Titel
Friesland
,
1) (Vriesland) die nordwestliche Provinz des Königreichs der Niederlande, [* 2] an der Nordsee, sonst von den Provinzen Groningen, Drenthe, Overyssel und dem Zuidersee begrenzt, umfaßt 3320,44 qkm (60,3 QM.). Das niedrige und der Meerflut bloßliegende Land wird gegen deren gewaltigen Andrang, bei dem Mangel an Dünen, durch Dämme und viele in alter Zeit von den Friesen angelegte Hügel (Terpen genannt) mit Mühe geschützt. Das Klima [* 3] ist feucht und nebelig, aber nicht rauh.
Der Boden ist teils fruchtbares Marschland, teils (im S. und O.) Heide und Moor (das Smilder Veen im O.). Die Provinz ist von vielen fischreichen Landseen bedeckt, welche durch Torfstechen entstanden sind und den Namen »Meere« führen;
die bedeutendsten sind: das Sneeker, Slootener, Tjeuker, Heeger mit dem damit verbundenen Fluessenmeer, das Workumer u. Bergumer Meer.
Die Flüsse [* 4] sind unbedeutend;
der größte war früher der in den gleichnamigen Meerbusen mündende Lauwers an der Grenze von Groningen;
von den kleinern nennen wir: Kuinder oder Tjonge, Linde, Paasens, Boorn, Burde, Ee und die Baare, da, wo sie schiffbar wird, Königsdiel genannt.
Wichtig sind die Kanäle, welche das Land nach allen Richtungen durchschneiden, besonders der von Harlingen über Franeker, Leeuwarden und Dokkum nach Groningen, wo er mit dem Damster Diep (s. d.) und mit dem südöstlich in die Westwolder Aa führenden Schuitendiep verbunden ist; ferner der Dokkumer Diep, der nordöstlich in den Lauwerzee mündet. Die Wasserverbindung ist so vollständig, daß es nur wenige Orte gibt, in denen man nicht mit Schiffen anfahren kann.
Die Einwohner, deren Zahl sich auf 330,866 (meist
Reformierte) belief, sind Nachkommen der alten
Friesen (s. d.);
sie hängen am Alten und sprechen einen eignen
Dialekt (s.
Friesische Sprache und Litteratur). Friesland
liefert
die weltbekannten, besten
Pferde
[* 5] im ganzen
Königreich; das
Rindvieh, meist gefleckt, ist nicht minder trefflich; auch die
Schafe
[* 6] stehen in hohem
Ruf. Die
Küsten gewähren reichen Fischfang. Die
Industrie ist unbedeutend, doch gibt es Fabrikation von
Gold-
und Silberwaren,
Leinwand,
Segeltuch, wollenen
Geweben und
Zichorie, ferner Bierbrauerei,
[* 7]
Branntweinbrennerei,
Schiffbau,
Ziegel und Kalkbrennerei; die
Veene liefern jährlich viele
Millionen
Stück
Torf.
Von größerer Ausdehnung [* 8] ist der Binnenhandel, auch der Seehandel, den die Hafenstadt Harlingen vermittelt. Zur Ausfuhr kommen besonders Käse und Butter (meist nach London), [* 9] Pferde, Rinder, [* 10] Leder und Wolle. Von Leeuwarden gehen Eisenbahnlinien nach Harlingen, Groningen, Meppel und Sneek. Die Provinz, welche sieben Deputierte zu den Generalstaaten sendet, teilt sich in drei Gerichtsbezirke: Heerenveen, Leeuwarden und Sneek, und hat Leeuwarden zur Hauptstadt. Zu F. gehören mehrere Inseln, z. B. Ameland (s. d., jetzt Halbinsel), östlich davon das schmale Eiland Schiermonnik-Oog. S. Karte »Niederlande«. Über das Geschichtliche s. Friesen.
2)
Name einer
Insel, welche zu Ende des 14. Jahrh. der
Venezianer
Niccolò
Zeno, durch einen
Sturm in die Gewässer
nördlich von
England verschlagen, entdeckte, und wo er, vom Beherrscher der
Orkneys, Zichmei (Sinclair), aus den
Händen der
Seeräuber befreit, ein Jahr später starb; sein
Bruder
Antonio war ihm nach Friesland
gefolgt und blieb noch
zehn Jahre in
Diensten Sinclairs. Auf
einer von ihm entworfenen
Karte liegt sie, von kleinern Eilanden umgeben westlich von
Norwegen
[* 11] zwischen 61 und 63° nördl.
Br., ohne
Zweifel die Färöerinseln.
Colombo
[* 12] hatte von diesen
Inseln
Kunde.
Vgl. Major, The voyages of the Venetian brothers Niccolò and Antonio Zeno (Lond. 1873).