Titel
Esterházy
von Galantha (spr. -hasi), eins der mächtigsten und reichsten Adelsgeschlechter Ungarns, das seinen sagenhaften Ursprung von Estoraz, angeblichem Abkömmling Attilas, der um 969 in der Taufe den Namen Paul erhalten haben soll, ableitet. 1238 teilte sich die Familie in die beiden Linien Zerház und Illesházy, welch letztere 1838 mit dem Grafen Stephan im Mannesstamm erlosch. Die erstere erwarb sich 1421 durch Diplom Kaiser Siegmunds die Herrschaft Galantha im Preßburger Komitat.
Die Nachkommen
Franz' IV. stifteten 1594 die drei noch bestehenden
Linien: Csesznek, Zolyom oder
Altsohl und Fraknó oder Forchtenstein,
welche im 17. Jahrh. in den Reichsgrafenstand erhoben wurden. Der Begründer der Bedeutung
des
Hauses ist
Nikolaus,
Stifter der Hauptlinie Forchtenstein (geb. 1582, gest.
1645),
Palatin
Ungarns und der berühmteste Staatsmann unter der
Legitimisten- und Katholikenpartei. Die
Linie Fraknó teilte
sich wieder in die von
Papa und von Fraknó, welch letztere von
Kaiser
Leopold I. 1687 die reichsfürstliche
Würde erhielt.
Durch die Erwerbung der Herrschaft Edelstetten in
Franken wurde der
Fürst 1804 Reichsstand, doch kam 1806 die
Grafschaft unter bayrische
Hoheit. Das gräfliche
Haus Esterházy
besteht jetzt aus drei
Linien: Forchtenstein, aus der
Linie
Papa, Hallewyl
und
Altsohl. Die namhaftesten
Glieder
[* 2] der
Familie sind:
1)
Paul IV.,
Fürst,
Graf in Fraknó und Beregh, österreich.
General, geb. zu
Eisenstadt, ward
im 20. Jahr
Gouverneur von
Ödenburg,
[* 3] im 30.
Feldmarschall und zeichnete sich im Türkenkrieg, besonders in der
Schlacht von
St. Gotthardt, 1664 aus. 1681 zum
Palatin von
Ungarn
[* 4] erwählt, erhielt er nach dem
Frieden den Oberbefehl an der türkischen
Grenze und unterdrückte die
Partei
Tökölys. Auch an der
Befreiung
Wiens 1683 hatte er großen
Anteil, entriß 1686 den
Türken
Ofen und trug viel zur
Befestigung der habsburgischen Herrschaft in
Ungarn bei, wofür er 1687 in den Reichsfürstenstand
erhoben ward und später das
Recht erhielt,
Münzen
[* 5] mit seinem Bildnis zu prägen und zu adeln. Er starb Esterházy
war
Freund und Beförderer der
Wissenschaften.
