Farbepflanzen
[* 2] (hierzu Tafel »Farbepflanzen«
),
Gewächse, deren
Wurzeln,
Holz
[* 3]
(Farbhölzer),
Rinde,
Stengel,
[* 4]
Blätter,
Blüten
oder
Früchte einen technisch verwertbaren
Farbstoff enthalten oder bei geeigneter Behandlung liefern. Die Farbepflanzen
gehören sehr
verschiedenen
Familien an; aber die meisten und wichtigsten stammen aus heißern
Ländern, und nur wenige
gedeihen bei uns. Am zahlreichsten sind die
Pflanzen, welche rote und gelbe
Farbstoffe liefern. Diese
Farbstoffe sind chemisch
von sehr verschiedener
Beschaffenheit; manche rote stehen in nächster Beziehung zu violetten und blauen, aber derartige blaue
Farbstoffe haben nur sehr geringen praktischen Wert.
Von den blauen Farbstoffen besitzt eine große technische Bedeutung namentlich das Indigblau, welches niemals fertig gebildet in den Pflanzen vorkommt und nur von wenigen (Indigofera-Arten, Familie der Papilionaceen) in praktisch nutzbarer Weise geliefert wird; außerdem noch der Farbstoff des Blauholzes (Haematoxylon campechianum, Papilionaceen). Grünen Farbstoff enthalten zwar die bei weitem meisten Pflanzen, aber das so allgemein verbreitete Chlorophyll hat für technische Zwecke wenig Wert; andrer grüner Farbstoff wird nur aus gewissen Rhamnus-Arten (aus der Familie der Rhamneen) erhalten, indem er ähnlich wie der Indigo [* 5] als Zersetzungsprodukt sich bildet.
Endlich liefern mehrere
Pflanzen braune
Farbstoffe, und die an
Gerbsäure reichen
Gewächse gehören insofern zu den
Farbepflanzen
, als die
Gerbsäure zur Erzeugung schwarzer
Farben benutzt wird.
Rote
Farbstoffe liefern ganz überwiegend
Pflanzen aus den
Familien der
Cäsalpinieen u.
Rubiaceen u. zwar mehrere südamerikanische und westindische
Arten der
Gattung
Caesalpinia, das Pernambukholz,
Brasilienholz, St. Marthen- u.
Nicaraguaholz und das
Brasiliettholz; die ostindische C. Sappan das
Sapanholz; dann
der ostindische
Pterocarpus santalinus das
Sandelholz.
Von Rubiaceen liefert Rubia tinctorum den Krapp, die ostindische R. Munjista das Munjeeth und die ostindische Oldenlandia umbellata die Chaywurzel. Die andern rote Farbstoffe liefernden Pflanzen sind von minderer Wichtigkeit: verschiedene Flechten [* 6] aus den Gattungen Variolaria, Lecanora, Roccella, aus denen Orseille und Lackmus gewonnen werden;
die Alkanna (Alcanna tinctoria) aus der Familie der Boragineen;
die Färberdistel (Carthamus tinctorius) aus der Familie der Kompositen; [* 7]
die Chika (Bignonia Chica) aus der Familie der Bignoniaceen;
das Sorgho (Sorghum vulgare) aus der Familie der Gräser; [* 8]
die Stockmalve (Malva arborea) aus der Familie der Malvaceen;
Soranjee (Morinda citrifolia) aus der Familie der Cinchonaceen;
der Drachenblutbaum (Dracaena Draco) aus der Familie der Asphodeleen;
Calamus Draco aus der Familie der Palmen. [* 9]
Für die gelben Farbstoffe sind besonders wichtig: die nordamerikanische Quercus tinctoria aus der Familie der Kupuliferen, welche Quercitronrinde liefert;
dann die westindische Maclura aurantiaca aus der Familie der Moreen, von der das Gelbholz stammt;
Rhus cotinus aus der Familie der Terebinthaceen, welche das Fisett- oder Fustikholz liefert;
die chinesischen Gelbschoten von Gardenia grandiflora aus der Familie der Rubiaceen und der Wau (Reseda luteola) aus der Familie der Resedaceen, welcher auch bei uns kultiviert wird.
