Englischer
Schweiß (Englisches Schweißfieber), eine Krankheit, die zuerst 1486 in England ausbrach und eine Menge Menschen wegraffte und dann wieder 1517, 1528 und 1529 daselbst wütete. In letzterm Jahr breitete sie sich auch in einem großen Teil des Festlandes von Europa [* 2] aus und suchte vornehmlich Holland, Deutschland [* 3] und Polen heim. Nochmals brach sie 1551 in England aus, erlosch aber bald wieder. Der Verlauf der Krankheit war von kurzer Dauer, in der Regel auf 24 Stunden oder 2 Tage beschränkt.
Aber schon die Symptome verrieten ihre bösartige Natur. Große Abspannung der Kräfte, Neigung zu Ohnmachten, Nervenschwäche mit Zittern und Schaudern, nicht zu stillender Durst, Angst, Magenkrämpfe und Lendenschmerzen kündigten die Krankheit an, welche meist mit dem Tod endigte. Jene Zufälle, zu denen sich noch heftige Kopfschmerzen und Herzklopfen gesellten, nahmen von Stunde zu Stunde zu und gingen bald in stillen Wahnsinn und tiefe Schlafsucht über, worauf der Tod eintrat.
Schon nach den ersten Anfällen des Übels brach der entsetzliche Schweiß aus, wonach die Krankheit genannt ward; er erschöpfte die Kräfte des Kranken außerordentlich, und seine Unterdrückung hatte schnellen Tod zur Folge. Bisweilen trat nach einem Frieselausschlag Genesung ein. Die Seuche herrschte fast immer im Sommer und Herbst, vornehmlich bei feuchter, nebeliger Witterung. Merkwürdigerweise blieben schwächliche, alte Leute und Kinder meist von ihr verschont, während junge, kräftige Personen aus den höhern Ständen in großer Anzahl von ihr ergriffen wurden.
Auch
Fremde verschonte dieselbe meist. Als beste Kurmethoden bewährten sich gelinde Beförderung des
Schweißes und Belebung
der
Kräfte, während alle ausleerenden
Mittel sich sehr nachteilig zeigten. Die
Krankheit gehörte ohne
Zweifel in
die
Klasse
der sogen. Infektionskrankheiten, allein über die
Natur des Ansteckungsstoffs und seine Verbreitung fehlt
uns jegliche Kenntnis. Seit dem 16. Jahrh. hat sich die
Seuche nicht wieder gezeigt. Doch hat
man in neuerer Zeit ähnliche
Schweiß
fieberepidemien beobachtet, welche von Frieselausbrüchen begleitet waren.
Vgl. Hecker, Der Englische [* 4] Schweiß (Berl. 1834);
Türck, De la suette miliaire (Par. 1841);
Sabatier, Lettre sur une épidémie de suette vésiculaire (Béziers 1851).