Duft
,
auch der zarte, staubartige, weißliche oder bläuliche Anflug auf reifem Obst;
auch s. v. w. Rauchfrost.
Duft
6 Seiten, 4'654 Wörter, 34'747 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Duft,
auch der zarte, staubartige, weißliche oder bläuliche Anflug auf reifem Obst;
auch s. v. w. Rauchfrost.
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Duft-
und Riechstoffe, die Elementarstoffe oder chemischen Verbindungen, welche, wenn auch in unwägbaren Mengen der Atemluft beigemischt, auf die! Nasenschleimhaut eine Wirkung äußern, die als ein bestimmter, oft sehr charakteristischer Geruch empfunden wird. Aus dieser Erklärung geht hervor, daß jeder Riechstoff flüchtige Teile an die Luft abgeben muß, obgleich die Thatsache dem Chemiker zuweilen unbegreiflich bleibt, wie z. B. bei der feuerbeständigen Thonerde, die angefeuchtet den charakteristischen Töpfergeruch entsendet. Auch bei manchen organischen Verbindungen, wie z. B. dem Moschus, sind die verflüchtigten Teile so unendlich klein, daß eine Probe, die seit Jahren ein Zimmer mit dem kräftigsten Geruch angefüllt hat, kaum eine merkliche Gewichtsverminderung erkennen läßt. Die R. finden sich im Mineral-, Pflanzen- und Tierreich und spielen in den beiden letztern eine erst in neuerer Zeit gewürdigte, äußerst wichtige Rolle.
Unter den Elementen besitzen einige einen eigentümlichen Geruch, wie namentlich die Hlogene: Chlor, Jod und Brom, welche anderseits dadurch ausgezeichnet sind, daß sie üble Gerüche organischen Ursprungs zerstören, also desodorisierend wirken. In ihren einfachen Verbindungen, z. B. mit Wasserstoff oder Sauerstoff, besitzen sie noch einen starken, mehr chemisch als stechender Schmerz auf die Nase [* 2] wirkenden Geruch, während zusammengesetztere Verbindungen, wie z. B. Chloroform, Jod- und Bromäthyl, ätherisch-obstartig riechen.
Eine andre Gruppe von Elementen, wie Stickstoff, Schwefel, Phosphor, Selen, Tellur und Arsen, besitzt im Gegenteil die Eigentümlichkeit,
im reinen Zustand nur wenig oder gar nicht auf die Geruchsnerven zu wirken, aber in zahlreichen Verbindungen eine
Skala der übelsten Gerüche zu ergeben. Schwefelwasserstoff duftet
nach faulen Eiern, Phosphorwasserstoff nach faulen Rüben und
Seefischen, die Verbindungen des Selens, Tellurs und Arsens mit Wasserstoff riechen überaus widerwärtig, und alle Wasserstoffverbindungen
dieser Gruppe sind gleichzeitig starke Gifte.
Die Verbindung des Stickstoffs mit Wasserstoff, das bekannte Ammoniak, istl zwar von stechendem, aber nicht eigentlich widrigem oder giftigem Geruch; dagegen besitzen zusammengesetztere flüchtige Stickstoffverbindungen vom Ammoniaktypus, wie z. B. das Trimethylamin, einen äußerst widrigen Geruch nach Heringslake, und mehrere der hier genannten Verbindungen, wie Schwefelwasserstoff, Phosphorwasserstoff, Ammoniak, Trimethylamin, Propylamin etc., bilden einen Hauptbestandteil der Kloaken- und Abortgase, die sich bei der Zersetzung organischer Körper oder Auswurfstoffe bilden oder bei der Zerstörung stickstoffhaltiger organischer Körper durch Hitze entstehen. Wenn der Stickstoff sich mit Kohlenstoff zu Cyan verbindet, so ergeben sich Gerüche, die an die Hufschmiede, an verbranntes Horn, Haare, [* 3] Federn u. dgl. erinnern, doch entsteht unter Zutritt von Wasserstoff der im verdünnten Zustand nicht unangenehme Geruch der bittern Mandeln.
