Titel
Edelsheim
,
1) Ludwig, Freiherr von, bad. Minister, geb. zu Karlsruhe, [* 2] studierte in Heidelberg [* 3] und Berlin, [* 4] stand zuerst in kurhessischen Diensten, war 1855-60 als Abgeordneter der Ritterschaft Mitglied der hessischen Ersten Kammer und stand auf seiten der verfassungstreuen Partei. 1861 trat er in badische Dienste, [* 5] ward Ministerresident in Wien, [* 6] 1863 außerordentlicher Gesandter daselbst und 1864 zugleich in Dresden. [* 7] Im November und Dezember 1863 befand er sich, im Auftrag des badischen Ministers Roggenbach, in Gotha [* 8] bei dem Herzog Friedrich von Augustenburg als politischer Ratgeber, und im Januar und Februar 1864 erhielt er eine Mission nach München [* 9] und Dresden, um für eine selbständige Politik der Mittel- und Kleinstaaten in der schleswig-holsteinischen Frage zu wirken. Am übernahm er nach Roggenbachs Rücktritt mit einem entschieden freisinnigen Programm den Vorsitz des neuen badischen Kabinetts und das auswärtige Ministerium, wirkte in dieser Stellung für Widerstand gegen Preußens [* 10] nationale Pläne, für Unterstützung Österreichs und für enges Zusammenfassen der mittelstaatlichen Kräfte.
Die national gesinnten
Ministerialräte
Jolly und
Freydorf wurden ihrer
Stellen enthoben,
Mathy,
Präsident des
Handelsministeriums,
zum Rücktritt genötigt.
Baden
[* 11] nahm auf Edelsheims
Antrieb am
Kriege gegen
Preußen
[* 12] teil; als aber nach der
Schlacht bei
Königgrätz
[* 13] Österreich
[* 14] mit
Preußen Friedensverhandlungen ohne seine deutschen
Bundesgenossen begann und auch
Baden
direkt an
Preußen sich wenden mußte, nahm Edelsheim
seine Entlassung und zog sich nach
Konstanz
[* 15] ins Privatleben zurück.
Aus diesem trat er nur einmal, im J. 1869, hervor als Unterzeichner des
Programms der »Wahlreformliga« und als
Kandidat für
die Abgeordnetenstelle im
Bezirk
Breisach. Er ward zwar gewählt, die
Wahl aber
angefochten und von der
Kammer nicht bestätigt.
Edelsheim
starb
2)
Leopold
Wilhelm,
Freiherr von Edelsheim
-Gyulai, österreich.
General,
Bruder des vorigen, geb. zu
Karlsruhe, trat früh
in die österreichische
Kavallerie, kämpfte 1848-49 als
Rittmeister in
Italien
[* 16] und
Ungarn,
[* 17] zeichnete sich
als Husarenoberst 1859 bei
Magenta und
Solferino
[* 18] aus und befehligte 1866 in
Böhmen
[* 19] eine leichte Kavalleriedivision, ohne jedoch
Gelegenheit zu größern Leistungen zu haben. Als Inspekteur der
Kavallerie reorganisierte er dieselbe in trefflicher
Weise.
Seit 1875
ist er Landeskommandierender in
Budapest.
[* 20] Infolge der
Adoption durch seinen
Vetter,
Feldzeugmeister
Grafen
Gyulai, nahm er 1860 den
Namen
Edelsheim-Gyulai an.