Fächer
,
[* 2] Vorrichtungen verschiedener
Konstruktion, welche seit sehr alter Zeit bei vielen
Völkerschaften im
Gebrauch sind, um sich Kühlung zuzufächeln oder zufächeln zu lassen. Die einfachsten Fächer
bestehen aus einem
Stiel, an welchem ein Baumblatt, ein
Stück
Papier oder Seidenzeug befestigt ist
(Wedel, Blattfächer
,
[* 1]
Fig. 1). Derartige Fächer
, bei
denen die in einem lackierten
Ring ausgespannte
Seide
[* 3] bemalt ist, sind noch gegenwärtig in
China
[* 4] und
Japan
im
Gebrauch und werden auch bei uns benutzt. Im
Altertum spielten aber auch Fächer
aus
Federn, namentlich seit dem 5. Jahrh. solche
aus Pfauenfedern
[* 1]
(Fig. 2), eine große
Rolle, und in den
Tropen benutzen die Eingebornen gleichfalls Federfächer.
Im
Mittelalter
war der Fächer
besonders in
Spanien
[* 5] und
Italien
[* 6] im
Gebrauch, wo er aus einem viereckigen aufgespannten
Stück
Stoff, bemaltem
Pergament oder
Geflecht bestand, das an das obere Ende eines langen Stiels befestigt wurde (Fahnenfächer
,
[* 1]
Fig.
3). Im 16. Jahrh. kam er nach
Frankreich und
Deutschland,
[* 7] und seit dem 17. Jahrh. ahmte man die chinesischen Fächer
nach, bei
denen eine Anzahl schmaler, keilförmig geschnittener
Blätter an dem einen Ende
durch einen
Draht
[* 8] zusammengehalten
wird, so daß man den Fächer
beliebig entfalten und wieder zusammenlegen kann. Diese Faltfächer
[* 1]
(Fig.
4) wurden unter
Ludwig XIV. zu einem besonders beliebten Luxusgegenstand und in der verschiedensten und kostbarsten
Weise verziert.
Unter diesem König wurde auch 1678 eine
Zunft der Fächer
macher (maîtres éventaillistes) begründet.
Die einzelnen
Stäbe wurden aus
Perlmutter,
Elfenbein,
Schildkrot,
Edelmetall etc. gefertigt, mit Gravierungen,
Malereien, Inkrustierungen
u. dgl. dekoriert und an dem obern Ende bisweilen
noch mit
Pfauen-,
Adler- oder Straußfedern versehen. Für die Faltfächer
, die unten aus
Stäben,
oben aus
Stoff bestanden, wurde
Atlas,
[* 9]
Seide oder ganz feines
Leder gewählt, welche
Stoffe ebenfalls mit
Gouachemalereien versehen waren.
Sie verschwanden dann in der Revolutionszeit und später, sind aber jetzt wieder sehr in
Aufnahme gekommen. Wie früher, werden
die Fächer
durch das Zusammenwirken von
Malerei und
Kunstindustrie oft zu Kunstwerken ersten
Ranges erhoben,
die mit hohen
Preisen bezahlt werden, namentlich wenn die
Malereien von hervorragenden Künstlern ausgeführt sind. In
China
und
Japan sind Fächer
noch heute die beständigen Begleiter von Männern und
Frauen. Für den Massenbedarf werden sie aus buntem
Papier
(Seiden- oder geöltem
Papier) gefertigt und demgemäß schnell abgenutzt.
Vgl. Blondel, Histoire des éventails (Par. 1875);
Frauberger, Geschichte des Fächers
(Leipz. 1877);
Uzanne, L'éventail (Par. 1881, illustriert von Avril).
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1. Blattfächer.]
[* 1]
^[Abb.: Fig. 2. Federfächer
(etruskisches Vasenbild).]
[* 1]
^[Abb.: Fig. 3. Fahnenfächer.]
[* 1]
^[Abb.: Fig. 4.
Italienischer Faltfächer
(16. Jahrh.).]