Der Schwefel tritt in einer langen Reihe organischer Verbindungen als Duft
färber, wenn man so
¶
sagen dürfte, kürzer gesagt als Duft
verderber auf. Seine Vereinigungen mit den Molekülen der Alkoholreihe, die sogen. Merkaptane,
sind durchgängig sehr übelriechend. Die riechenden Bestandteile der Zwiebel- und Laucharten sowie der Asa foctida sind analoge
Vereinigungen von Schwefel mit Kohlenwafserstoffverbindungen, u. merkwürdigerweise üben diese der Nase ziemlich unangenehmen
Gewürze auf den Gaumen einen so angenehmen Reiz, daß Lauch und Zwiebeln bei den entferntest wohnenden Völkern
als Zuspeise geschätzt werden und Asa foetida dazu dienen muß, noch den verwöhntesten Pariser Gaumen zu kitzeln.
Diese Sympathie für schwefelhaltige, stark riechende Genußmittel bleibt dieselbe, wenn der Schwefel in Verbindung mit dem eben erwähnten Cyan an die Kohlenwasserstoffverbindungen tritt. Enthielten die Lauch-, Zwiebel- und Knoblaucharten Schwefelallyl als Aroma, so tritt uns Schwefelcyanallyl oder Rhodanallyl als der Geschmack und Duft verleihende Bestandteil fast aller Angehörigen der großen Pflanzenfamilie entgegen, der die Mehrzahl unsrer Gemüsepflanzen angehört, nämlich der Kruciferen. [* 5]
Die unzähligen Kohl-, Rüben- und Retticharten, Senf, Kresse, Meerrettich und viele andre hierher gehörige Pflanzen, enthalten sämtlich mehr oder minder große Mengen von Schwefelcyanallyl oder sehr ähnlichen Verbindungen, und wir haben hier ein recht merkwürdiges Beispiel, wie ein bestimmter Geruchsstoff zum Familiencharakter einer größern Pflanzengruppe gehört und sogar noch auf einige nahe verwandte Familien, die man von ihr abgezweigt hat, wie der Kapparideen, Tropäoleen und Fumariaceen, übergreift.
Noch viel schlimmere Duft
verderber als der Schwefel sind Arsen und Tellur. Tritt einer dieser Stoffe an Stelle des Schwefels in die
Verbindungen der Alkoholreihe ein, so entstehen Stoffe von wahrhaft unerträglichem Geruch, z. B. das Arsenmethyl oder Kakodyl,
dessen Verbindung mit Sauerstoff zur Füllung von Stinkbomben vorgeschlagen worden ist, die allen Ernstes
als Ersatzmittel der chinesischen Stinktöpfe im Krieg dienen sollten. Und dasselbe gilt von all den andern Kakodylen, die
eine würdige Parallele
[* 6] zu den Merkaptanen darstellen.
Hinsichtlich des Tellurs hat man die Erfahrung gemacht, daß höchst geringe Mengen desselben, wenn sie in Form geschmack- und geruchloser Verbindungen eingenommen wurden, dem Atem, der Hautausdünstung und allen Ausscheidungen des Körpers wochenlang einen so entsetzlichen Geruch mitteilten, daß der Betreffende sich nicht in menschliche Gesellschaft wagen konnte. Mehrere Metalle, die an sich geruchlos sind und häufig zu Werkzeugen und Küchengeräten Verwendung finden, wie Zinn, Kupfer [* 7] (Messing) und selbst Eisen, [* 8] erzeugen schon beim bloßen Anfassen mit feuchten Fingern merkbare Gerüc he.
Den aufgezählten Geruchsverderbern gegenüber können Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff als indifferente Elemente bezeichnet
werden. Der Sauerstoff ist vielleicht nicht ganz vorwurfsfrei, da er die sauren Gerüche erzeugt, die ihm seinen Namen gaben,
während Kohlenstoff und Wasserstoff mit und ohne Sauerstoff zahlreiche angenehm duftende
Verbindungen ergeben,
die in der Parfümerie und Konditorei Anwendung finden. So bildet die Molekülgruppe C6H6 den Kern der
sogen. aromatischen Körper, so genannt, weil ihrer Reihe viele wohlriechende Stoffe angehören, wie z. B. diejenigen, denen
Zimt, Benzoe, Gewürznelken, viele Harze und Blumen ihren Duft verdanken.
