Dschajadēva
(ind. Jayadeva),
Name mehrerer ind. Dichter. Besonders bekannt ist Dschajadeva
, der Verfasser des
«Gītagōvinda».
Er stammte aus dem Dorfe Kindubilva in
Bengalen und lebte unter dem Könige Lakshmanasēna von
Bengalen am Anfange des 12. Jahrh.
n. Chr. Der
«Gītagōvinda» schildert in 12
Gesängen die Liebe des Krischna und der Rādhā, ihren Liebeszwist
und ihre Versöhnung. Es ist ein Gesangsspiel, eine Art lyrischen
Dramas. Krischna, Rādhā und ihre Freundinnen treten darin
im Wechselgesange auf: die zahlreichen Metren sind äußerst kunstvoll, die
Sprache
[* 2] schwungvoll und feurig, Alliteration und
Reim sind häufig verwendet, und es werden die Melodien angegeben, nach denen gesungen werden soll.
Ohne
Zweifel ist es nach einem Original in Prakrit gedichtet, worauf schon der
Name gōvinda (Sanskrit gōpēndrā, «Fürst der
Hirten») hinweist. Wie das
Hohe Lied, ist auch der
«Gītagōvinda» mystisch gedeutet worden; schon
in
Indien hat man das Verhältnis
von Krischna zu Rādhā als das von Gott zur Seele aufgefaßt, und in diesem verkehrten
Sinne hat Edw.
Arnold (Lond. 1875) das Werk übersetzt. Herausgegeben ist der
«Gītagōvinda» mit lat.
Übersetzung und Anmerkungen von Lassen
(Bonn
[* 3] 1836),
außerdem oft in
Indien, zum
Teil mit einheimischen Kommentaren
(Bombay
[* 4] 1883). Ins
Englische
[* 5] wurde er übersetzt
von
Sir William
Jones («Works», Bd.
4, 1799) und daraus ins Deutsche
[* 6] von Majer (Weim. 1802) und Dalberg
(Erfurt
[* 7] 1802). Eine meisterhafte, aber leider nicht vollständige,
Übersetzung aus dem Original gab
Rückert in der «Zeitschrift für die
Kunde des Morgenlandes», Bd. 1 (Gött.
1837).
Kein ind. Dichter übertrifft Dschajadeva
an Glut und
Tiefe der Empfindung. Der
«Gītagōvinda» ist bis heute
ein Hauptbuch der Verehrer des Vischnu und wird noch an dem zu Ehren des Krischna gefeierten Feste Rāsa vorgetragen. Dschajadeva
dichtete
auch in
Hindī, und im Adi Granth, der
Bibel
[* 8] der Sikh, befindet sich ein Gedicht von ihm in altem
Hindī, das Trumpp
herausgegeben und übersetzt hat (in den «Sitzungsberichten der Königl. Bayerischen
Akademie», 1879).