Erastus
,
Begleiter des Paulus, angeblich Bischof von Philippi und Märtyrer;
Erastus
302 Wörter, 2'159 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Erastus,
Begleiter des Paulus, angeblich Bischof von Philippi und Märtyrer;
Erastus
(eigentlich Liebler oder
Lieber),
Thomas, geb. 1524, studierte zu Basel
[* 3]
Theologie, in
Bologna und
Padua
[* 4]
Philosophie und
Medizin, ward Leibarzt des
Grafen von
Henneberg, 1558 des
Kurfürsten
Otto
Heinrich von der
Pfalz und zugleich
Professor
der
Medizin in
Heidelberg,
[* 5] wo er auch in die kirchlichen Angelegenheiten seines
Zeitalters so tief eingriff, daß
man in
Großbritannien,
[* 6] seitdem dort die nach dem
Tode des Erastus
aus seinem
Nachlaß herausgegebene
Schrift »Explicatio gravissimae quaestionis, utrum
excommunicatio mandato nitatur divino an excogitata sit ab hominibus« bekannt geworden war, bis
auf den heutigen
Tag die
Richtung, welche der
Staatsgewalt die Selbständigkeit der
Kirche preisgibt, als Erastianismus bezeichnet.
In schroffem
Gegensatz zu dem Calvinismus, eiferte Erastus
gegen
Kirchenzucht und Presbyterialverfassung und vertrat auch in mehreren
Schriften die Zwinglische Abendmahlslehre. Als
Unitarier verdächtigt, ging er 1580 nach Basel
als
Professor der
Medizin
und starb daselbst als
Professor der
Moral
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Erastus,
Thomas, gräcisiert aus Lieber oder Liebler, Theolog, geb. in Auggen bei
Badenweiler 1524, studierte in Basel
Theologie, in Bologna und Padua Philosophie und Medizin, ward Leibarzt des Grafen von Henneberg, 1558 des
Kurfürsten Otto Heinrich von der Pfalz und Professor der Medizin zu Heidelberg, 1580 Professor der Medizin und der Moral in Basel,
wo
er starb. Als Naturforscher trat er den alchimist. und den naturphilos. Anschauungen des Paracelsus
entgegen, verteidigte aber selbst die Verbrennung der
Hexen; als Theolog vertrat er Zwinglis Auffassung des Abendmahls gegen den
Calvinismus und völlige Unterordnung der Kirche unter den Staat. Nach seinem Tode erschien die «Explicatio gravissimae
quaestionis, utrum excommunicatio mandato nitatur divino, an excogitata sit ab hominibus», worin er die selbständige
Kirchengewalt bekämpft. Dadurch wurde Erastus
auch in Großbritannien bekannt, wo noch jetzt Erastianismus jede Unterstellung des
Kirchenregiments unter die Staatsautorität heißt.