Titel
Essigsaure
Salze oder
Acetate entstehen, indem in der
Essigsäure, CH3.COOH, der
Wasserstoff der Carboxylgruppe durch
Metalle ersetzt wird. Sie bilden sich, indem wässerige
Essigsäure durch die Metalloxydhydrate neutralisiert wird, oder indem
Essigsäure auf die kohlensauren
Salze der Metalle wirkt; einzelne Metalle lösen sich in
Essigsäure unter
Entwicklung von
Wasserstoff zu essigsauren
Salzen, so namentlich
Eisen
[* 2] und
Zink; manche
Acetate lassen sich erhalten, indem man
essigsaures
Blei
[* 3] durch das schwefelsaure
Salz
[* 4] des betreffenden Metalls zerlegt.
Als einbasische Säure kann die
Essigsäure nur eine Reihe von
Salzen bilden; die
Ammonium-, Kalium- und
Natriumsalze
haben aber die Eigenschaft, sog. Diacetate oder saure essigsaure Salze
zu bilden.
Manche der mehrwertigen Metalle geben
basische Salze. Von den neutralen
Salzen ist nur das essigsaure
Silber und das Quecksilberoxydulacetat
in Wasser schwer löslich, alle übrigen sind leicht löslich, viele sind auch in
Alkohol löslich; die meisten
krystallisieren. Bei trockner Erhitzung geben einzelne
Satze unveränderte
Essigsäure ab, andere werden dabei zersetzt und
liefern
Aceton (s. d.).
Beim Erhitzen mit Natronkalk liefern sie Methan oder
Sumpfgas, CH4, und kohlensaures
Salz. Von den
zahlreichen hierher gehörenden
Salzen sind namentlich zu nennen:
1)
Aluminiumacetat, essigsaure
Thonerde, existiert als neutrales
Salz, Al2(C2H3O2)6, nur
in wässerigen Lösungen und wird erhalten, indem schwefelsaure
Thonerde durch essigsaures
Blei zersetzt wird. Diese Flüssigkeit
findet als Rotbeize vielfach Verwendung in der Färberei. Bei gelindestem Erwärmen oder auch beim Eintrocknen an der Luft
zersetzt sich die Lösung unter Freiwerden von
Essigsäure und
Bildung von unlöslichem basischem
Salz, Al2O(C2H3O2)4.
2)
Ammoniumacetat, essigsaures
Ammonium, C2H3O2.NH4, entsteht als weiße krystallinische Salzmasse beim Sättigen
von Eisessig mit wasserfreiem
Ammoniak. Eine wässerige, 15 Proz. des
Salzes enthaltende Lösung ist der
Liquor Ammonii acetici
oder
Spiritus
[* 5] Mindereri, ein schweißtreibendes
Mittel. Saures
Ammoniumacetat, C2H3O2.NH4 + C2H4O2, entsteht
als ölige, nach einiger Zeit krystallinisch erstarrende Flüssigkeit beim Erhitzen eines Gemenges von
Kaliumacetat und Salmiak.
3) Baryumacetat, essigsaurer
Baryt, Ba(C2H3O2)2, entsteht beim
Lösen von kohlensaurem
Baryt in
Essigsäure; es krystallisiert
bei 0° mit 3
Molekülen Wasser. Das wasserfreie
Salz ist nicht schmelzbar, beim Erhitzen liefert es
Aceton.
Calcium-,
Magnesium-
und
Strontiumacetat verhalten sich im wesentlichen wie Baryumacetat.
4) Bleiacetat, essigsaures Bleioxyd, neutrales, Pb(C2H3O2)2 + 3 H2O, ist der Bleizucker (s. d.). Das basische Salz, Pb(OH)3(C2H3O2), ist der Bleiessig (s. d.).
5) Eisenacetate, a. Eisenoxydulacetat, Ferroacetat, essigsaures Eisenoxydul, (C2H3O2)Fe + 4 H2O, entsteht beim Lösen von Eisen in Essigsäure oder durch Zersetzen von Bleizucker mit Eisenvitriol in äquivalenten Mengen. In letzterm Falle scheidet sich unlösliches schwefelsaures Blei aus, die davon abfiltrierte Flüssigkeit hinterläßt nach dem Verdampfen bei Luftabschluß kleine grünliche Krystalle des Salzes. Eine Lösung des Salzes wird in der Färberei als Beize (Schwarzbeize) verwendet und für diese Zwecke entweder durch Zersetzung von essigsaurem Kalk mit Eisenvitriol oder durch Lösen von metallischem Eisen in rohem Holzessig dargestellt. Letzteres ist das sog. holzsaure Eisen des Handels, eine gelbe, riechende Flüssigkeit von 1,035 spec. Gewicht. - b. Eisenoxydacetat, Ferriacctat, essigsaures Eisenoxyd, (C2H3O2)6Fe2 + 4 H2O, kann nur in sehr leicht zersetzbarer Lösung erhalten werden. Das essigsaure Eisenoxyd des Deutschen Arzneibuches, der Liquor Ferri acetici (s. Eisenpräparate), ist die Lösung eines basischen Salzes von der Zusammensetzung Fe2(C2H3O2)4(OH)2. Die essigsaure Eisenoxydtinktur, Tinctura Ferri acetici aetherea, besteht aus 80 Teilen Liquor Ferri acetici, 12 Teilen Weingeist und 8 Teilen Essigäther; sie ist vor Licht [* 6] geschützt aufzubewahren.
