Eosander
,
Johann Friedrich, Freiherr von, Architekt, geboren in der schwed. Provinz Gotland, daher oft Goethe genannt, lebte schon 1692 am kurbrandenburgischen Hof [* 2] und bereiste im Auftrag des Kurfürsten Friedrich III., nachmaligen Königs Friedrich I., Italien [* 3] und Frankreich, von wo er 1699 zurückkam. Er bekleidete die Stelle eines Hofarchitekten und zugleich einen militärischen Rang in der Armee. Als Künstler schloß er sich der französisch-holländischen Richtung des Barockstils an, was ihn schon prinzipiell in Gegensatz zu dem nach italienischen Mustern gebildeten Schlüter brachte, zu dessen Sturz er hauptsächlich mitgewirkt haben soll. Er folgte ihm als Schloßbaudirektor, änderte als solcher die Schlüterschen Pläne und schob das große Triumphthor, eine Reproduktion des Konstantinbogens in Rom, [* 4] in die Fassade ein.
Unter seinen übrigen Bauten sind zu nennen: die Erweiterung des
Schlosses von
Charlottenburg
[* 5] sowie die
Schlösser
Monbijou,
Schönhausen und die
Favorite zu
Oranienburg. Seine Werke haben etwas Nüchternes, seine Detailbildung nach französischem
Geschmack
aber ist hier und da recht gefällig. Im J. 1704 ward Eosander
mit Friedensvorschlägen in das
Lager
[* 6]
Karls XII. in der
Nähe von
Warschau
[* 7] und von da nach
Stockholm
[* 8] gesandt. 1712 war er bei
Karl XII. in
Bender zu gleichem
Zweck.
Nach dem Tode des Königs Friedrich I. trat er 1714 als Generalmajor in schwedische Dienste [* 9] und half Stralsund [* 10] 1715 verteidigen, wobei er in preußische Gefangenschaft geriet, aber wieder freigelassen wurde. Er wandte sich nun nach Frankfurt [* 11] a. M., woher seine Gattin, eine geborne Merian, stammte. Dort gab er den ersten Teil einer »Kriegsübung oder der deutsche Soldat« (Frankf. a. M.) heraus. Inzwischen kam in Berlin [* 12] die durch ihn geschehene Entwendung einer kostbaren Sammlung von Miniaturbildern, sämtlicher Zeichnungen Schlüters aus dem Schloßbauarchiv, der Pläne preußischer Festungen etc. ans Tageslicht; doch konnte nur ein Teil der Miniaturen wiedererlangt werden. Nachdem er durch seine ¶
mehr
Verschwendung den berühmten Merianschen Verlag ruiniert hatte, trat er in kursächsische Dienste und starb 1729 als Generalleutnant in Dresden. [* 14]