Eu
(spr. öh), Stadt im franz.
Departement
Niederseine,
Arrondissement
Dieppe,
[* 2] an der Bresle oberhalb ihrer Mündung in
den
Kanal
[* 3] (bei
Tréport), an der Nordbahn, hat eine schöne, jüngst restaurierte
Kirche aus dem 12. Jahrh.,
ein prachtvolles
Schloß (vom
Herzog von
Guise 1581 begonnen) mit Parkanlagen, einen
Hafen, welcher durch den
Kanal von Eu
mit
dem Seehafen von
Tréport in
Verbindung steht, (1876) 4169 Einw., ein großes Mühlenetablissement,
Fabrikation von
Möbeln,
Musikinstrumenten und
Leder, ein
Collège und ein
Handelsgericht. In der
Nähe finden
sich römische
Altertümer. - Eu
(lat. Alga, Auga) soll schon zur Zeit der
Römer
[* 4] bedeutend
gewesen sein. 881 ward in der
Nähe
von Eu
(bei Saucourt) eine
Schlacht zwischen den
Normannen und den
Franzosen geschlagen (die
Walstatt heißt noch jetzt Franleu
,
d. h. Francorum locus).
Seit 996 war
Eu der Sitz einer
Grafschaft.
Wilhelm,
Graf von Eu
,
Bruder des
Herzogs
Richard von der
Normandie,
stiftete hier eine reiche Augustinerabtei, in deren 1119 erbauter
Kirche 1181 der heil.
Laurentius beigesetzt wurde. Unter
König
Ludwig XI. war Eu
auch zur
See mächtig. Die
Kaper der Stadt wagten sich sogar an die
Engländer und
nahmen diesen mehrere ihrer mit
Truppen nach
Calais
[* 5] segelnden
Transportschiffe weg. Als darauf der König von
England das Gerücht
verbreiten ließ, er werde in die
Normandie einfallen und in der Stadt Eu
sein
Winterquartier aufschlagen, ließ
Ludwig die
Stadt niederbrennen, um
so den
Plan seines Gegners zu vereiteln.
Nur die
Kirchen und wenige Privatgebäude entgingen der Zerstörung, und Eu
vermochte seitdem seine frühere
Blüte
[* 6] nicht wieder
zu erreichen. Die
Grafschaft gelangte, nachdem sie öfters die
Besitzer gewechselt, an das
Haus
Orléans.
[* 7]
Ludwig
Philipp verlieh
als König dem ältesten Sohn des
Herzogs von
Nemours, dem
Prinzen
Ludwig (s. unten), den
Titel eines
»Grafen
von Eu«
.
Vgl. Estancelin,
Histoire des comtes d'Eu
(Par. 1828);
Vatout, Le
[* 8] château d'Eu
(das. 1839);