Von geringerer Wichtigkeit sind: mehrere Kreuzdorn-, Rhamnus-Arten aus der Familie der Rhamneen;
Safran (Crocus sativus) aus der Familie der Irideen;
Bixa orellana aus der Familie der Bixineen, welche Orlean liefert;
Curcuma longa aus der Familie der Zingiberaceen und verschiedene Aloe-Arten aus der Familie der Liliaceen.
Die
Wandflechte
(Parmelia parietina), Berberitze,
Ginster,
Bockshorn,
Scharte, Walnuß,
Buchweizen,
Spargel u. a. haben gegenwärtig kaum noch irgend welche Bedeutung
als Farbepflanzen.
Den einzigen grünen
Farbstoff, welcher benutzt wird, liefern die chinesischen
Rhamnus utilis und R. chlorophorus. Die
wichtigsten
Indigblau liefernden
Pflanzen gehören zur
Familie der
Papilionaceen und zur indischen
Gattung
Indigofera. Außerdem
kommen in Betracht: der in
Europa
[* 10] kultivierte
Waid
(Isatis tinctoria) aus der
Familie der
Kruciferen;
[* 11]
der chinesische Färberknöterich (Polygonum tinctorium) aus der Familie der Polygoneen;
das indische Nerium tinctorium aus der Familie der Apocyneen und indische Marsdenia- und Asclepias-Arten aus der Familie der Asklepiadeen.
Als braunen Farbstoff benutzt man das Katechu, welches aus der indischen Acacia Catechu, Familie der Mimoseen, stammt, und das Gambir aus der indischen Uncaria Gambir, Familie der Rubiaceen. Von den gerbsäurehaltigen Materialien kommen in Betracht: die Galläpfel und Ackerdoppen, welche von Eichenarten stammen, die chinesischen Galläpfel von einer Sumachart, Dividivi von der südamerikanischen Caesalpinia coriaria, die Myrobalanen von der indischen Terminalia Chebula aus der Familie der Kombretaceen, der südeuropäische Sumach (Rhus coriaria) aus der Familie der Terebinthaceen.
Außerdem werden auch, obwohl seltener, benutzt die
Rinde der Roßkastanie, der edlen
Kastanie, der
Birke und
Buche, die
Wurzel
[* 12] der weißen
Seerose
(Nymphaea alba) und das
Bablah, die
Hülsen verschiedener
Acacia-Arten. Von den Farbepflanzen
hatten ursprünglich fast
nur die heimischen Bedeutung; sie wurden im großem
Maßstab
[* 13] kultiviert, lieferten aber wenig brillante
Farben und waren auch nicht sehr ausgiebig.
Ihnen gegenüber konnten viele
Pflanzen in der
Färberei zur Geltung kommen, welche
man gegenwärtig nicht mehr benutzt. Mit der
Ausdehnung
[* 14] des
Handels wurden aber auch unsre wichtigern in den
Hintergrund gedrängt, da sie mit den aus den tropischen
Ländern eingeführten Farbmaterialien in keiner
Weise konkurrieren
konnten. Die
Entwickelung der
Chemie lehrte dann allmählich mehrere ausgezeichnete
Farbstoffe kennen, welche wieder gegen die
besten Farbepflanzen
manche Vorteile boten, und als die
Teerfarben auftraten,
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sank die Bedeutung der Farbepflanzen
ungemein schnell. Den Wert, welchen sie gegenwärtig noch besitzen, sichert ihnen
fast nur noch die größere Beständigkeit vieler mit ihnen zu erzielender Farben. Aber schon ist einer der wichtigsten aus
Farbepflanzen
gewinnbaren Farbstoffe, das Alizarin des Krapps, künstlich aus Steinkohlenteer dargestellt worden, und sofort hat
der Krapp seine Bedeutung fast vollständig verloren. Gleichem Schicksal gehen vielleicht die Indigo liefernden Pflanzen entgegen,
da auch das Indigblau künstlich dargestellt wird.