(Pyrotechnik), Anfertigung und Gebrauch von Gegenständen, welche aus mehr oder minder heftig brennenden
Materialien in verschiedenen Formen hergestellt werden und vermöge ihrer Feuerwirkung entweder zu Kriegszwecken Verwendung
finden sollen (Kriegsfeuer), oder zur Belustigung dienen (Lust- oder Kunstfeuerwerk).
1) Die Kriegsfeuerwerkerei umfaßt die Anfertigung und Aufbewahrung sämtlicher in der Armee zur Anwendung
kommender Kriegsfeuer. Unter diesen versteht man die Munition für Geschütze
[* 5] und Handfeuerwaffen,
[* 6] die Zündungen
[* 7] und besondere
Feuerwerkskörper. Die Anfertigung geschieht in Laboratorien, welche, den verschiedenen Arbeiten entsprechend, besonders baulich
hergerichtete Arbeits- und Aufbewahrungsräume enthalten. Teile von Kriegsfeuern, deren Fertigung ein besonders geübtes Personal
oder entsprechende Fabrikeinrichtungen erfordern, werden in technischen Instituten gefertigt oder von der
Privatindustrie geliefert. Es werden gefertigt: im Feuerwerkslaboratorium zu Spandau
[* 8] die Kriegsraketen, alle mit Satz gefüllten
Zünder,
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Die Messingpatronenhülsen für das neue Infanteriegewehr werden gleichfalls von Privaten, namentlich von England, bezogen.
In allen technischen Instituten sind nur Zivilarbeiter und -Aufseher beschäftigt. Die Direktion sowie
die Abnahme der Fabrikate liegt in der Hand
[* 21] von Offizieren und Militärkommandos. Die Arbeiten in den Laboratorien werden durch
das Feuerwerkspersonal geleitet. Die meisten der früher gebräuchlichen Feuerwerkskörper sind in den letzten Jahren aus
der Kriegsfeuerwerkerei ausgeschieden, weil sie der jetzigen Kriegführung nicht mehr entsprechen, z. B. Signalraketen, Bombenröhren
etc.
2) Lust- oder Kunstfeuerwerkerei. Ein Feuerwerk besteht aus einer Anzahl einzelner Feuer, welche entweder einzeln nacheinander
oder ihrer mehrere zugleich abgebrannt werden. Eine zweckmäßige derartige Zusammenstellung vermag wesentlich zur Erhöhung desEffekts, den das ganze Feuerwerk hervorbringen soll, beizutragen. Jedes in der Feuerwerkerei benutzte brennbare
Gemenge nennt man einen Satz. Man unterscheidet Flammenfeuersätze, welche schönes intensives Licht
[* 22] und
tief gefärbte Flamme
[* 23] geben, und Funkenfeuersätze, die nur einen funkenreichen Feuerstrahl erzeugen sollen.
Erstere sind Flammensätze zur Beleuchtung
[* 24] von Gebäuden, lebenden Bildern etc., Lichtersätze mit ruhiger, intensiv gefärbter
Flamme, Leuchtkugelsätze, die während ihres Flugs durch die Luft verbrennen. Die Funkenfeuersätze geben
nur einen schönen Funkenstrahl (Stillfeuersätze, Brillantsätze), oder sie entwickeln zugleich so viel Gas, daß sie rückwirkende
Kraft
[* 25] auf die Hülse
[* 26] ausüben können, und dienen dann zu Feuerwerksstücken, denen man eine Bewegung erteilen will.
Für Treib- und langsame Sätze ist das Schießpulver der Grundbestandteil, welches, zu Staub zerrieben, als Mehlpulver zur
Anwendung kommt. Je nachdem der Satz heftiger oder langsamer brennen soll, werden dem Mehlpulver weniger oder mehr andre Körper,
die im Feuer des Mehlpulvers entweder verbrennen oder glühen sollen, beigemengt. Statt des Mehlpulvers können auch seine
Bestandteile, Salpeter, Schwefel und Kohle, genommen werden. Dies geschieht meist nur für faule Sätze, und
man nimmt dabei den Salpeterschwefel (75 Salpeter, 25 Schwefel) als Fundamentalsatz an. Werden ihm 8 Proz. Mehlpulver zugesetzt,
so erhält man den grauen Satz, einen zweiten Fundamentalsatz.
Die Röhren
[* 28] (Hülsen) sind am Brandende gewürgt, d. h. bis auf eine zentrale Öffnung
(die Kehle) von ⅓-¼ des Kalibers der Hülse zusammengeschnürt, gebunden
und geleimt. BeimSchlagen steht dies Ende unten.
Auf die letzte SchichtSatz bringt man in der Regel einen Schlag von Kornpulver und schließt dann die Röhre durch eine Thonschicht.
Sollen mehrere Röhren nacheinander brennen, so muß das Feuer von einer auf die andre übertragen werden.
Zu diesem Zweck wird die Thonschicht zentral bis auf den Satz durchbohrt, ein Ende Zündschnur hineingesteckt, dann zur Würgung
der nächsten Röhre geführt und diese Verbindung sorgfältig mit Papier gegen zündende Funken umschlossen (das »Kommunizieren«).
