Titel
Fréron
1) Elie Catherine, franz. Kritiker, geb. 1718 zu Quimper, war eine Zeitlang Professor am Collège Louis le Grand, trat dann mit dem Abbé Desfontaines in Verbindung und gründete 1746 das Journal »Lettres de la comtesse de ***«, das, 1749 unterdrückt, ersetzt wurde durch »Lettres sur quelques écrits du temps«, und 1754 die »Année littéraire«, welche er bis zu seinem Tod, leitete. Er kämpfte für Thron [* 2] und Altar [* 3] und, unterstützt von beiden, gegen die Zeitlitteratur und die Encyklopädisten; besonders gegen Voltaire richtete er seine heftigsten Angriffe (»Le [* 4] pauvre diable«),
während dieser ihn in dem Stück »Le café ou l'Écossaise« mit polizeilicher Erlaubnis öffentlich verhöhnte. Seine übrigen Schriften sind durchaus mittelmäßig.
Vgl.
Barthélemy, Les confessions de Fréron
, sa vie, etc. (Par.
1876).
2) Louis Stanislas, franz. Journalist, Sohn des vorigen, geb. 1765 zu Paris, [* 5] setzte nach des Vaters Tod mit Royon ^[richtig: Royou (= Abbé Thomas-Marie Royou, 1743-1792)], Geoffroy u. a. die »Année littéraire« bis 1790 (292 Bde.) fort. Mit Begeisterung warf er sich der Revolution in die Arme und gab den berüchtigten »Orateur du peuple« heraus. Als Deputierter der Stadt Paris in der Nationalversammlung, im Konvent und im Klub der Cordeliers schloß er sich Robespierre an, vollzog 1793 mit Barras in Toulon [* 6] und Marseille [* 7] die blutigen Beschlüsse der Schreckensherrschaft, ward aber Robespierre verdächtig und griff in seinem Journal nun diesen an. Von da an ein Anhänger der Konventsregierung, verfolgte er mit gleicher Wut die Terroristen; allein seine Rolle ¶
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war ausgespielt. Seine Wahl in den Rat der Fünfhundert wurde kassiert. Durch Protektion Bonapartes erhielt er 1802 eine Unterpräfektenstelle zu Santo Domingo, [* 9] wo er bald nach seiner Ankunft starb. Er schrieb zur Rechtfertigung seines Verfahrens im J. 1793: »Mémoire historique sur la réaction royale et sur les malheurs du Midi« (Par. 1796).