Eine andre Gruppe bilden die ätherischen Öle
[* 9] von der allgemeinen
Formel C10H16 , die sogen. Kamphene,
zu denen Terpentin-, Wacholder-, Rosmarin-, Zitronen-, Bergamott-, Pomeranzen-, Neroliöl und viele andre aus Holz,
[* 10] Rinden, Blättern,
Blüten und Früchten gewonnene ätherische Öle gehören, die meistens angenehm duften
, wenn auch manche,
wie das Terpentinöl, nur in stark verdünntem Zustand. Eine dritte hierher gehörige Gruppe bilden die Ätherarten, namentlich
die zusammengesetzten, welche aus einem Äther und einer organischen oder unorganischen Säure bestehen und einen häufig sehr
angenehmen obstartigen Geruch besitzen, so daß sie als sogen. Fruchtessenzen in der Likörfabrikation eine ausgedehnte Verwendung
finden. So duften
bereits der Essig- und Salpeteräther recht angenehm, und durch Verbindung vieler organischer Säuren, wie
der Ameisensäure, Baldriansäure, Buttersäure und andrer für sich nicht gerade angenehm duft
ender Säuren, mit Methyl-, Äthyl-
und Amyläther hat man Verbindungen erzeugt, die in starker Verdünnung täuschend den Geruch verschiedener Obstarten (wie
Äpfel, Birnen, Ananas, Erdbeeren etc.) besitzen und möglicherweise in den betreffenden Früchten auch in
kaum nachweisbaren Spuren vorhanden sein mögen.
Über den chemischen Charakter der tierischen Geruchsstoffe kann bisher wenig Allgemeingültiges gesagt werden, da sie noch zu wenig untersucht sind und zum Teil eine ziemlich komplizierte Zusammensetzung zeigen. Vor einigen Jahren hat man Skolopender kennen gelernt, die stark nach Bittermandeln rochen und wirkliche Blausäure aushauchten, ja man hat von am Meer lebenden Bombardierkäfern behauptet, daß ihre stark riechenden und die Finger gelb färbenden Schußwölkchen freies Jod enthalten sollten. Doch klingt das ziemlich unwahrscheinlich.
Über die Bedeutung der Riechstoffe für das Leben der aromatischen Pflanzen tappte man vor wenigen Jahrzehnten
so völlig im Dunkeln, daß Moleschott meinte, der Blumenduft
sei am nächsten den stark duftenden Exkrementen der Tiere zu vergleichen
und nicht einer Seele der Pflanzen«, wovon poetisch gestimmte Pflanzenfreunde und Botaniker, wie Th. Fechner und Ph. v.
Martius, geträumt hatten. Tyndall suchte vor einigen Jahrzehnten nach einer physikalischen Erklärung des Reichtums fast aller
Lippenblütler (Labiaten) an ätherischen Ölen, die er darin zu finden glaubte, daß diese Pflanzen, welche meist an trocknen
Bergwänden oder auf kahlen Felslehnen der Mittelmeerländer wachsen, eine Duft
wolke über sich verbreiten, welche die Strahlen
der brennenden Sonne
[* 11] mildern und ihre ausdörrende Kraft
[* 12] von ihnen abhalten sollte. Er hatte nämlich festgestellt, daß sie
in Dampfform ein außerordentlich großes Aufsaugungsvermögen für strahlende Wärme
[* 13] besitzen, so daß z. B. Luft, die durch
einen mit Thymianöl getränkten Papiercylinder hindurchgesaugt wurde, 68mal, bei Rosmarinöl 75 mal und bei Änisöl gar
350mal soviel Sonnenwärme verschluckte als reine Luft. Allein nach und nach sind so viel verschiedenartige Vorteile der Duft
absonderung
für die Pflanzen ans Licht
[* 14] getreten, daß wir die Fälle gesondert betrachten müssen.