6) Kaliumacetat, C2H3O2.K, essigsaures Kalium, Kalium aceticum, Terra foliata tartari, wird erhalten, indem man Essigsäure mit reinem kohlensaurem Kalium neutralisiert und zur Trockne verdampft. Eine wässerige Lösung des Salzes mit einem Gehalt von 33 Proz. ist der Liquor Kalii acetici des Deutschen Arzneibuches. Es ist ungemein leicht löslich in Wasser. Bei stärkerer Hitze schmilzt es, ohne Zersetzung zu erleiden, und erstarrt bei 292° zu einer krystallinischen Masse. Es ist leicht in Alkohol löslich, wird aber aus dieser Lösung durch Äther gefällt. Das sog. saure Salz oder Kaliumbiacetat, C2H3O2.K + C2H4O2, entsteht beim Lösen des neutralen Salzes in Essigsäure; läßt man die Lösung über Schwefelsäure [* 7] verdunsten, so scheiden sich Krystalle ab, die 6 Moleküle Wasser enthalten. Außer diesem Salz existiert noch eine weitere Verbindung mit Essigsäure, das Kaliumtriacetat, C2H3O2.K + (C2H4O2)2.
7) Kupferacetat, (C2H3O2)2Cu, essigsaures Kupfer, [* 8] entsteht beim Lösen von Kupferoxyd in Essigsäure und Verdampfen zur Krystallisation, wobei das Salz, mit 1 Molekül Wasser verbunden, anschießt. Es bildet kleine glänzende grüne Krystalle, die in 5 Teilen heißem und in 13 Teilen kaltem Wasser löslich, in Alkohol schwer, in Äther aber unlöslich sind. (S. Grünspan und Schweinfurter Grün.)
8) Natriumacetat, C2H3O2.Na, essigsaures Natrium, Natrium aceticum, Terra foliata tartari crystallisabilis, entsteht bei der Neutralisation von Essigsäure mit kohlensaurem Natrium. Es bildet schöne große Krystalle, die bei gewöhnlicher Temperatur in 2,8 Teilen, beim Sieden in 0,5 Teilen Wasser, auch leicht in Weingeist löslich sind. Das wasserfreie Salz ist in wasserfreiem Alkohol unlöslich. Das krystallisierte Salz giebt sein Wasser unter Schmelzung bei 100° ab, wasserfrei schmilzt es unzersetzt bei 319°. Das wasserfreie Salz absorbiert begierig Feuchtigkeit aus der Luft. Mit Essigsäure bildet es ähnliche Verbindungen wie das Kaliumacetat.
9) Quecksilberacetat, essigsaures Quecksilber. Sowohl das Quecksilberoxydul wie das Oxyd gehen Verbindungen mit Essigsäure ein. Das Quecksilberoxydulacetat, Hg2(C2H3O2)2, entsteht als weißer, aus Krystallschuppen bestehender Niederschlag beim Vermischen von Lösungen von salpetersaurem Quecksilberoxydul und essigsaurem Natrium, ist in 133 Teilen kaltem Wasser löslich, ¶
mehr
zersetzt sich beim Kochen mit Wasser unter Ausscheidung von Metall. Quecksilberoxydacetat, Hg(C2H3O2)2, durch Lösen von Quccksilberoxyd in Essigsäure zu erhalten, krystallisiert in vierseitigen Tafeln, löst sich im gleichen Gewicht siedendem, in 4 Teilen kaltem Wasser und giebt bei dauerndem Kochen Säure ab. Das trockne Salz läßt sich bei vorsichtigem Erhitzen schmelzen, ohne Säure zu verlieren.
10) Silberacetat, essigsaures Silber, Ag.C2H3O2, entsteht als weißer krystallinischer Niederschlag beim Vermischen von Lösungen von Silbernitrat und Natriumacetat, löslich in 100 Teilen kaltem Wasser, leicht löslich in Säuren.
11) Zinkacetat, essigsaures Zink, Zincum aceticum, Zn(C2H3O2)2, bildet sich beim Neutralisieren von Essigsäure mit Zinkoxyd oder kohlensaurem Zink. Nach dem Verdampfen der Lösung, welches bei möglichst niedriger Temperatur zu geschehen hat, weil das Salz beim Sieden etwas Essigsäure verliert, scheidet es sich in weißen, perlmutterglänzenden sechsseitigen Tafeln ab, die 3 Moleküle Wasser enthalten. Beim Erhitzen auf 100° verlieren die Krystalle zunächst 2 Moleküle Wasser, der Rest entweicht erst bei längerm Erwärmen; bei stärkerm Erhitzen sublimiert saures Salz, während zugleich ein Teil in Aceton und Kohlensäure verwandelt wird.