Titel
Frommel
,
1) Karl Ludwig, Kupferstecher und Maler, geb. zu Birkenfeld im Oldenburgischen, besuchte zu Karlsruhe [* 2] das Atelier des Hofkupferstechers Haldenwang und ging 1809 nach Paris, [* 3] um für die Kaiserin Josephine einen Cyklus von zwölf großen Landschafts-Aquarellen nach der Natur auszuführen. Während eines fünfjährigen Aufenthalts in Italien [* 4] nahm er eine hervorragende Stellung unter den dortigen Künstlern ein. Nach seiner Rückkehr 1817 in Karlsruhe als Professor der Malerei und Kupferstechkunst angestellt, gründete er den »Kunst und Industrieverein für das Großherzogtum Baden«. [* 5] Nachdem er sich 1824 in England mit der Kunst des Stahlätzens bekannt gemacht, eröffnete er mit dem Engländer Winkles zu Karlsruhe ein sehr besuchtes Atelier, namentlich für Stahlstecher, und gab von den bekanntesten Punkten Italiens [* 6] sowie von Szenen in den alten Klassikern gelungene Illustrationen im Stahlstich heraus, die ¶
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große Verbreitung fanden. Im J. 1829 zum Galeriedirektor ernannt, ordnete er die reichen Sammlungen von Karlsruhe und betrieb den Bau einer Kunsthalle, die 1846 vollendet ward. Diesem von ihm zur Blüte [* 8] gebrachten Institut stand er bis 1858 vor. Er starb in Ispringen bei Pforzheim. [* 9] Seine Landschaften sind gefühlvoll aufgefaßt, voll Anmut und zarten Duftes. Mehrere derselben befinden sich in der großherzoglichen Kunsthalle zu Karlsruhe. Seine Stiche zeichnen sich durch charakteristische Auffassung und kräftige und dabei gleichwohl zarte Ausführung aus.
Die besten sind: Ariccia bei Rom,
[* 10] Blick von der Villa d'Este auf Tivoli, eine Landschaft mit Ziegen und flötenden
Hirten (nach Claude Lorrain), Ansicht des Vesuvs von den Elysäischen Feldern aus, Ansicht des Ätna
[* 11] von Taormina aus, sechs Originalradierungen:
Landschaften mit Staffage. Frommel
gab auch ein Werk für den Unterricht im Zeichnen in 48 Blättern heraus (1844) sowie mit Lindemann
»Skizzen aus Rom und der Umgegend« (neue Aufl., Stuttg.
1854-56, 8 Hefte). - Auch sein jüngster Sohn, Otto, sowie sein Adoptivsohn Karl Lindemann-Frommel
haben sich als Maler, letzterer
namentlich durch seine Skizzen aus Italien und Skizzen und Bilder aus Potsdam
[* 12] und der Umgegend, vorteilhaft bekannt gemacht.
2) Emil, Theolog und Volksschriftsteller, Sohn des vorigen, geb. zu Karlsruhe, studierte in Halle, [* 13] Erlangen [* 14] und Heidelberg [* 15] Theologie, bekleidete in der Folge Pfarrämter in Altlußheim bei Heidelberg, Karlsruhe und Barmen [* 16] und wurde 1869 als Garnisonpfarrer nach Berlin [* 17] berufen, wo er 1872 zum Hofprediger ernannt wurde. An dem Krieg 1870/71 nahm er als Feldprediger unter General v. Werder teil. Außer zahlreichen Predigten und dem Beitrag zur Kirchengeschichte Badens: »Aus dem Leben des Dr. A. Henhöfer« (Barmen 1865) sowie einer Schrift: »Von der Kunst im täglichen Leben« (das. 1867; 4. Aufl., Berl. 1880), hat er eine große Reihe von Volksschriften veröffentlicht, die ihm wegen ihrer schlichten Frömmigkeit, ihrer gesunden Sprache [* 18] und des köstlichen Humors einen weit geachteten Namen gemacht haben. Sie erschienen in verschiedenen Sammlungen unter den Titeln: »Erzählungen für das Volk« (Berl. 1873-83, 8 Bdchn.);
»Erzählungen« (Gesamtausgabe, Stuttg. 1877-78);
»Allerlei Sang und Klang«, Erzählungen und Skizzen (Berl. 1883),
etc. Sehr verbreitet ist seine Anthologie »In drei Stufen« (7. Aufl., Iserlohn [* 19] 1880).