Niederste Pilzformen, wie die Bakterien, scheiden sehr häufig stark riechende Stoffe aus ihrer Nährflüssigkeit aus, und die penetranten Gerüche mancher Fäulnisvorgänge beruhen offenbar auf Abspaltung von Ammoniak und andern stark riechenden Verbindungen durch den Lebensprozeß der Spaltpilze. Da dieser je nach den verschiedenen Arten derselben ¶
ein sehr verschiedener sein kann, so erklärt sich dadurch auch die große Verschiedenheit der Fäulnisgerüche. Ein im Berliner
[* 16] hygienischen Institut ausgebildeter japanischer Arzt, Kitasato, hat sogar im vorigen Jahr einen besonders leicht auf Brot,
[* 17] Reis-
oder Kartoffelbrei zu ziehenden Moschuspilz der Gattung Fuxisporium entdeckt, dessen rötliche, später ziegelrot werdende
Kulturen einen deutlichen Moschusgeruch verbreiten, der sich auch durch Alkohol ausziehen läßt. Es ist
nicht wahrscheinlich, daß diese niedern Organismen von ihren Duft- u. Farbstoff-Entwickelungen irgend einen Vorteil haben
können, im Gegenteil erzeugen viele von ihnen stark riechende Stoffe, die, wenn sie sich in der Nährflüssigkeit anhäufen,
den Erzeuger töten, so z. B. hat E. Baumann Spaltpilze beobachtet, welche Phenol (Karbolsäure), den ärgsten
Feind ihres Lebens, hervorbrachten. Man kann in solchen Fällen nur sagen, daß durch die Verschiedenheit der erzeugten Duft
stoffe
Verschiedenheiten des Lebensprozesses schon bei diesen ureinfachen Wesen angedeutet werden, und dieselbe Bewandtnis hat es
auch wohl mit dem Dufte, den gewisse Algen
[* 18] verbreiten, wie z. B. die Veilchen-Alge (Chroolepus hercynicus),
welche auf dem bekannten Veilchenstein lebt.
In den eigentümlich aromatischen oder auch für unsre Nasen abstoßenden Düften gewisser höherer Pilze [* 19] hat man dagegen bereits Anlockungsmittel für Fliegen, [* 20] Käfer [* 21] und andre Insekten [* 22] vermutet, die in einer bestimmten, bisher noch nicht ermittelten Weise entweder bei der Befruchtung [* 23] oder der Verbreitung der Sporen mitwirken. Viele Pilze bilden den ständigen Versammlungsort zahlreicher Insekten und den Wohnort ihrer Larven, die von dem Fleisch zehren, und manche, wie z. B. der bekannte Gichtschwamm (Phallus impudicus), verbreiten einen so fürchterlichen Aasgeruch, daß sie ihren Standort schon auf weite Entfernungen verraten. Im besondern unentbehrlich erscheint die Mitwirkung lebender Tiere für die Verbreitung gewisser unter der Erdoberfläche wachsender Pilze, wie der Trüffeln und der Hirschbrunst (Elaphomyces cervinus), und dieselben verraten sich in der That den Wildschweinen, Hirschen und gewissen Fliegen durch ihren aus der Erde empordringenden Duft, so daß sie herausgewühlt oder auch von den Fliegenlarven in der Erde besucht werden.
Was man bei den Pilzen bisher nur durch Analogieschlüsse vermuten konnte, daß ihre Duftabsonderung Vermittler für ihre Befruchtung und Verbreitung heranzuziehen bestimmt ist, unterliegt bei den Blütenpflanzen keinem Zweifel mehr. Lebhafte Farben und Düfte unterstützen sich hierbei gegenseitig, und der Zweck oder Nutzen verrät sich offen dadurch, daß Pflanzen, deren Blüten vom Wind befruchtet werden, wie die Gräser, [* 24] Kätzchenbäume u. a., in ihren Blüten weder eine besondere Farbenpracht noch Duftreichtum entwickeln.
Die Wechselbeziehung verrät sich noch weiter darin, daß Blumen, die der Honigausbeutung durch Abend- und Nachtinsekten angepaßt sind, erst des Abends zu duften beginnen und meist trübe oder schneeweiße, allenfalls hellblaue Farben zeigen, wie Zaunwinde, Nachtviole, Türkenbund, Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) u. v. a. Dabei zeigt sich eine enge Anpassung der Duftfarbe an den betreffenden Besucherkreis. So verbreiten viele Aristolochiaceen, Balanophoreen, Stapeliaceen, Aroideen, Rafflesiaceen u. a. Aasgerüche und locken dadurch zu ihren Blüten, die obendrein häufig wie faules Fleisch gefärbt oder gefleckt sind, Scharen von Aasfliegen und andre Aasliebhaber herbei, welche die Befruchtung vollziehen.
