Falascha
,
ein zur äthiopischen Familie der Hamiten gehöriger Volksstamm in Abessinien und den südlich davon gelegenen Landschaften, wie der Bedscha, Bogos, Saho, Agau, Galla, Danakil, die Aboriginer ¶
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der später von semitischen Grenzvölkern eingenommenen Landstriche. Sie stehen sprachlich den Agau am nächsten, auch körperlich
haben sie mit diesen und den Saho große Ähnlichkeit.
[* 4] Doch geht die Sprache,
[* 5] das Huaraza oder Kuara, mehr und mehr unter. Ihr
Gottesdienst ist ein Gemisch aus altchristlichen und israelitischen Gebräuchen; sie haben geistliche,
auch weibliche, streng gehaltene Orden.
[* 6] Ihr Abuna (Oberpriester) hat seinen Sitz in Kuara. Sie behaupten, aus Jerusalem
[* 7] zu stammen,
daher nennen sie sich selber Falasian (Verbannte); andre bezeichnen die Falascha
als »abessinische
Juden«, welche durch assyrische oder römische Eroberer aus dem Gelobten Land vertrieben wurden.
Diese Annahme erscheint jedoch in ethnologischer Beziehung durchaus unzulässig. Nach Heuglin sind die
Falascha
im Äußern von den übrigen Abessiniern kaum zu unterscheiden; von der hebräischen Sprache wissen und verstehen sie nichts.
Sie leben, wie die Mohammedaner, streng in besondern Quartieren der Städte und in besondern Dörfern, treiben Ackerbau, Baumwollweberei,
das Schmiede-, Maurer-, Zimmerer- und Töpfergewerbe. Sie sind die Eisenindustriellen Abessiniens und daher
in den Augen des übrigen Volkes mit dem unheimlichsten Nimbus umgeben. Ihre Stellung in Abessinien ist eine gedrückte, doch spielten
sie vom 9. bis 13. Jahrh. hier eine große Rolle und rissen sogar die Herrschaft des Landes für einige Zeit an sich. Die
Zahl der Falascha
gibt Stern, wohl zu hoch, auf ¼ Mill. an.
Vgl. Stern und Flad, Wanderings among the Falashas (Lond. 1862);
Halévy in den Berichten der »Alliance israélite universelle« 1868; Derselbe, Le [* 8] dialecte des Falachas (Par. 1873).