 1825 ausschließlich mit britischem Kapitalfür Rechnung
mehrerer englischer Aktiengesellschaften betrieben werden. Gegenwärtig ist die Ausfuhr dieses Metalls
im Vergleich zu frühern Zeiten nur eine sehr geringe und dabei sehr schwankende. Die Gesamtproduktion in der Zeit von 1691 bis 1875 wird
von Soetbeer auf 1,037,050 kg im Wert von 2893 Mill. Mk. geschätzt; von da sank die Ausbeute konstant bis auf 1100 kg im
Wert von 3 Mill. Mk. in 1882. Platina wird ebenso wie neuerdings Palladium zugleich mit dem Gold in den goldhaltigen Alluvionen
(eisenhaltigem, quarzigem Sand) gefunden.
Silber wird gegenwärtig nicht mehr gewonnen. Quecksilber, Kupfer,
[* 28] Bleierze, Antimon, Wismut, Arsen sind an vielen Punkten des Reichs
vorhanden, ihre Ausbeutung ist aber unbedeutend. Eisenerze aller Art und zum Teil von ausgezeichneter
Qualität kommen häufig und in den mächtigsten Ablagerungen vor; sehr reiche (bis 72 Proz. Reinmetall) finden sich im Distrikt
von Villarica in Minas Geraës, sie werden aber erst in sehr unbedeutendem Maß ausgebeutet; ein wirklich fachmännischer Betrieb
findet nur statt bei São João d'Ipanema in São Paulo in dem Berg Aracoyaba.
Hier legte der MinisterGraf Linhares 1810 durch aus Schweden
[* 29] berufeneBerg- und Hüttenleute Gruben und Hüttenwerke an, deren
sehr geringe Produktion aber bei weitem nicht die Betriebskosten deckt, weshalb das meiste Eisen
[* 30] noch immer aus Europa
[* 31] eingeführt
wird. Kochsalz bereitet man teils aus Seewasser, teils aus mit Salz
[* 32] imprägnierten Erdschichten, allein
bei weitem nicht für den eignen Bedarf hinreichend. Steinkohlen hat man in abbauwürdigen Flözen in den ProvinzenSanta Catharina,
am rechten Ufer des Tubarão, bei Candiota und am Arroyo dos Ratos in Rio Grande do Sul aufgefunden; doch werden
nur die letztern fachmäßig abgebaut.
Das Pflanzenreich entwickelt in Brasilien meistens in den Küstenländern und dem Gebiet des
¶
mehr
Amazonenstroms unter dem Einfluß des Tropenklimas und bei dem Wasserreichtum des Landes eine Triebkraft und eine Fülle wie
selten auf der Erde. In pflanzengeographischer Hinsicht zerfällt in drei Zonen: die Hyläa des Amazonasgebiets, die Küstenzone
und die des Binnenlandes. In demUrwald des Amazonenstromgebiets unterscheidet der Naturforscher Bates drei
verschiedene Arten der Ufervegetation:
1) die niedrigen Alluvialablagerungen von Sand und Schlamm, die mit breitblätterigen, hohen Gräsern (darunter das an 5 m
hohe Pfeilgras) bewachsen sind, und wo der Trompetenbaum der einzige höhere Baum ist;
2) die mäßig hohen, nur teilweise in der Regenzeit überfluteten Ufer mit Waldungen, in denen Palmenarten
und breitblätterige Marantaceen vorherrschen (drei Viertel des obern Amazonenflußgebiets gehören hierher);
3) den noch höher liegenden, wellenförmigen, in größern Zwischenräumen auftretenden Lehmboden, wo die Waldungen
weniger den Charakter eines undurchdringlichen Gewirrs tragen und die Palme
[* 34] seltener wird. Die Mündungen der an der NordküsteBrasiliens in den Ozean fallenden Ströme tragen an ihrem westlichen Ufer dichte Wälder von Manglebäumen
und anderm Gehölz, während die östlichen mit Sanddünen besetzt sind, welche, durch die Passatwinde weitergetrieben, unaufhaltsam
gegen W. fortrücken.
