Endivie
,
s. Cichorium.
Endivie
6 Wörter, 48 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Endivie,
s. Cichorium.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Endivie,
s. Gartensalat. ^[= # Bezeichnung für die zahlreichen Formen und Varietäten des Gartenlattichs (Lactuca sativa L., ...]
Tourn. (Wegwart, Zichorie), Gattung aus der Familie der Kompositen, aufrechte, gespreizt ästige, kahle oder spärlich
behaarte Kräuter mit fiederspaltigen oder grob gezahnten Blättern, sitzenden oder gestielten, ziemlich
großen, blaublütigen Köpfen und fast fünfkantigen, kahlen Achenen mit ein- bis dreireihigem Pappus. Drei Arten. Cichorium Endivia
L. (Endivie), 60-150 cm hoch, fast kahl, mit länglichen, buchtig gezahnten untern und eiförmigen, mit herzförmigem Grund
stengelumfassenden obern Blättern und paarigen Blütenstielen, von denen der kürzere mehrblütig ist,
heimisch in Ostindien,
[* 4] Ägypten,
[* 5] Griechenland
[* 6] und der Levante, wird häufig in Gärten kultiviert, indem man die grundständigen,
lockere Rosetten bildenden und meist zu Köpfen zusammenschließenden Blätter, besonders von der krausen Varietät (Cichorium crispum
Mill.), zu dem bekannten Endivie
nsalat benutzt.
Sie werden zu diesem Zweck gewöhnlich durch Lichtentziehung gebleicht und sind dann ungemein zart, aber immer härter und starrer als gewöhnlicher Salat. Cichorium Intybus L. (Zichorie, Feldwegwart, Sonnenwende), bis 1,25 m hoch, mehr oder weniger steifhaarig, mit schrotsägezahnigen Wurzel- und lanzettlichen Stengelblättern und paarigen, kurzgestielten, blauen, selten weißen Blüten, findet sich von Japan [* 7] und China durch Vorderasien und ganz Europa [* 8] bis hoch nach Norwegen [* 9] und auch in Nordamerika. [* 10]
Ihre lange, möhrenförmige Wurzel [* 11] (Weglungenwurzel) war früher offizinell; sie schmeckt unangenehm bitter und ist getrocknet ganz geruchlos, ihr Aufguß soll etwas betäubend wirken. Mit Zucker [* 12] eingemacht, bildet sie die Hindläufte der Konditoren. Das Kraut ist ein gutes Viehfutter und wird wohl auch zur Fettweide für Hämmel gebaut, jung dient es als Salat. Für diesen Zweck kultiviert man besondere Formen, besonders in Belgien [* 13] den Brüsseler Witloof und in Frankreich den Kapuzinerbart, dessen Wurzeln, in einem dunkeln Keller in Pferdedünger eingepflanzt, farblose, äußerst zarte Blätter treiben. In großem Maßstab [* 14] kultiviert man die Zichorie, um die Wurzel als Kaffeesurrogat zu benutzen, besonders im Magdeburgischen, Braunschweigischen, Hannöverschen, in Thüringen, im Breisgau, in Schlesien, [* 15] Böhmen, [* 16] Mähren, Österreich, [* 17] Ungarn, [* 18] Belgien, Holland und England.
Die Zichorie verlangt einen tiefen, mürben, thonhaltigen, kalkreichen, in guter Dungkraft stehenden Boden und sonnige Lage, gedeiht aber auch noch auf sandigem Lehmboden. Frische Düngung bringt die Gefahr des Verunkrautens mit sich, weshalb man vorzieht, die Zichorie in zweiter Tracht zu bauen. Die Vorfrucht muß den Boden rein gelockert und kräftig zurücklassen. Die Aussaat geschieht im April, am besten mit der Drillmaschine, 5-6 kg pro Hektar. Die Reihen erhalten 30-35 cm Entfernung, während die jungen Pflänzchen in den Reihen auf 25-30 cm verdünnt werden. Die jungen Pflänzchen müssen behackt ¶
werden, später ersticken sie alles Unkraut. Die Ernte [* 20] erfolgt im Oktober; doch kann man die Wurzeln auch über Winter in der Erde lassen, da sie nicht erfrieren. Man gewinnt etwa 400 Ztr. Wurzeln und 80 kg grüne Blätter von 1 Hektar. Die Zichorie nimmt die Bodenkraft sehr stark in Anspruch, und gewöhnlich muß der Boden für die Nachfrucht wieder gedüngt werden. Die kultivierte Wurzel ist stärker als die wild gewachsene, fleischig, mit verhältnismäßig breiterer Rinde. In beiden finden sich nur Spuren von Gerbstoff und ätherischem Öl, wenig Eiweiß, Fett, Harz und organische Säuren.
