Faraday
(spr. -dä),
Michael, Chemiker und
Physiker, geb. zu Newington
Butts bei
London,
[* 2] beschäftigte sich
bis in sein 22. Jahr mit Buchbinderei, studierte aber daneben physikalische und chemische Werke, hörte später Vorlesungen
Davys, ward 1813 dessen
Gehilfe, dann sein
Sekretär
[* 3] und 1827
Professor der
Chemie an der
Royal
Institution
in
London. 1829-42 lehrte er auch an der
Militärakademie in
Woolwich. Faraday
war einer der bedeutendsten Naturforscher aller
Zeiten;
kaum jemals hat ein einziger
Mensch eine so große
Reihe wissenschaftlicher
Entdeckungen von folgenschwerster Bedeutung gemacht
wie er.
Fast alle seine
Entdeckungen waren überdies derart, daß sie auf die
Vorstellungen von dem
Wesen
der
Kräfte den tiefgreifendsten Einfluß ausübten. Faradays
erste
Arbeiten gehören vorwiegend dem Gebiet der
Chemie an; gegen
das Ende der 20er Jahre wandte er sich mehr der
Physik zu, und 1830 begannen seine elektrischen Untersuchungen, welche unsre
Kenntnis der
Elektrizität
[* 4] in ungeahnter
Weise bereicherten. Diese Untersuchungen, als »Experimental researches
in electricity« bezeichnet, erschienen 1832-55 und separat in 2
Bänden
London 1844
¶
mehr
1855. Gleich die erste bringt die Entdeckungen der elektrischen und magnetelektrischen Induktion.
[* 6] Die Entdeckung ergab sich in
konsequenter Verfolgung des von Arago entdeckten Rotationsmagnetismus. Nachdem in den folgenden Reihen den für die damalige
Zeit wichtigen Nachweis geführt hatte, daß die Elektrizität, aus welcher Quelle
[* 7] sie auch stammt, immer dieselben
Eigenschaften hat, begannen mit der fünften Reihe die Untersuchungen über die chemischen Zersetzungen durch den elektrischen
Strom, welche zu dem Faraday
schen Gesetz der festen elektrolytischen Aktion führte.
Seine Untersuchungen über die statische Elektrizität führten ihn zu einer ganz neuen Auffassung über die Ausbreitung der elektrischen Wirkungen: er verließ die frühere Auffassung, daß Elektrizität direkt anziehend und abstoßend in die Ferne wirke, und nahm an, daß dieselbe sich in der Luft, von Teilchen zu Teilchen wirkend, durch die sogen. dielektrische Polarisation fortpflanze. Gerade diese Auffassung ward in den letzten Jahren von W. Thomson, Maxwell und Helmholtz fortgebildet und hat zu den interessantesten Folgerungen geführt.
Seine magnetischen Untersuchungen führten ihn zu der Entdeckung, daß das Licht
[* 8] durch Magnetismus
[* 9] beeinflußt werde, und daß
alle Körper, nicht nur Eisen,
[* 10] Kobalt und Nickel, magnetische Eigenschaften haben, daß aber die Körper teils magnetisch, teils
diamagnetisch sind. Neben diesen großen Entdeckungen enthalten die Untersuchungen noch eine große Menge
der wichtigsten Einzelbeobachtungen. Auch auf andern Gebieten waren Faradays
Arbeiten erfolgreich, es gelang ihm, die meisten
Gase
[* 11] in die flüssige und feste Form überzuführen, indem er dieselben einem starken Druck unterwarf und sie stark abkühlte;
auch entdeckte er die Regelation, und in seinen Vorlesungen vor der Royal Society erläuterte er früh den
Gedanken, daß Licht, Wärme
[* 12] und Elektrizität sämtlich Manifestationen einer und derselben Naturkraft seien.
Seine letzte Arbeit scheint die Leuchtkraft des elektrischen Lichts betroffen zu haben. Faraday
starb in Hamptoncourt.
Er schrieb noch: »Chemical manipulations« (Lond. 1843);
»Experimental researches in chemistry« (das. 1859; neue Ausg. 1882, 3 Bde.);
»Lectures on the chemical history of a candle« (3. Aufl., das. 1874; deutsch, 2. Aufl., Berl. 1883);
»Lectures on non-metallic elements« (Lond. 1853);
»Six lectures on various forces of matter« (4. Aufl., das. 1874; deutsch, Berl. 1873).
Vgl. Tyndall, und seine Entdeckungen (deutsch von Helmholtz, Braunschw. 1870);
Bence Jones, The life and letters of Faraday
(2. Aufl., Lond. 1870, 2 Bde.);
Dumas, Éloge historique de M. Faraday
(Par. 1868);
Gladstone, Faraday
(2. Aufl., Lond. 1873; deutsch, Glogau
[* 13] 1882).