Dubarry
(spr. dü-),
Marie
Jeanne, Gräfin, die berüchtigte Mätresse
Ludwigs XV. von
Frankreich, natürliche Tochter
eines Acciseeinnehmers,
Namens Vaubernier, geb. zu
Vaucouleurs, ward, früh verwaist, bis zu
ihrem 15. Jahr in einem
Kloster zu
Paris
[* 2] erzogen, nährte sich sodann als Putzmacherin und kam als Freudenmädchen unter dem
Namen
Mademoiselle
Lange zu der berüchtigten
Gourdon. Der
Graf
Jean Dubarry
, dessen Geliebte sie geworden, stellte sie 1769 dem
König
Ludwig XV. vor, in der
Hoffnung, durch sie Vorteile zu erreichen, und dieser verliebte sich auch
sofort in sie. Um ihr einen
Rang am
Hof
[* 3] zu verschaffen, vermählte er sie zum
Schein mit
Jeans
Bruder,
Graf
Guillaume Dubarry
, und
machte sie zu seiner offiziellen Mätresse an
Stelle der 1764 gestorbenen
Marquise von
Pompadour.
Sie mischte sich zwar im allgemeinen nicht in die Regierungsangelegenheiten, war aber ein
Werkzeug in der
Hand
[* 4] andrer. Gutmütig,
wie sie war, half sie auch manchem Unglücklichen.
Ihre
Verschwendung kostete dem König ungeheure
Summen. Zu
Choisy ließ sie
ein kleines
Theater
[* 5] einrichten, auf welchem die schlüpfrigsten
Possen gegeben wurden. Der einzige, der
es unter den
Großen des
Reichs wagte, der Dubarry
nicht zu huldigen, war der
Minister
Choiseul, daher es der seiner
Politik feindseligen
Hof- und Pfaffenpartei leicht wurde, ihn durch den Einfluß der Dubarry
zu stürzen. An seine
Stelle brachte
sie den
Herzog von
Aiguillon,
der, von ihr unterstützt, das
Parlament 1771 aus
Paris vertrieb und darauf ganz aufhob. Nach
Ludwigs XV.
Tod 1774 wurde sie verhaftet und in ein
Kloster bei
Meaux gebracht, aber bald wieder in
Freiheit gesetzt. In der ersten Zeit
der
Revolution ließ man sie unbelästigt in ihrem
Schloß Luciennes bei
Marly; als sie aber die
Emigranten
unterstützte und mit den Anhängern
Brissots in
Verbindung trat, ließ sie
Robespierre guillotinieren. Die unter
ihrem
Namen erschienenen
»Mémoires« (Par. 1830, 6 Bde.;
neue Ausg. 1857) sind unecht.
Vgl. Vatel,
Histoire de
Mademoiselle Dubarry
(Par. 1882-84, 3 Bde.).