Erard
(spr. erár), Sébastien, berühmter franz. Klavierbauer, geb. zu Straßburg [* 3] aus einer deutschen Familie (Erhard), Sohn eines Tischlers, trat 1768 als Arbeiter in die Werkstätte eines Pariser Klavierbauers, wuchs aber seinem Prinzipal bald über den Kopf, so daß er entlassen wurde; eine geschickte Arbeit für seinen neuen Arbeitgeber lenkte die Aufmerksamkeit auf den jungen Mann. Größeres Aufsehen erregte sein Clavecin mécanique, ein kompliziertes Instrument, auf dem unter anderm die Verkürzung der Saiten auf die Hälfte (Transposition in die höhere Oktave) vermittelst eines durch einen Pedaltritt regierten Stegs bewerkstelligt wurde.
Mit 20
Jahren hatte er bereits ein ausgezeichnetes
Renommee. Eine kunstsinnige
Dame, die Herzogin von
Villeroi, stellte ihm sogar
in ihrem
Schloß Räumlichkeiten zur Errichtung einer Werkstatt zur
Verfügung, und Erard
fabrizierte dort 1777 sein
erstes
Pianoforte, das
erste in
Frankreich überhaupt gebaute (vgl.
Silbermann). Um dieselbe Zeit kam sein
Bruder
Jean
Baptiste
nach
Paris,
[* 4] und die beiden
Brüder begründeten nun ein eignes Etablissement in der
Rue de
Bourbon.
Ein durch den
König in anerkennendster
Weise zu gunsten Erards
entschiedener
Prozeß mit Konkurrenten,
die ihn verklagten,
weil er sich nicht in die
Gilde der Fächermaler (dieser mußten zu jener Zeit die Instrumentmacher wegen
der Zierarbeit, die sie an ihren
Instrumenten anbrachten, angehören) hatte aufnehmen lassen, machte vollends
Paris auf Erard
aufmerksam.
Seine nächsten Thaten waren die
Konstruktion des
Piano organisé (Orgelklavier,
Verbindung eines
Pianoforte
mit einem kleinen
Positiv, zweiklavierig) und der
Harfe à fourchette.
Der
Ausbruch der französischen
Revolution veranlaßte Erard
, nach
London
[* 5] zu gehen, wo er eine
Filiale errichtete,
Patente nahm und
seine neuen
Instrumente zu großer Berühmtheit brachte. 1811 konstruierte er die Doppelpedalharfe (à double mouvement),
welche mit einemmal allen Unzulänglichkeiten des
Instruments ein Ende machte; der Erfolg war ein enormer,
und Erard
verkaufte in einem Jahr für 25,000 Pfd. Sterl.
Harfen.
Allen seinen
Erfindungen setzte er aber die
Krone auf durch die 1823 gemachte
Erfindung des double échappement
(Repetitionsmechanik) für das
Pianoforte.
Sein letztes Werk war die sinnreiche
Konstruktion
der Expressivorgel für die
Tuilerien. Er starb auf seinem Landsitz bei
Passy. Nach dem
Tod Sébastien
Erards
ging das Etablissement auf seinen
Neffen
Pierre Erard
(geb. 1796, gest. über. Dieser
veröffentlichte: »The harp in its present improved state compared with the original
pedal harp« (1821) und »Perfectionnements apportés
dans le mécanisme du piano par les Érard
depuis l'origine de cet instrument jusqu'à l'exposition de 1834« (1834).
Sein Nachfolger wurde der
Neffe seiner
Witwe,
Pierre
Schäffer (gest.