Elektrische
Wasserbäder
, s.
Elektrotherapie.
Elektrische Wasserbäder
4 Wörter, 46 Zeichen
Elektrische
Wasserbäder
, s.
Elektrotherapie.
(griech.), die Anwendung der Elektrizität zu Heilzwecken, beschränkte sich bis vor zwei Jahrzehnten auf einige roh empirische Heilversuche, während sie sich in den letzten 20-25 Jahren zur Bedeutung einer wissenschaftlichen Disziplin von der größten praktischen Wichtigkeit entwickelt hat. Seit der Erfindung der Elektrisiermaschine, [* 3] noch mehr seit der Konstruktion der Voltaschen Säule hat man die verschiedensten Versuche angestellt, das neuentdeckte Agens zu Heilzwecken nutzbar zu machen.
Allein die Resultate blieben, vorzugsweise wohl wegen der zu überwindenden technischen Schwierigkeiten, sehr unbefriedigend.
Erst Faradays Entdeckung der Induktionserscheinungen und die alsbald darauf folgende Herstellung von Apparaten, welche sich
zum ärztlichen Gebrauch eigneten, gaben der Elektrotherapie neuen Aufschwung. Die Epoche einer wissenschaftlichen Verwertung
der Elektrizität
[* 4] in der praktischen Medizin, namentlich bei den sogen. innern Krankheiten, beginnt erst mit der von Duchenne
1847-50 angegebenen Methode der Lokalisierung des elektrischen
Stroms.
Duchenne arbeitete mit einem volta-elektrischen
Induktionsapparat und wies nach, daß
man den faradischen
oder induzierten Strom auf bestimmte, bis zu einer gewissen Tiefe unter der Haut
[* 5] liegenden Punkte lokalisieren könne, wenn
man die Spitze der Stromgeber, mit feuchten Leitern umhüllt, oberhalb des zu reizenden Organs kräftig auf die Haut aufsetzt.
Diese Methode gestattet es, auf jeden Muskel und Nerv, an einer beliebigen Stelle und auf eine beliebig große
Strecke den elektrischen
Strom einwirken zu lassen.
Duchenne zeigte, daß man an bestimmten Punkten der Körperoberfläche ganz besonders starke Muskelkontraktionen hervorrufen kann, und Remak wies dann nach, daß diese Punkte die Eintrittsstellen der motorischen Nerven [* 6] in die Muskeln [* 7] sind, und daß es vorteilhafter sei, statt des Muskels den zugehörigen Nervenzweig zu reizen. Remak befürwortete seit 1858 die Anwendung des konstanten galvanischen Stroms und bildete für denselben rationelle Beobachtungs- und Untersuchungsmethoden aus. Es zeigte sich, daß der galvanische Strom sich hauptsächlich zur Erregung der Zentralorgane, des Gehirns, des Rückenmarks und der Sinnesorgane, der faradische dagegen zur Erregung der peripheren Nerven und der Muskeln eignet.
Hat nun die Elektrotherapie in kurzer Zeit zu großen praktischen Erfolgen, zumal auf dem Gebiet der Nerven- und Muskelkrankheiten, geführt,
so befindet sie sich doch den genannten Krankheitszuständen gegenüber noch im Stadium einer geläuterten Empirie; denn wir
haben keine klare physikalische Vorstellung davon, welche Veränderungen nicht bloß in dem elektrischen
Zustand, sondern vorzugsweise in dem Ernährungsprozeß vor sich gehen, wenn ein Organ von dem elektrischen
Strom in der einen
oder andern Form getroffen wird.
Zur Erzeugung der Ströme sind zweckmäßige Induktionsapparate und galvanische Batterien in verschiedenen Formen konstruiert worden. Die Elektroden, durch welche der Strom auf den Körper übertrugen wird, sind an übersponnenen Metalldrähten befestigte knopf- oder plattenförmige und mit Schwamm oder Leinwand überzogene Metallstücke. Die Anzahl der Krankheiten, gegen welche die Elektrizität erfolgreich angewendet wird, ist eine außerordentlich große; namentlich sind es Nerven- und Muskelkrankheiten, Lähmungen, Krämpfe, Neuralgien, manche Formen der Rückenmarkskrankheiten etc., besonders auch die Zustände von Scheintod, gegen welche die Elektrotherapie zu Felde zieht.
Durch Anwendung galvanischer Ströme, welche man mit Hilfe eingestochener Nadeln [* 8] auf beliebig tief gelegene Körperpartien einwirken lassen kann, ruft man elektrolytische Vorgänge in den Geweben hervor, welche Gerinnung des Bluts, Absterben der Gewebe [* 9] etc. zur Folge haben. Die Elektrolyse [* 10] wird benutzt zur Heilung von Pulsadergeschwülsten, Krampfaderbrüchen, der Hydrocele, gewisser Gelenkkrankheiten, namentlich auch zur Zerstörung von Polypen und andern Geschwülsten an schwer zugänglichen Körperstellen.
Wichtiger für chirurgische Zwecke ist die Galvanokaustik (s. d.).
Vgl. Duchenne, De l'électrisation localisée et son application (3. Aufl., Par. 1872);
Remak, Galvanotherapie der Nerven- und Muskelkrankheiten (Berl. 1858);
Ziemssen, Die Elektrizität in der Medizin (4. Aufl., das. 1872-75);
M. Rosenthal, Die Elektrotherapie (2. Aufl., Wien [* 11] 1873);
Benedikt, Nervenpathologie und Elektrotherapie (Leipz. 1874);
Bruns, Galvanochirurgie (Tübing. 1870);
Schiel, Elektrotherapeutische Studien (Leipz. 1875);
Pierson, Kompendium der Elektrotherapie (3. Aufl., das. 1881);
Erb, Handbuch der Elektrotherapie (das. 1882);
M. Meyer, Die Elektrizität in ihrer Anwendung auf praktische Medizin (Berl. 1882);
I. ^[Isidor] Rosenthal und Bernhardt, Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie (das. 1883). ¶