Lunte besteht aus Hanfschnüren, in salpetersaurem Bleioxyd getränkt und mit Schwefel, Salpeter oder Strontian überzogen; dient
zur Darstellung von Namenszügen u. dgl. Fertige
Hülsen werden in verschiedener Zahl meist in geometrischen Figuren an Bretter oder Gestelle gebunden. Drei- oder vierröhrige
Räder, 1-1,5 m lange, gerade oder S-förmig gebogene Arme u. dgl. m. drehen
sich vermöge der durch die ausströmenden Gase
[* 29] hervorgerufenen Reaktion um eine Achse.
Stehende Feuer sind Sonnen oder Sterne, deren Strahlenzahl mehrfach nacheinander wechseln kann. Die Sonnen- und Radscheiben werden
meist noch mit farbigen Lichtchen besetzt. Im übrigen können die Röhren, je nach der Phantasie des Verfertigers,
zu den mannigfachsten Figuren zusammengestellt werden, in deren geschmackvollen Formen und Wechseln oft der Effekt des Feuerwerks
und der Erfolg mancher Lustfeuerwerke beruht. Hervorzuheben sind die Kaskaden, der Palmenbaum, der Blumenstrauß (Fontäne
von Funkenfeuer).
Der Feuertopf (pot à feu) ist eine in einer Büchse stehende Brillantröhre, die zum Schluß eine größere
MengeLeuchtkugeln oder Schwärmer auswirft; beim Bienenschwarm geschieht dies nach und nach. Kanonenschläge sind runde oder
eckige, mit Pulver gefüllte und einem Zünder versehene Körper aus Pappe oder Holz
[* 30] mit geleimter Umwickelung von Bindfaden oder
Zeug; je fester die Wandung, desto stärker der Knall. Schwärmer sind kleine Papierröhren, mit Funkenfeuersatz
gefüllt, die beim Anzünden in schlangenförmigen Linien hin- und herfahren und mit einem Knall verlöschen.
Frösche
[* 31] sind Papierhülsen, durch welche Zündschnur gezogen ist. Sie werden mehrfach scharf zusammengekniffen und -gebunden.
Die brennende Zündschnur zerreißt mit einem Knall die Ecken, wobei der Frosch
[* 32] hin- und herhüpft. Raketen
[* 33] sind über einen konischen Dorn mit Satz in der Weise vollgeschlagene Papierhülsen, daß sie eine zentrale Höhlung, Seele,
erhalten, welche den Zweck hat, eine möglichst große Gasentwickelungsfläche zu bieten. Die Gase müssen sofort nach Entzündung
der Rakete mit einer solchen Heftigkeit ausströmen, daß die dadurch hervorgerufene Reaktion die Rakete
mit Schnelligkeit emporreißt. Um der Rakete eine Steuerung, also regelmäßige Flugbahn, zu geben, bindet man sie an einen Holzstab
von fünf- bis sechsfacher Länge der Hülse; an ihrem vordern Ende befestigt man eine mit Sternfeuer, Schwärmern oder einem
Kanonenschlag gefüllte Papierhülse, auf welche eine konische Spitzkappe gesetzt wird. Diese Versetzung
wird im
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mehr
Kulminationspunkt der Flugbahn entzündet u. ausgestoßen und fällt brennend zur Erde. Bei Fallschirmraketen ist an ein Tuch
von dünnem Zeug durch Fäden ein mit Leuchtsatz gefüllter Blechcylinder befestigt, der entzündet, durch den ausgestoßenen
und ausgebreiteten Fallschirm getragen, leuchtend in der Luft schwebt. Bei Zimmerfeuerwerken werden nur kleine Hülsen verwendet,
deren Satz bei der Verbrennung keine giftigen Dämpfe ausstoßen darf. Wasserfeuerwerke sind im allgemeinen
den erstbeschriebenen gleich; die einzelnen Feuer werden auf schwimmenden Brettern befestigt; sollen sie aber im Wasser selbst
schwimmen, wie die Taucher, Schnarcher, so werden die Hülsen mit einem wasserdichten Firnis überzogen.
Nachstehend geben wir einige Zusammensetzungen von Sätzen, bemerken aber, daß es Regel ist, alle Sätze
vor ihrer Anwendung zu probieren. Treibsätze: 4 Mehlpulver, 1 grobe Kohle, Metallspäne oder Porzellanpulver. Raketensatz: 8 Mehlpulver, 3 gut
gesiebte grobe Kohle. FauleSätze: 8 Mehlpulver und 5 Kohle, Metallspäne etc. Bei den Flammenfeuern kommt Mehlpulver nur selten
zur Anwendung; an seine Stelle tritt das chlorsaure Kali, und man bereitet sich, ähnlich wie den Salpeterschwefel,
aus 80 chlorsaurem Kali und 20 Schwefel den Chlorkalischwefel als Fundamentalsatz. Zu farbigen (bengalischen) Flammen dienen
folgende Mischungen: Weiß: 20 Schwefel, 60 Kaliumnitrat, 5 Schwefelantimon, 15 Mehlpulver;