Eobanus Hessus
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Eobanus
Hessus,
Helius Eobanus
, berühmter latein. Dichter des 16. Jahrh.,
geb. im hessischen Dorf Halgehausen von niedern Eltern (Eoban war sein Taufname; den Familiennamen, der wahrscheinlich
Koch lautete, vertauschte er später mit dem Heimatsnamen und setzte unter Anspielung auf seine Geburt am
Sonntag und den Dichtergott noch den Namen Helius vor). Im Kloster Haina sowie in Gmünden an der Wohra und zu Frankenberg vorgebildet,
studierte er seit 1504 in Erfurt,
[* 3] erhielt schon 1507 das Rektorat der Severischule daselbst, lebte nach Verlust dieses Amtes
(1509) zu Riesenburg in Ostpreußen
[* 4] als Kanzleibeamter und Gelegenheitsdichter des Bischofs Hiob von Dobeneck
und wurde von diesem 1513 nach Frankfurt
[* 5] a. O. geschickt, um die Rechte zu studieren. Hessus
ging jedoch bald von da nach Leipzig,
[* 6] wo er sich wieder den humanistischen Studien zuwandte, kehrte im August 1514 nach Erfurt zurück, erhielt daselbst 1517 die
Professur der lateinischen Sprache
[* 7] und fand zuerst außerordentlichen Zulauf, geriet jedoch allmählich
durch Weggang der Studenten nach Wittenberg
[* 8] wie durch die Bauernunruhen in Nahrungssorgen und ging daher 1526 als Lehrer der
Rhetorik und Poesie an das neuerrichtete Gymnasium zu Nürnberg.
[* 9] 1533 kehrte er nach Erfurt zurück, fühlte sich aber infolge
der veränderten Lage jetzt auch hier unbefriedigt und siedelte 1536 gern als Professor nach Marburg
[* 10] über,
wo er starb. Hessus
war zum Dichter geboren; im Improvisieren wie im schriftlichen Entwerfen gleich ausgezeichnet, wurde
er von Luther der rex poetarum genannt.
Seine Gedichte verraten eine erstaunliche Beherrschung der lateinischen Sprache, nur daß ihn seine innere Unruhe nicht zur vollen Vertiefung gelangen ließ. Sein Charakter erfuhr manche Anfechtung. In heiterm Lebensgenuß suchte er seinesgleichen. Er war mit den angesehensten Humanisten befreundet; doch zog er sich zurück, wenn seine Eigenliebe, wie von Erasmus, verletzt wurde oder die Freundschaft, wie bei Ulrich v. Hutten, ihm gefährlich erschien. Der Reformation schloß er sich von Anfang mit Eifer an. Von seinen poetischen Werken, die zum größten Teil in »Eobani Hessi operum farragines duae« (Schwäbisch-Hall 1539) gesammelt sind, erwähnen wir die »Sylvae«, eine Auswahl von Idyllen, Epigrammen und Gelegenheitsgedichten; die »Heroiden«, Briefe der Heiligen von Maria bis Kunigunde, der Gemahlin Heinrichs II., die ihm den Beinamen des »deutschen Ovid« erwarben; Übersetzungen, von denen besonders die der Psalmen (in mehr als 40 Auflagen) und der »Ilias« hochberühmt waren. Seine Briefe, die zu den »gemütlichsten, herz- und temperamentvollsten« jener Zeit gehören, gaben Drako (Marb. 1543) und Camerarius in drei Sammlungen (Leipz. 1557, 1561 u. 1568) heraus.
Vgl. M. Hertz, Helius Eoban Hesse (Berl. 1860);