Titel
Frémy
,
1) Arnould, franz. Schriftsteller, einer der Vertreter der Demimonde-Litteratur, geb. zu Paris, [* 2] war erst als Professor der französischen Litteratur in Lyon [* 3] angestellt, mußte aber infolge seiner leichtfertigen und zweideutigen Schriftstellerei, welche mit seiner pädagogischen Stellung unverträglich schien, sein Amt niederlegen. Zwar erhielt er 1847 wieder eine Professur an der Straßburger Fakultät, gab aber nach der Februarrevolution diese auf, um sich fortan ausschließlich der Journalistik und Romanschriftstellerei zu widmen.
Eine Zeitlang (1854-59) war er einer der Redakteure des »Charivari«. Seine leider vielgelesenen Romane entbehren alles sittlichen Gehalts und haben nicht einmal, wie die seiner Kunstgenossen, den Reiz einer geschickten, phantasiereichen Erfindung, sondern fesseln ihr Publikum nur durch den Hautgout schlüpfriger Schilderungen aus der Sphäre des frivolen Pariser Lebens. Genannt seien: »Les maîtresses parisiennes« (1855-58);
»Les confessions d'un Bohémien« (1857);
»Les mœurs de notre temps« (1860);
»Les amants d'aujourd'hui« (1862);
»Les batailles d'Adrienne« (1866);
»Les gens mal élevés« (1867);
»La guerre future« (1875).
2) Edmond, Chemiker, geb. zu
Versailles,
[* 4] empfing den ersten chemischen
Unterricht von seinem
Vater
François Frémy
(Professor
der
Chemie
¶
mehr
an der Kriegsschule von St.-Cyr), wurde 1833 Assistent bei Gay-Lussac, 1837 bei Pelouze und 1842 außerordentlicher Professor
am naturgeschichtlichen Museum. Seit 1846 fungiert er als Professor an der polytechnischen Schule und seit 1850 als Professor
am naturgeschichtlichen Museum als Nachfolger Gay-Lussacs. 1864 gründete er in Frankreich das erste Laboratorium
[* 6] (im
naturwissenschaftlichen Museum), welches ausschließlich dem Studium und wissenschaftlichen Untersuchungen gewidmet ist, und
in welchem seine Schüler vollständig kostenfrei arbeiten. Frémy
lieferte ungemein zahlreiche Untersuchungen, er entdeckte die
Metaantimonsäure, die Ammoniakkobaltverbindungen und eine Methode zur Darstellung künstlicher Edelsteine,
[* 7] ferner die Palmitinsäure,
das Olein. Er arbeitete über Weinsäure, Milchsäure, Pektinkörper, Cellulose, Chlorophyll, über die Zusammensetzung
der Knochen,
[* 8] des Eiweißes, der Muskeln.
[* 9]
Als er nach dem Tod Pelouzes in die Verwaltung der großen Glasfabriken von St.-Gobain gewählt wurde, unternahm er Versuche zur Darstellung von Schwefelsäure [* 10] aus Gips, [* 11] über die Zersetzung der Salzsäure durch Luft und eine Untersuchung der Funktionen des sogen. Gay-Lussac-Turms in der Schwefelsäurefabrikation; namentlich entdeckte er auch die Verseifung der Fette durch Schwefelsäure für die Stearinkerzenfabrikation. Andre Arbeiten beziehen sich auf die Glasindustrie, die Erzeugung künstlicher Dünger, Zement-, Eisen- und Stahlindustrie, ferner auf die pflanzlichen Gespinstfasern [* 12] und die Papierfabrikation. [* 13] Mit Pelouze veröffentlichte er mehrere Lehrbücher der Chemie; auch gibt er im Verein mit Fachgenossen eine »Encyclopédie chimique« heraus.