Fremdentruppen
,
aus angeworbenen oder ihre Dienste [* 2] anbietenden Ausländern selbständig ¶
mehr
organisierte Truppenkörper, die entweder dauernd oder nur vorübergehend für einen Krieg in eine Armee eingefügt werden,
um diese zu verstärken. Die Fremdentruppen
erscheinen schon in den Heeren der Alten, der Griechen, Alexanders d. Gr. und der Römer,
[* 4] deren
Bogner, Schleuderer und Reiterei (s. Fechtart)
[* 5] sie vorzugsweise bildeten; vor allem unterhielt Karthago
[* 6] in
großer Zahl gegen hohen Sold, weil sein Besitz außer Verhältnis zum Mutterland stand. Zu ähnlichen Maßregeln waren im Mittelalter
die Hansa, Venedig,
[* 7] Holland und England gezwungen, die ganze Heere aus Ausländern gegen Sold unterhielten, daher sich um diese
Zeit der Begriff der Fremdentruppen
mit dem der Söldnerheere oder Mietstruppen deckt.
Diese Heere traten an die Stelle der Lehnsheere und fanden in den Landsknechtheeren ihren charakteristischen Ausdruck. Im engern
Sinn werden häufig unter Fremdentruppen
die Schweizerregimenter, die nach Beendigung der Schweizer Freiheitskämpfe, also im letzten Viertel
des 15. Jahrh., aus den Schweizer Reisläufern, kriegslustigen und beutesuchenden Leuten, in fremden Ländern
aufgestellt wurden, verstanden. Der französische Dienst wurde von den Schweizern stets bevorzugt, Heinrich II. schloß 1553 mit
einigen Kantonen eine Kapitulation, nach welcher ganze Regimenter, deren Kompanien Schweizer Fahnen führten, unter eignen Führern
(Erlach, Reding, Ruding, Imhof, Zurlauben, Salis u. a. von Ruf) in französische Dienste traten. 1790 standen in
Frankreich 12 Regimenter (14,000 Mann) Schweizer; von ihnen wurde das Garderegiment bei der Verteidigung der Tuilerien
fast ganz vernichtet; ihr Andenken ehrt »der Löwe von Luzern".
.
[* 8] Von 1474 bis 1715 sollen nach der Berechnung des Pfarrers Waser (»Schweizerblut
und Franzgeld«) 700,000 Schweizer in Frankreich gedient haben und von diesem dafür 1146 Mill. Gulden an
Sold und Pensionen gezahlt sein.
Erst 1830 wurden hier diese Regimenter beseitigt. Solche Fremdentruppen
aus Schweizern bestanden in Spanien
[* 9] bis 1821, in Sardinien
[* 10] bis 1796,
in Holland bis 1831, im Kirchenstaat und in Sizilien
[* 11] bis 1870 (vgl. Schweizer). Papst Julius II. hatte schon 1505 eine
Garde aus Schweizern, die als päpstliche Palastwache noch heute besteht. Wenn auch mit Errichtung der stehenden Heere die Landsknechtzeit
zu Grabe ging, hörte damit das Söldnerwesen noch nicht auf, nur mit dem Unterschied, daß die Landesfürsten das »Geschäft«
abschlossen; so kämpften 3000 Gothaer im spanischen Erbfolgekrieg und 1733 sogar 5000 für Kaiser Karl VI.,
braunschweigische und hannöversche Truppen standen in englischem Dienst, eine schottische Brigade von 1599 bis 1749 in holländischem
Sold. Zu den Fremdentruppen
sind auch die in dem bekannten »Soldatenhandel« den Engländern zum nordamerikanischen Befreiungskrieg 1775-76
von den kleinern deutschen Fürsten gestellten Regimenter zu rechnen.
Aber auch auf seiten der Nordamerikaner kämpften deutsche und französische Fremdentru
ppen. Ebenso
waren die aus Hannoveranern 1803 und aus Deutschen 1855 gebildeten englisch-deutschen Legionen Fremdentruppen
Frankreich, das sich stets
in ausgedehntem Maß der Fremdentruppen
bediente, hat, abgesehen von der Fremdenlegion (s. d.), noch im deutsch-französischen Krieg 1870/71
während Gambettas Diktatur Italiener unter Garibaldi als Fremdentruppen
verwendet.
Vgl. Rudolf, Geschichte der Feldzüge und des Kriegsdienstes der Schweizer im Ausland (Baden [* 12] 1845);
Morell, Schweizerregimenter in Frankreich (St. Gallen 1854);
Fieffé, Histoire des troupes étrangères au service de France (Par. 1854, 2 Bde.; deutsch von Carneville, Münch. 1856-1860).
Weiteres s. Fremdenlegion und Soldatenhandel.