2) Nikolaus Joseph, Fürst, Graf von Forchtenstein, k. k. Geheimrat und Feldmarschall, Enkel des vorigen, geb. war Gesandter an mehreren Höfen und zeichnete sich im österreichischen Erbfolgekrieg, namentlich 1745 an der Spitze von 12,000 Mann Ungarn in Schlesien, [* 6] 1757 bei Kolin, [* 7] aus, wurde 1765 Kommandeur des Theresienordens und 1768 Feldmarschall, ist aber besonders als Beförderer der Wissenschaften und Künste, so z. B. durch großartige Bauten, bemerkenswert. Aus der von ihm zu Eisenstadt errichteten Musikschule gingen Haydn und Pleyel hervor. Er starb
3) Nikolaus IV., Fürst, österreich. Feldmarschall, Enkel des vorigen, geb. bereiste in seiner Jugend fast ganz Europa, [* 8] nahm sodann österreichische Kriegsdienste und stieg bis zum Feldzeugmeister empor, ward aber später vorwiegend in diplomatischen Geschäften gebraucht. Als die französischen Armeen 1797 die Erbstaaten des Kaisers bedrohten, bewirkte er eine Bewaffnung seiner Unterthanen und stellte 1809 abermals ein Freiwilligenkorps von 1000 Mann als schlagende Antwort auf Napoleons I. Proklamationen von 1805 und 1809, die ihn als Wahlkönig Ungarns vorschlugen. Er ist der Gründer der bedeutenden Gemäldesammlung in dem vom Fürsten Kaunitz gekauften Gartenpalast in der Wiener Vorstadt Mariahilf. Schrankenloser Aufwand brachte seine riesigen Güter unter Sequester. Er starb in Como. ¶
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4) Paul Anton (III.), Fürst, österreich. Minister, Sohn des vorigen, geb. ward 1810 österreichischer Gesandter in Dresden, [* 10] 1814 zu Rom, [* 11] dann Botschafter zu London [* 12] bis 1842. In seinem Vaterland schloß er sich der nationalen Richtung an und förderte als Obergespan des Ödenburger Komitats sowie als Präses der Naturforschergesellschaft (1847) den politischen und litterarischen Fortschritt. Minister des Auswärtigen im Ministerium Batthyány 1848, suchte er eine Ausgleichung zwischen dem österreichischen und ungarischen Ministerium zu bewirken, legte aber noch vor Auflösung des Batthyány-Ministeriums im August 1848 sein Amt nieder. 1856 ging er als österreichischer Botschafter zur Krönung Alexanders II. nach Moskau, [* 13] wo er durch den außerordentlichen Glanz seines Auftretens Aufsehen erregte, doch nicht zum Vorteil der Finanzen des Hauses.
Die ohnedies schon bedeutenden Schulden wuchsen allmählich dermaßen, daß 1860 die Sequestration notwendig wurde. Auf Ansuchen
des Fürsten berief zwar der Kaiser ein Komitee zur Abhilfe; allein weder dieses noch die spätern Administrationsversuche
und Vorschläge der Grafen Franz Zichy, nachmals Oberhofmeisters des Kaisers Maximilian, und Rudolf Wrbna vermochten die geeigneten
Mittel und Wege ausfindig zu machen, so daß die Sequestration eintrat. Fürst Paul Esterházy
starb in Regensburg.
[* 14]
Sein Erbe war der am geborne Fürst Nikolaus, gefürsteter Graf zu Edelstetten, Erbherr zu Forchtenstein, Mitglied der ungarischen Magnatentafel, k. k. Kammerherr und Major in der Armee, vermählt mit Lady Sarah Frederica Caroline, Tochter von George Child Villiers, Grafen von Jersey (gest. Der älteste Sohn dieser Ehe ist Erbprinz Paul Anton Nikolaus, geb. Obergespan des Ödenburger Komitats, vermählt mit Prinzessin Marie, Gräfin von Trauttmansdorff (gest. in Ödenburg), u. mit Erbprinzessin Eugenie von Croy-Dülmen. Das Majorat der Familie umfaßt 29 Herrschaften mit 21 Schlössern, 60 Marktflecken und 414 Dörfer in Ungarn; Mittelpunkt der Verwaltung ist Eisenstadt; außerdem gehören dazu die Herrschaften Pottenstein und Schwarzbach in Niederösterreich und die gefürstete Grafschaft Edelstetten in Bayern. [* 15] Bis zur Tilgung der Schuldenlast bezieht die Familie nur eine fixierte Jahresrente.
Aus der gräflichen Linie Esterházy
von Galantha
-Forchtenstein ist zu nennen Moritz, Graf von Esterházy
, geb. 1807, österreichischer Diplomat, war
bis 1856 österreichischer Gesandter in Rom, trat 1861 ohne Portefeuille in das Kabinett Schmerling und war auch Mitglied des 1865 gebildeten
Ministeriums Belcredi. Er gilt als eine Hauptstütze der klerikal-feudalen Reaktionspartei am Wiener Hof.
[* 16]