Titel
Eusebios
,
1) Eusebios
von
Cäsarea in
Palästina,
[* 2] genannt »der
Vater der
Kirchengeschichte«, wahrscheinlich aus
Palästina gebürtig,
trat in ein enges
Verhältnis zu dem gelehrten Origenisten
Pamphilos in
Cäsarea, daher ihn spätere Geschichtschreiber gewöhnlich
als den »Euseb des
Pamphilos« von gleichnamigen
Größen unterscheiden. Nach Beendigung der Diokletianischen
Verfolgung, der er sich durch die
Flucht entzogen, zurückgekehrt, wurde er um 313 zum
Bischof von
Cäsarea gewählt, bald auch
durch das Vertrauen des
Kaisers
Konstantin in die arianischen Streitigkeiten hineingezogen, in welchen er jedoch eine zweideutige
Rolle spielte. Seine origenistische
Theologie näherte ihn den Arianern; lange suchte er auch
¶
mehr
auf dem Konzil zu Nicäa zu vermitteln, unterschrieb jedoch schließlich die siegreichen Formeln des Athanasius. Eusebios
starb um 340. Jahrhundertelang
stand als Quelle
[* 4] aller synchronistischen Geschichtskenntnis sein »Chronikon«
in Ansehen, wovon der erste Teil einen Grundriß der Weltgeschichte bis 325 n. Chr., der zweite einen Auszug davon in Tabellenform
enthält. Die neueste Ausgabe lieferte A. Schöne (»Eusebii chronicorum libri duo«, Berl.
1866-75, 2 Bde.). In seinem Hauptwerk, der »Kirchengeschichte«, gibt er eine reiche Ausbeute der öffentlichen Archive, Kirchenbibliotheken
und Privatsammlungen, vermehrt durch Nachfragen bei Teilnehmern des Geschehenen und durch Selbsterlebtes und, wenn auch vielfach
der Kritik, Unparteilichkeit und Gleichmäßigkeit der Behandlung ermangelnd, doch im allgemeinen den
Charakter der Treue und Glaubwürdigkeit an sich tragend.
Sie besteht aus zehn Büchern und reicht vom ersten Entstehen der christlichen Kirche bis gegen 324; fortgesetzt wurde sie
von Eusebios
selbst in seinem 4 Bücher umfassenden, durchaus parteiisch gehaltenen »Leben Konstantins«, ferner von Sokrates, Sozomenos,
Theodoret und Evagrius, ins Lateinische frei übertragen von Rufinus; eine deutsche Übersetzung lieferte
Cloß (Stuttg. 1839). Von des Eusebios
übrigen noch vorhandenen historischen Werken
sind die Lobrede auf Konstantin von 336 und der Traktat über die Märtyrer Palästinas, eine Schilderung der Diokletianischen
Christenverfolgung von 303 bis 310, hervorzuheben.
Die schwächsten unter Eusebios'
litterarischen Produkten sind seine dogmatischen und exegetischen Schriften.
Besser sind seine beiden Apologien: »Praeparatio evangelica« in 15 Büchern und »Demonstratio evangelica« in 20 Büchern. Die
neuesten Ausgaben seiner Schriften besorgten Heinichen (»Eusebii Pamphili scripta historica«, 2. Aufl.,
Leipz. 1868-70, 3 Bde.) und Dindorf (»Eusebii Caesariensis opera«, das.
1867-1871, 4 Bde.; unvollständig); eine
Übersetzung ausgewählter Schriften erschien Kempten
[* 5] 1870 ff.
Vgl. Stein, Eusebios
nach seinem Leben, Schriften und dogmatischen Charakter
(Würzb. 1850);
Hely, Eusèbe de Césarée, premier historien de l'église (Par. 1877);
Brieger in der »Zeitschrift für Kirchengeschichte« 1879.
2) Eusebios
von Nikomedia, Erzieher und Verwandter des Kaisers Julian, spielte bei seiner Geschäftsgewandtheit
und Redegabe im arianischen Streit eine hervorragende Rolle. Der Lehre
[* 6] des Arius zugethan, ward er nach dem Konzil von Nicäa
zwar nach Gallien exiliert, aber schon 328 vom Kaiser wieder in sein Bistum zu Nikomedia eingesetzt. Infolge seines Einflusses
wurde auch der verwiesene Arius zurückgerufen, dagegen Athanasius von Alexandria (336) verbannt und die
Herrschaft der gemäßigten Arianer (Eusebianer, Semiarianer) im ganzen Morgenland begründet. Eusebios
selbst taufte 337 den Kaiser
Konstantin, ward 339 zum Patriarchen von Konstantinopel
[* 7] ernannt und starb 342.
3) Eusebios
von Emesa (Emisa), Theolog und Redner aus Edessa, schloß sich der aufblühenden Theologenschule von Antiochia
an, erhielt auf der antiochenischen Synode 341 das durch die Absetzung des Athanasius erledigte Patriarchat Alexandria zugesprochen,
schlug es aber aus und begnügte sich mit dem phönikischen Bistum Emesa. Von den ihm wegen seines mathematisch-astronomischen
Wissens abergläubisch mißtrauenden Emesern zweimal vertrieben, starb er zu Antiochia 360. Von seinen Werken haben
nur geringe Bruchstücke die Ungunst der Zeiten überdauert.
Vgl. Thilo, Über die Schriften des Eusebios
(Halle
[* 8] 1832).