Titel
Dupaty
(spr. dü-), 1) Charles Marguerite Jean Baptiste Mercier, franz. Strafrechtslehrer, geb. zu Rochelle, war seit 1767 Advokat, ward wegen einer Schrift, welche die Amtsführung des Herzogs von Aiguillon als Gouverneur der Bretagne angriff, 1770 des Landes verwiesen, von Ludwig XVI. aber zurückgerufen und zum Präsidenten des Parlaments von Bordeaux [* 2] ernannt. Neue, durch seine liberalen Grundsätze veranlaßte Kollisionen bewogen ihn jedoch bald zum Rücktritt. Er lebte fortan in Paris, [* 3] wo er starb. Seine »Réflexions historiques sur les lois criminelles« (Par. 1788) deckten die Verderblichkeit des geheimen Gerichtsverfahrens und die Mißverhältnisse der Strafen zu den Verbrechen auf. Anonym erschienen von ihm: »Lettres sur l'Italie en 1785« (Par. 1788, 2 Bde.; neue Ausg., Tours [* 4] 1843; deutsch von G. Forster, Mainz [* 5] 1789-90, 2 Bde.; 2. Aufl. 1805).
2) Louis Charles Henri Mercier, franz. Bildhauer, Sohn des vorigen, geb. zu Bordeaux, wurde 1790 Advokat, folgte kurze Zeit nachher dem Aufruf des Nationalkonvents zu den Waffen [* 6] und wurde sodann geographischer Zeichner im Departement Mont Terrible und später Lehrer an der Nationalschule zu Paris. Hier widmete er sich unter Lemots Leitung der Bildhauerkunst. [* 7] Zu seiner Ausbildung verweilte er acht Jahre in Rom, [* 8] ward 1825 Professor an der École des beaux-arts und starb in Paris. Die namhaftesten seiner Werke sind: Perikles bei Anaxagoras;
der verwundete Philoktet;
die sterbende Biblis;
Orestes, von den Furien verfolgt;
die Reiterstatue Ludwigs XIII. auf der Place royale in Paris.
3) Louis Emanuel Félicité Charles Mercier, franz. Dramatiker, Bruder des vorigen, geb. zu Blanquefort in der Gironde, diente mit Auszeichnung in der Marine, ward dann beim Geniekorps angestellt, widmete sich aber nachher zu Paris ausschließlich dramatischen Arbeiten und schrieb namentlich eine Menge kleiner Lustspiele und Vaudevilles. Für sein bestes Stück gilt »La prison militaire«. Wegen mißliebiger Anspielungen in seiner Oper »L'antichambre« (1802) wurde er dem Ersten Konsul denunziert, aber auf einflußreiche Fürsprache hin begnadigt. Seit 1836 Mitglied der Akademie, starb er Ausgezeichnet ist das satirische Gedicht: »Les délateurs« (1819),
bemerkenswert auch: »L'art poétique pour les jeunes personnes, ou lettres à Isaure sur la poésie« (1823-24).