Andre Fliegen- und Käferpflanzen haben einen eigentümlichen Stallgeruch, wie z. B. die Eryngium-Arten. Die Bienen und Wespen scheinen Pflanzen mit scharfen Gerüchen, wie die Lippenblütler, die wir als Küchenkräuter verwenden, zu bevorzugen; die dem Besuch der Schmetterlinge [* 25] angepaßten langröhrigen Blumen haben vielfach einen besonders würzigen Lilien-, Nelken- oder Vanilleduft. Auch viele Früchte duften sehr stark, namentlich solche, die ungenießbare Steinkerne besitzen und durch ihr duftendes Fruchtfleisch Tiere anlocken, welche zur Verbreitung der Samen [* 26] beitragen.
Daß aber die Pflanzendüfte nicht einzig der Anlockung von Tieren dienen, geht schon aus dem Umstand hervor, daß nicht bloß die Blumen, sondern häufig die ganze Pflanze, Blätter, Rinde und Wurzeln, duften und mit kleinen Behältern voller streng riechender ätherischer Öle durchsetzt sind. In Bezug auf diese Stoffe wie auf die giftigen Alkaloide, die viele Pflanzen enthalten, schloß bereits Erasmus Darwin im vorigen Jahrhundert, daß sie den Pflanzen als Schutzmittel gegen gefräßige Insektenlarven und Wiederkäuer [* 27] dienen möchten.
In der That sind die starken Düfte mancher Pflanzenblätter vielen Insekten widerlich und sogar tödlich; man braucht nur an den stark aromatischen Walnußbaum zu denken, dessen Laub unter allen unsern Bäumen von Insektenfraß am wenigsten leidet, oder auch an die Insektenpulverpflanze. An den scharfen Duft und Geschmack der Kiefern- und Tannennadeln haben sich freilich viele Insekten gewöhnt. In ähnlicher Weise hat man die scharfen Duftstoffe der Rinden und Wurzeln vieler Pflanzen gedeutet, und in anbetracht des Umstandes, daß namentlich die Wurzeln vieler Sumpfpflanzen scharfe aromatische Stoffe enthalten, wie z. B. die Kalmus-, Ingwer-, Galanga- und Cypergraswurzeln, manche Allium-Arten u. a., hat man geschlossen, daß sie namentlich gegen die im Sumpfboden besonders mächtigen Fäulnisorganismen Schutz bieten dürften. Die streng aromatischen Harzflüsse unsrer Nadelhölzer [* 28] und andrer Bäume sind in ähnlichem Sinn, da sie sich an Wundstellen ergießen, von denen gewöhnlich die Angriffe der krank machenden Parasiten ausgehen, als natürliche Wundbalsame gedeutet worden.
Auch im Tierreich fällt den Duftstoffen offenbar die doppelte Rolle der Anziehung und Abstoßung zu, natürlich mit dem Unterschied, daß es sich hier nicht mehr um eine Wechselbeziehung zwischen Tier und Pflanze, sondern lediglich um eine Wirkung zwischen den Tieren unter sich, um sogen. sympathische und antipathische Wirkungen handelt, von denen die erstern vornehmlich in der geschlechtlichen Anlockung und für das gegenseitige Sichfinden aus der Entfernung eine wichtige Rolle spielen dürften.
Noch bei den Wirbeltieren zeigt die ungemeine, allen übrigen Gehirnsinnesteilen in der untern und ältern Gruppe vorauseilende Entwickelung der Riechlappen, wie der Geruchssinn ehemals die erste Stellung unter den Sinnesorganen einnahm. Bei den Wasserwirbeltieren freilich fiel Geruchs- und Geschmackssinn noch in eins zusammen, da sich bei den stets unter Wasser lebenden Tieren dampfförmige Duftstoffe nicht geltend machen können, obwohl, wie sogleich zu erwähnen sein wird, auch den Wassertieren riechende Absonderungen eigentümlich sind. Im allgemeinen aber bezieht sich das hier zu Bemerkende auf Lufttiere, bei denen der Wirkungskreis der Düfte naturgemäß erst zur vollen Ausdehnung [* 29] gelangt.
Übelriechende antipathische ¶