Ferstel
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Heinrich, Architekt, geb. zu Wien, [* 3] machte seine Studien 1847-51 in der Architekturschule der Wiener Akademie, wo er sich besonders an van der Nüll und Siccardsburg anschloß, und bethätigte sein Talent unter Leitung seines Oheims Stache zuerst durch mehrere Schloßbauten und Restaurationen in Böhmen. [* 4] Im Begriff, eine Reise nach Italien [* 5] mit Hilfe eines kaiserlichen Stipendiums anzutreten, beteiligte er sich 1853 an der Konkurrenz um die Votivkirche für Wien. Nach Vollendung der Arbeit trat er seine Reise nach Italien an, wo ihn in Neapel [* 6] die Nachricht des Siegs traf. Von seinen nach Frankreich, England, den Niederlanden und Deutschland [* 7] ausgedehnten Reisen zurückgekehrt, ¶
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begann er 1856 den Bau der gotischen, an die freie Schönheit der besten französischen Muster des 13. Jahrh. sich anschließenden Votivkirche, die 1879 vollendet wurde. Während der Ausführung dieses Baues entstanden das Bankgebäude in Wien, die Kirche in Schönau bei Teplitz, die protestantische Kirche in Brunn, der Palast des Erzherzogs Ludwig Viktor in Wien, das Österreichische Museum, das chemische Institut, der Liechtensteinische Palast in der Roßau in Wien.
Ferstels
hervorragendstes Werk nächst der Votivkirche ist die Universität in Wien, welche im Stil der italienischen Renaissance
ausgeführt worden ist und in ihrem Innern einen Hallenhof von großartiger monumentaler Wirkung enthält. 1866 wurde
er als Professor der Baukunst
[* 9] an die technische Hochschule zu Wien berufen; 1867 erhielt er den großen Preis der Pariser Weltausstellung; 1869 wurde
er in den österreichischen Ritterstand erhoben und 1871 Oberbaurat. Ferstel
hat durch seine Entwürfe und Schöpfungen der modernen
Wiener Architektur ihre charakteristische Richtung im Geiste der italienischen Hochrenaissance gegeben.
Seine Bauten sind praktisch angelegt, dabei aber von großer künstlerischer Schönheit, und namentlich ist es der feine Sinn
für die Dekoration und Ornamentik, der Ferstel
auszeichnet. Mit Eitelberger schrieb er die Broschüre »Das bürgerliche Wohnhaus
[* 10] und das Wiener Zinshaus« (Wien 1860). Von seinen spätern Schöpfungen sind noch zu nennen: das Rathaus in
Tiflis, das Verwaltungsgebäude des Österreichisch-Ungarischen Lloyd in Triest
[* 11] und der Hochaltar für die Kirche des Schottenstifts
in Wien. Er starb in Grinzing bei Wien.
Vgl. »H. Freiherr v. Ferstel«
, Festschrift zur Enthüllung seines Denkmals (Wien
1884).