Die kultivierte Wurzel enthält 3-4 Proz. Zucker, 16-23 Proz. stickstofffreie, 2-4 Proz. stickstoffhaltige organische Substanz, 2-5 Proz. Holzfaser und Mineralstoffe und 70-80 Proz. Wasser. Zur Bereitung des Kaffeesurrogats (deutscher Kaffee), zu welchem sich die Wurzel eigentlich durch nichts empfiehlt, werden dieselben getrocknet (3,6-4 Ztr. frische geben 1 Ztr. gedarrte Wurzeln), in Stücke geschnitten, in rotierenden großen Trommeln von Eisenblech ähnlich wie Kaffee geröstet, dann fein gemahlen und in Pakete von 60-120 g gepackt. In feuchten Lokalen oder auf Horden in Kammern, in welche Dampf [* 21] geleitet wird, zieht das Pulver sehr viel Wasser an und bildet dann die feste, bröckelige, bisweilen etwas schmierige Masse, wie sie im Handel vorkommt.
Diese ist braun oder braunschwarz und gibt an Wasser 13 Proz. lösliche Bestandteile ab, die dasselbe dunkel färben und ihm einen bittern, zugleich süßlichen Geschmack mitteilen. Von den wirksamen Bestandteilen des Kaffees enthält die Zichorie nichts, und nur das brenzlige, durch das Rösten entwickelte Öl ist allenfalls entfernt mit dem Aroma des Kaffees zu vergleichen. Man darf daher auch nicht die Wirkungen des Kaffees von der Zichorie erwarten; dagegen soll sie bei anhaltender Benutzung auf die Verdauung nachteilig einwirken.
Der Zichorienkaffee ist vielfachen Verfälschungen (namentlich mit gerösteten Runkelrübenpreßlingen) unterworfen, und nicht selten enthält er 20-40 Proz. erdige Beimengungen, als Ziegelmehl, Ocker, Thon, Beinschwarz aus Zuckerfabriken etc. Zichorienwurzeln wurden seit mehr als hundert Jahren in Haushaltungen am Nordrand des Harzes geröstet, um sie als Kaffeesurrogat zu benutzen. Um 1763 lenkten Förster und Major v. Heine die Aufmerksamkeit auf dies Präparat, und nach 1790 begannen Braunschweiger und Magdeburger Kaufleute Zichorienkaffee für den Handel herzustellen. Zu Anfang des 19. Jahrh. wurde die erste Fabrik errichtet, welche besonders während der Kontinentalsperre ihr Fabrikat bei der armen Bevölkerung [* 22] einzubürgern vermochte.
Gegenwärtig besitzt das Deutsche Reich [* 23] 123, Europa 450 Zichorienfabriken. 1881 waren im Deutschen Reich 10,118 Hektar mit Zichorie bebaut, und es wurden geerntet 4,364,100 Ztr. Wurzeln. Davon entfielen auf die Provinz Sachsen [* 24] 2,602,700 Ztr. Die Produktion an gedarrter Zichorie betrug 1,173,400 Ztr. Die Ausfuhr an Zichorienfabrikat aus Deutschland [* 25] betrug 1880: 178,382 Ztr. im Wert von 2,5 Mill. Mk. In neuerer Zeit wurde die Zichorienwurzel der Aufmerksamkeit der Spiritusfabrikanten empfohlen.