Druiden
(Dryiden), die
Priester der kelt.
Völker im alten
Gallien und
Britannien, zwar keine erbliche
Kaste, doch ein
festgeschlossener
Orden,
[* 2] der den ersten, vom
Kriegsdienst und allen öffentlichen
Lasten freien
Stand bildete
und als
Träger
[* 3] der
Religion und gesamten geistigen
Bildung in höchstem Ansehen stand. Den
Namen leitet
Plinius vom griech. drys
(»Eiche«) ab, welche den Druiden
besonders heilig war.
Voß und andre gingen auf das keltische Dru
(»Glaube«) zurück;
Barth hält
das angeblich altbritische und noch jetzt in
Wales übliche
Wort Derwydd oder Dryod (»weiser Mann«) für
das Ursprüngliche.
Die Druiden
lebten nicht abgesondert vom
Volk, wohnten aber in Wäldern und zerfielen in drei
Klassen: Drysiden,
Barden und
Vaten
(Priester, Wahrsager und
Sänger, Naturkundige). An der
Spitze des Ganzen stand ein gewählter Oberpriester; die gewöhnliche
Ordenskleidung bestand aus einem kurzen Unterkleid mit eng zugehenden Ärmeln und aus einem
Mantel (bardocucullus).
Die
Aufnahme in den
Stand der Druiden
wurde selbst von den
Söhnen der angesehensten
Familien erstrebt. Die Neuaufgenommenen genossen
einen bisweilen 20jährigen
Unterricht in der
Religion,
Medizin, Rechtskunde,
Mathematik,
Astronomie
[* 4] und Naturkunde.
Nichts durfte niedergeschrieben und veröffentlicht werden; auch war der gnomische
Vortrag ganz für das
Gedächtnis und ein esoterisches
Wissen berechnet. Die sonst übliche
Schrift der Druiden
bestand aus eigentümlichen
Charakteren,
welche von den
Römern für griechische gehalten wurden.
Ihre
Zeitrechnung scheint einen hohen
Grad von Vollkommenheit gehabt
zu haben. Zur Betrachtung der Himmelskörper sollen sie sich sogar schon der Vergrößerungsgläser (der
sogen. Druiden
köpfe, aus
Kristall oder
Glas
[* 5] geschliffen) bedient haben.
Ihre Heilkunde war mystisch-religiös. Als mächtiger Talisman und Insignie des Ordens galt das mystische Schlangenei, aus dem Geifer von Schlangen [* 6] zusammengeformt, im Mondschein aufgefaßt und im Busen getragen; als das wirksamste Mittel gegen Gift und Unfruchtbarkeit der Tiere die Mistel, am sechsten Tag des Märzmondes feierlich mit goldener Sichel geschnitten. Die druidische Religionslehre hüllte sich in das tiefste Dunkel. Wir wissen nur, daß sie eine Vorsehung über den Volksgöttern, eine Wanderung der unsterblichen Seele, ein Jenseits und eine ewige Materie mit Veränderungen der gegenwärtigen Form durch Feuer und Wasser annahmen.
Den
Gottesdienst verrichteten sie teils auf
Höhen, teils in dichten Eichenhainen.
Noch heute werden in
Frankreich zahlreiche
Anhöhen als Druiden
berge bezeichnet, wie
man in
England die großen Steingehege der
heidnischen Vorzeit
Druidentempel (s. d.)
benennt. Auch
Quellen,
Seen,
Wälder,
Felsen und besonders
Inseln gehörten zu den heiligen Stätten der Druiden.
Für
Druidenaltäre gelten die häufig gefundenen
Dolmen oder großen
Tafelsteine, welche auf senkrechte
Pfeiler so gestellt wurden,
daß sie beweglich blieben.
Menschenopfer waren bis zur römischen Kaiserzeit nicht selten; doch scheinen die meisten derselben nur feierliche Verbrecherhinrichtungen gewesen zu sein und zu Lustrationen gedient zu haben. Die Opfer wurden gewöhnlich massenhaft in riesige Weidengeflechte gesteckt und verbrannt. Vor dem Altar [* 7] stand der Druide weiß gekleidet und mit Eichenlaub bekränzt, bei allen seinen Bewegungen dem Lauf der Sonne [* 8] folgend. Ein Hauptgeschäft für ihn war die Erforschung des Götterwillens aus den Zuckungen und Eingeweiden der Opfer, aus dem Flug der Vögel, [* 9] aus kosmischen und atmosphärischen Erscheinungen, Träumen etc. Götterbilder wurden erst mit der Einführung römischer Kultur allgemein.
Der Einfluß der Druiden
erstreckte sich zur Zeit ihrer
Blüte
[* 10] auf alle Teile des Volkslebens. Alljährlich wurde von ihnen an
einem heiligen
Ort im Gebiet der
Karnuten (der heutigen
Diözese von
Chartres) ein großer
Gerichtstag für
alle
Gaue des
Landes gehalten. Neben dem männlichen
Druidenorden kommt auch ein weiblicher (Druiaden, Druiden
frauen) mit eignen
Vorsteherinnen vor; diese Druiaden waren vorzüglich Wahrsagerinnen oder sogen. kluge
Frauen, blieben unverheiratet und nahmen
später eine ziemlich tiefe
Stufe der
Gesellschaft ein, wenngleich ihre Macht länger dauerte als die der
Druiden;
man nannte sie damals fanae oder fatuae.
Als ursprüngliche
Heimat des Druidentums
nennt
Cäsar
Britannien, und es ist wahrscheinlich, daß hier die ersten Grundlagen
des
Instituts ihre
Ausbildung gefunden haben, von da aber und zwar erst nach dem Zug
des
Bellovesus (um 587
v. Chr.) nach
Gallien
gekommen sind. Hieraus erklärt sich auch, warum man bis jetzt noch nirgends unter den
Kelten außerhalb
Galliens und
Britanniens deutliche
Spuren des Druidentums
angetroffen hat. Die
Römer
[* 11] lernten die Druiden
zuerst durch
Cäsar kennen,
der eine
Spaltung zwischen diesen und dem
Adel für seine politischen
Zwecke klug auszubeuten wußte.
Unter
Augustus wurden die druidischen
Menschenopfer, unter
Claudius alle
Gottesdienste dieser Art verboten.
Schon vorher indessen, mit der Romanisierung der
Gallier, hatten die Druiden
meist aufgehört, ein vom
Staat anerkannter
Stand zu
sein. Dennoch wußten sie durch ihre Zauber- und Wahrsagerkünste das
Volk noch lange
an sich zu ketten, ja sich selbst
in dem für fremden
Aberglauben so empfänglichen
Rom
[* 12] Eingang zu verschaffen.
Noch in weit spätern
Zeiten, als die Druiden
schulen
sich längst in Kollegien christlicher
Professoren verwandelt hatten, z. B. in
Bordeaux,
[* 13]
Chartres,
Toulouse,
[* 14]
Narbonne u. a. O.,
behauptete der von jenen aus ins Volksleben ausgeströmte
Aberglaube sein zähes
Leben und hat sich teilweise
bis auf unsre
Tage vererbt. In
Britannien bestanden die Druiden
besonders als
Barden fort, ebenfalls über die Römerzeit hinaus,
namentlich in
Wales.
Vgl. Davies, Mythology and rites of the British Druids (Lond. 1809);
Toland, History of the Druids (Montrose 1814);
Barth, Über die Druiden
der
Kelten
(Erlang. 1826);
Barghon Fort-Rion, Le [* 15] druidisme au moyen-âge (Par. 1874).