Vom Wendekreis bis nördlich zur Breite
[* 35] von Pernambuco ist das Gebiet der Bergwälder, denen das Küstenland seinen Quellenreichtum
und seine fruchtbare Feuchtigkeit zu verdanken hat. Zwischen den hochstämmigen und astlosen Palmen
[* 36] wuchern
neben mannigfachem Unterholz riesenhafte Farnkräuter und breitblätterige Helikonien, während von den Wipfeln buntblumige
Lianen in malerischem Gewirr herabhängen; doch tragen diese Wälder, die hier und da von mit Farnen und Flechten
[* 37] bewachsenen
Sandflächen oder von unzugänglichen, dicht mit Manglen bewachsenen Morästen unterbrochen werden, einen
lichtern Charakter als die am Amazonenstrom. Im hohen Wald herrschen Palmen, Lorbeeren, Feigen, Kassien und Bignonien vor.
Ein großartiger Urwald breitet sich um Rio de Janeiro aus; in ihm zeichnen sich namentlich die stachligen Wollbäume aus. In den
höhern Gebirgsregionen verschwinden die Wälder; Mimosen- und Akaziengebüsche und Gräser
[* 38] treten an ihre
Stelle. In dem bald ebenen, bald hügeligen Küstenstrich nördlich von Pernambuco endlich findet sich infolge der Trockenheit
nur eine mäßige Vegetation; nur an den Flußläufen und auf den Höhenzügen gibt es hier und da lichte Wälder, welche in
den trocknen Monaten stets ihre Blätter verlieren und, falls der seltene Regen ausbleibt, selbst jahrelang
gar keine Blätter treiben.
weiter der die für die Ausfuhr so außerordentlich wichtigen Paranüsse liefernde Castanheiro
(Bertholletia excelsa), die Seringeira (Siphonia elastica), die Sapucaya (Topfbaum), der neben Nutzholz einen wohlschmeckenden
Milchsaft produzierende Kuhbaum, die Miritipalme, die Piassavapalme, die Wachspalme, die Babunhapalme, Cinchonenarten,
Kakaobaum, der Sassaparillestrauch, Ilex paraguayensis (Paraguaythee), Guaranastrauch, Palisanderbaum, Zedernarten und
andre
wertvolle Hölzer liefernde Bäume, wie Louro, Peroba, Tapinhoa, Sacupira, Arroeira, Eisenholz, Araucaria brasiliensis u. a.
Von den Produkten des brasilischen Waldes haben einen größern Handelswert das Kautschuk, welches die Indianer aus der im Hyläagebiet
einheimischen Seringueira gewinnen, und wovon jährlich für 2½ Mill. Mk. exportiert
wird, der Paraguaythee oder Herva Maté, welcher in außerordentlichen Quantitäten im Land konsumiert wird und auch schon einen
wichtigen Exportartikel bildet, die schon genannte Paranuß, das schöne Jakaranda- und das Rosenholz und Farbhölzer. In den
Küstenstrichen hat sinnlose Waldverwüstung aber schon furchtbar ausgeräumt, so daß die Einfuhr
von Bau- und Möbelhölzern größer ist als die Ausfuhr. Auch an Faserstoffen, Gerberrinde, Ölpflanzen ist Brasilien reich. Von den
Kulturpflanzen, welche jetzt volkswirtschaftlich eine so hohe Stelle einnehmen, sind Tabak,
[* 39] Baumwolle
[* 40] und Kakao einheimisch,
Kaffee und Zuckerrohr aber eingeführt.
Nicht minder ungeheuer ist der ReichtumBrasiliens an Fischen, deren Agassiz neuerdings allein im Amazonenstrom 1163 neue Spezies
aufgefunden hat, was mehr ist, als das ganze Mittelmeer überhaupt aufzuweisen vermag. Der Fischfang in den Strömen wie an den
Küsten kann daher für das Land eine große Quelle
[* 51] des Erwerbes werden, und so gibt es noch viele andre,
die eine dichtere und intelligentere Bevölkerung
[* 52] künftig aufsuchen und benutzen wird. Die von den Europäern eingeführten
Rinder
[* 53] und Pferde
[* 54] haben sich erstaunlich vermehrt; den Schafen sagt das Land weniger zu.
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