Festmachen
,
die Anwendung geheimer
Mittel, um sich angeblich gegen Hieb,
[* 2]
Stich und
Schuß zu sichern oder auch andre,
z. B.
Diebe,
Soldaten, zu zwingen, stehen zu bleiben, ohne sich rühren zu können. Die letztere Art, auch
Bannen genannt, besteht in einem Bannspruch, dessen
Kraft
[* 3] von
Dämmerung zu
Dämmerung, entweder einen
Tag oder eine
Nacht hindurch,
währen soll, wenn nicht vorher ein Lösespruch sie aufhebt; die erstere, welche auch Hartmachen heißt, kam besonders unter
den
Soldaten bei der weitern Verbreitung der Schießwaffen zum
Kriegsgebrauch auf. Am stärksten grassierte
dieser
Aberglaube zur Zeit des Dreißigjährigen
Kriegs, und
Grimmelshausens berühmter
»Simplicius
Simplicissimus« weiß viele
Beispiele vom Festmachen
aus seinen Erlebnissen zu erzählen. Es wurden hierzu außer den schon aus dem griechischen
und germanischen
Altertum
(Achilleus,
Siegfried) bekannten
Manipulationen,
Sprüchen und
Salbungen verschiedene
Zeremonien (z. B.
Schießen
[* 4] nach einem
Kruzifix) vorgenommen, oder bestimmte Zaubermittel, namentlich die bekannte
Allermannsharnisch-Wurzel
(Radix victorialis) oder sogen.
Nothemden, die von reinen
Jungfrauen unter bestimmten
Zeremonien in heiliger Zeit gesponnen wurden,
angewandt.
Den
Namen
Passauer Kunst erhielt dieses Festmachen
, weil ein
Scharfrichter zu
Passau
[* 5] 1611 vorgab, ein
Mittel zu besitzen,
welches jemand so hart machen sollte, daß
Kugel und
Säbel von ihm abprallen müßten, und den dortigen
Soldaten thalergroße
und mit allerlei wunderlichen
Figuren bezeichnete Papierblättchen verkaufte, die sie unter gewissen geheim gehaltenen Prozeduren
verschlingen mußten.
Noch in den letzten
Kriegen fand man bei sehr vielen türkischen, italienischen und
französischen
Soldaten derartige auf bloßem Leib getragene Schutzmittel.
Vgl. und Waffenzauber aus dem Dreißigjährigen Krieg« in G. Freytags »Bildern aus der deutschen Vergangenheit«, Bd. 2.